Egmont Websky

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. August 2021 um 13:03 Uhr durch imported>Hopman44(1871512) (→‎Herkunft).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Egmont Websky
Datei:Websky, Egmont (1827-1905).jpg
Egmont Websky. Radierung von H. Wolff

Egmont Websky (* 17. Juli 1827 in Wüstegiersdorf; † 26. Februar 1905 in Breslau) war ein deutscher Textilfabrikant und Reichstagsabgeordneter.

Herkunft

Seine Eltern waren der Gutsherr auf Wüste-Giersdorf und Textilfabrikant Martin Websky († 14. Januar 1869) und dessen Karoline Friederike Kramsta († 2. Januar 1872). Sein Vater war Kommerzienrat und betrieb einen Großhandel mit Leinen, die Hauptertragsquelle der Menschen im südlichen Niederschlesien.[1] Egmont Websky, drittes von sechs Kindern. Sein Bruder Martin (1824–1886) wurde Professor der Mineralogie, sein Bruder Julius (1850–1922), evangelischer Theologe und wurde am 5. Mai 1888 nobilitiert.[2]

Leben und Wirken

Er kam von einem Berliner Gymnasium nach Breslau auf das Maria-Magdalenen-Gymnasium, wo er 1847 die Reifeprüfung ablegte. Nachdem er zunächst zwei Jahre als Landwirt tätig war, studierte er von 1849 bis 1853 in Berlin Naturwissenschaften. Mit der Arbeit De oleo Brassicae Napi promovierte er abschließend zum Dr. phil.

Zusammen mit seinem Vater gründete er eine moderne mechanische Weberei für Leinen und Baumwollstoffe. Er war weder Kaufmann noch Techniker, aber er verstand es, den Anforderungen des neuen Unternehmertyps gerecht zu werden, der mit der Entstehung neuer Wirtschaftsformen in der Mitte des 19. Jahrhunderts gefragt war. Egmont Websky erkannte schon früh die Verantwortung des Unternehmers auch gegenüber dem arbeitenden Menschen. So führte er bereits vor der gesetzlichen Regelung für Fabrikkrankenkassen (1857) eine Unterstützungskasse für seine Arbeiter ein. Diese entwickelte sich so gut, dass er sogar den Frauen während einer sechswöchigen Niederkunftsperiode den vollen Lohn weiter zahlen konnte. Nach der Erweiterung der Leistungen auf eine Unfallversicherung folgte 1869 eine Invaliden- und Sterbekasse. 1867 wurde auch eine Spielschule für Kinder ins Leben gerufen, die bei 350 Arbeitnehmern bereits 1875 etwa 50 Kinder aufnehmen konnte. Dem Wohnungsproblem seiner Leute begegnete er durch das Bauen von Häusern und Gewährung von Darlehen zum Erwerb ihrer Weberhäuschen. Ein „Erholungshaus“ wurde errichtet, ein Armenhaus und das „Katharinenheim“ (benannt nach seiner Frau), in denen Textilarbeiterinnen Erholung und Pflege fanden.

Diese Leistungen brachten nicht nur ihm das Vertrauen seiner Arbeiter, sie dienten auch der Allgemeinheit. Denn Websky brachte seine Erfahrungen in die deutsche Sozialgesetzgebung ein, die vielen Ländern zum Vorbild wurde. Er war national-liberaler Reichstagsabgeordneter von 1871 bis 1877 und von 1887 bis 1890. Von einem der Sozialgesetze sagte er einmal unter dem Eindruck der starken Widerstände und Widersprüche: „Es ist ein Gesetz, an das man mit wahrhaft religiöser Begeisterung herangehen muß, um sich von seiner Durchführung nicht abschrecken zu lassen.“ Von 1889 bis zu seinem Tode war der inzwischen zum Geheimen Kommerzienrat ernannte Egmont Websky Mitglied des Preußischen Staatsrates. Den selten verliehenen Wilhelm-Orden erhielt er „für hervorragende Verdienste um die Wohlfahrt und Veredelung des Volkes im Allgemeinen sowie in Sonderheit auf sozialpolitischem Gebiet.“

Mit der Gründung der Schlesischen Landesversicherungsanstalt (1890) wurde er deren Vorsitzender; in gleicher Position hatte er den Zusammenschluss der schlesischen Textilberufsgenossenschaft bewirkt. Er war 1881 der Initiator der ersten schlesischen Gewerbe- und Industrieausstellung in Breslau, die ein großer Erfolg wurde. Seit 1874 war er Vorsitzender des Schlesischen Zentral-Gewerbevereins. Als Zweiter Vorsitzender des Vereins für das Museum Schlesischer Altertümer (von 1895 bis 1899) war er die treibende Kraft für das Entstehen des „Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer“. Egmont Websky hat nach dem Grundsatz gelebt und gewirkt, den er schon 1869 einmal so formuliert hatte: „Jede Kräftigung des Gemeindelebens, die Stärkung des Bewusstseins, dass ich nicht allein, sondern für einen bestimmten Kreis meiner Mitmenschen mit lebe, halte ich wirklich für die Basis des Bewusstseins unserer Zeit.“

Literatur

  • Joachim Greiff: Egmont Websky. In: Schlesische Lebensbilder. Band 3, 1928, S. 321ff. (mit Bild)
  • Deutsche Biographische Enzyklopädie
  • Jahresbericht 1847 des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena in Breslau

Weblinks

Notizen

  1. vgl. Gerhart Hauptmann: Die Weber
  2. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser, 1907, S.806f