Gerber (Langnau)

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Wappen der Hapbach-Gerber von Langnau im Emmental
Walo Gerber, Rennreiter und Sportflieger (1932)

Gerber ist ein Familienname der Gemeinde Langnau im Emmental.

Geschichte

Der Name Gerber ist in Langnau stark verbreitet und erscheint in den Quellen spätestens im ausgehenden 16. Jahrhundert. Besondere Verbreitung ist in der frühen Neuzeit im Gohlgraben, mit den Höfen Baumgarten, Giebel, Hapbach, Lohngrat und Bluttenried, festzustellen. Die Gerber sind im Gohlgraben mit den Familien Blaser, Bürki, Grimm, Röthlisberger u. a. verschwägert. Eine genaue Filiation oder ein umfassender Stammbaum ist aufgrund der Häufung des Namens und der Quellenlage unmöglich.

Einige Gerber von Langnau waren in der frühen Neuzeit Täufer, die teilweise des Landes verwiesen wurden. Mennoniten aus dem Geschlecht der Gerber von Langnau haben sich auch im Berner Jura angesiedelt (etwa in Mont-Tramelan).

Hapbach-Gerber

Niklaus Gerber (1767–1830) erwarb 1801 von Christian Jakob den Hof Hapbach. Seine Söhne begründeten die heutigen drei Hapbach-Zweige in Thun, in Bern und Grosshöchstetten.

Zweig Thun

Die Brüder Christian (1786–1842) und Johann Gerber gründeten 1836 in Langnau den Käse-, Fell- und Lederhandel Gerber & Co., aus welchem in Thun 1975 die Gerberkäse AG hervorging.

Walter Gerber und Fritz Stettler fanden eine Möglichkeit, Hartkäse unter feuchtwarmen Klimabedingungen haltbar zu machen. Das Schmelzkäse-Verfahren ermöglichte zudem eine sinnvolle Verwertung für Emmentalerkäse. Der Schmelzkäse fand ab 1911 in Schachtelportionen (Gerberkäsli) und der 1936 entwickelte Doppelrahmfrischkäse (Gala) nach einiger Verzögerung zuerst in tropischen Gebieten, später auch in Europa und der Schweiz regen Absatz als Zwischenverpflegung für Freizeitaktivitäten und Proviant in den Armeen. Gerberkäse entwickelte ab 1960 das Fertig-Fondue (Gerber-Fondue) und erschloss sich damit ein neues Absatzfeld. Der Erfolg des Fertig-Fondue ermöglichte auch eine bessere Verwertung der ab den 1950er Jahren rasch steigenden Hartkäseproduktion. Im Jahr 2002/2003 kaufte Emmi AG die Firma Gerberkäse AG auf, 2009 wurde der Produktionsstandort Thun geschlossen.

Zweig Bern

Der Langnauer Spitalverwalter Niklaus Gerber (20. Januar 1788 – 5. Februar 1850) zog nach Bern als Verwalter des Äusseren Sulgenbachgutes des Carl Friedrich von Tscharner (1772–1844). Ab 1834 handelte er zudem mit Käse. Dessen Sohn Samuel Gerber (23. August 1813 – 13. Dezember 1878) kaufte das Stadtbachgut[1] in Bern und erwarb 1865 das bernische Burgerrecht. Er und seine Nachkommen gehören der Gesellschaft zu Kaufleuten an.

Zweig Grosshöchstetten

Michael Gerber (1793–1862) blieb als Jüngster auf dem Hapbach. Niklaus Gerber (1819–1887), einer seiner Söhne, wurde Metzger und liess sich in Thun nieder. In der zweiten Generation war Christian Gerber (1862–1925) Inhaber des Geschäfts. Dessen Söhne Rudolf Gerber (1889–1959) und Hans Gerber (1893–1966) leiteten die zum Grossbetrieb Chr. Gerber Söhne AG (später auch unter dem Namen GEGRO) herangewachsene Metzgerei als dritte und die Brüder Oswald Gerber (1912–1957), Ulrich Gerber (1914–1995) und Niklaus Gerber (* 1915) als vierte Generation. Markus Gerber (* 1946) stand in fünfter Generation an der Spitze der Grossmetzgerei, die ihren Betrieb einstellte und heute als Gerber Immobilien AG weiterbesteht.[2]

Personen

Zweig Thun

  • Niklaus Gerber (1820–1850), Gastwirt zum Falken in Thun
  • Niklaus Gerber (1850–1914), Chemiker, Gründer der Gerber Instruments[4]
  • Max Gerber (1887–1949), Theologe und Sozialdemokrat[5]
  • Walter Gerber (1879–1942), Käsehändler, Schmelzkäseerfinder und Hersteller, Begründer der Gerber AG.
  • Walo Niklaus Gerber (1881–1949), Rennreiter, Sportflieger[6]
  • Viktor Gerber (1891–1949), Chemiker, verheiratet mit Traute Carlsen

Zweig Grosshöchstetten

  • Niklaus Gerber (1819–1887), Begründer der Grossmetzgerei Gerber

Wappen

Die Langnauer Gerber führten in der Neuzeit verschiedene Personenwappen. Die Hapbach-Gerber führen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts einheitlich einen schräglinks in Silber und Schwarz geteilten, schreitenden Steinbock in gewechselten Farben. Die Hapbach-Linie übernahm damit das Wappen der aus Zürich stammenden, 1643 in Bern als Ewige Einwohner aufgenommene Glockengiesser-Familie Gerber, die 1833 ausstarb. Varianten dieses Wappens sind auch für Gerber aus St. Gallen und in Graubünden bekannt.

Archive

Literatur

  • Alex Capus: Patriarchen. Zehn Portraits. Knaus, München 2006, ISBN 978-3-8135-0273-2; btb, München 2008, ISBN 978-3-442-73757-4, S. 153–168 (über Walter Gerber).
  • 125 Jahre Metzgerberuf in der Familie Gerber 1836–1961, 75 Jahre von der kleinen Landmetzgerei zum Grossbetrieb 1886-1961, 40 Jahre Chr. Gerber Söhne Grosshöchstetten – 1921–1961. Herausgegeben von Chr. Gerber Söhne AG, Grosshöchstetten 1961, OCLC 600440370
  • Hans Gerber: Zähjs Holz. Sunntig und Wärchtig, Freud und Leid. Chly öppis vo üsne Vorfahre. Zähjs Holz us em Ämmetal. Selbstverlag, Gümligen 1962, OCLC 603778512.
  • Gerber gestern – Gerber heute. Herausgegeben von Gerberkäse AG, Thun 1985 OCLC 600535932.
  • Berend Strahlmann: Gerber, Niklaus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 253 f. (Digitalisat).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadtbachstrasse 58 im online-Bauinventar der Stadt Bern.
  2. Galerie@1@2Vorlage:Toter Link/www.gerber-fleisch.ch (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf www.gerber-fleisch.ch
  3. Therese Steffen Gerber: Rudolf Gerber. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 26. August 2005, abgerufen am 30. Juni 2019.
  4. Firmengeschichte Gerber Instruments, und Funke-Gerber (Berlin).
  5. Peter Aerne: Max Gerber. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 26. August 2005, abgerufen am 30. Juni 2019.
  6. Walo Niklaus Gerber auf der Seite der Ballongruppe Zürich.