Dobromir Chrysos

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Plan der Burg Prosakos, Sitz des Dobromir Chrysos

Dobromir, in byzantinischen Quellen meist Chrysos (mittelgriechisch Δοβρομηρός Χρύσος, bulgarisch Добромир Хриз, mazedonisch Добромир Хрс; † nach 1202), war ein Feudalherr der Kumanen (Wlachen) und Bulgaren im östlichen Makedonien und Rebell gegen den byzantinischen Kaiser Alexios III. Durch geschicktes Taktieren und wiederholte Seitenwechsel konnte sich der politische Abenteurer mehrere Jahre in der Region gegen seine mächtigen Nachbarn behaupten.

Leben

Chrysos’ Herkunft liegt im Dunkeln. Als die beiden Assen-Brüder Theodor und Iwan 1186 auf dem Balkan einen bewaffneten Aufstand gegen Byzanz entfachten und sich für unabhängig erklärten, blieb er zunächst offiziell mit Byzanz verbündet.

Die bulgarischen Thronwirren von 1196/97 nutzte Chrysos, um in dem zwischen Byzanz und dem Zweiten Bulgarischen Reich umkämpften Makedonien ein quasi-autonomes Herrschaftsgebiet zu etablieren. 1197/98 brachte er Strumica in seine Gewalt; die Burg Prosakos (bei Demir Kapija) am Vardar ließ er zu einer starken Festung ausbauen. Alexios III. strengte im Frühjahr 1199 von Kypsela aus einen Feldzug gegen den Separatisten an, scheiterte aber bei der Belagerung von Prosakos und war gezwungen, Frieden zu schließen. Auf Initiative des Kaisers wurde die Tochter des Protostrators Manuel Kamytzes mit Chrysos verheiratet, wofür dieser sich von seiner ersten Frau scheiden ließ.[1]

Als Manuel Kamytzes im Frühjahr 1200 auf einem Feldzug von dem Bulgarenführer Iwanko gefangen genommen wurde, kaufte nicht der Kaiser, sondern Chrysos seinen Schwiegervater nach mehrmonatiger Haft frei. Beide wandten sich nun gemeinsam gegen Byzanz und brachten im Frühjahr 1201 weite Teile Makedoniens und des nördlichen Thessaliens unter ihre Kontrolle; Chrysos konnte insbesondere Prilep und Pelagonien seinem Machtbereich hinzufügen.

Angesichts der von Kamytzes und Chrysos ausgehenden Bedrohung suchte Kaiser Alexios III. nach einer Verständigung mit Zar Kalojan, zumal sich inzwischen auch Johannes Spyridonakes im östlich benachbarten Thema Smolena selbstständig gemacht hatte. Alexios III. ließ durch eine Armee unter dem Befehl seines Schwiegersohns Alexios Palaiologos zuerst Spyridonakes militärisch ausschalten.

Bei Chrysos setzte Alexios III. zunächst noch einmal auf Heiratsdiplomatie und bot dem Rebellen die Hand seiner Enkelin Theodora Angelina an; die Tochter des Sebastokrators Isaak Komnenos war zuvor mit Iwanko verheiratet gewesen. Chrysos willigte nach längerem Zögern ein und überließ dem Kaiser im Gegenzug Prilep und Pelagonien, wodurch Kamytzes gezwungen war, sich aus Thessalien nach Makedonien zurückzuziehen. Im Frühjahr 1202 mussten sich beide Rebellen schließlich dem Kaiser und seinem General Johannes Ionopolites ergeben. Wenig später wurde Chrysos’ Herrschaftsgebiet von Kalojan dem bulgarischen Reich einverleibt.[2]

Dobromir Chrysos wird mitunter mit dem bulgarischen Bojaren und Sebastokrator Stres († 1214) identifiziert, der nach dem Tod seines Onkels Kalojan 1207 ebenfalls von Prossek aus als serbischer Vasall das Gebiet zwischen Struma und Vardar kontrollierte. Diese Gleichsetzung wird von der Forschung jedoch überwiegend abgelehnt.[3]

Quellen

  • Niketas Choniates, Historia 487; 491; 502–508; 533–535 (ed. Jan-Louis van Dieten, CFHB Ser. Berol. Bd. 11, 1975); Orationes 106–110

Literatur

  • Charles M. Brand: Byzantium confronts the West, 1180–1204. Harvard University Press, Cambridge MA 1968, ISBN 0-8143-1764-2, S. 127–134.
  • Jean-Claude Cheynet: Pouvoir et contestations à Byzance (963–1210) (= Publications de la Sorbonne. Série Byzantina Sorbonensia. Bd. 9). Reimpression. Publications de la Sorbonne Centre de Recherches d'Histoire et de Civilisation Byzantines, Paris 1996, ISBN 2-85944-168-5, S. 132 Nr. 186.
  • Jan-Louis van Dieten: Niketas Choniates. Erläuterungen zu den Reden und Briefen nebst einer Biographie (= Supplementa Byzantina. Bd. 2). Walter de Gruyter, Berlin/New York NY 1971, ISBN 3-11-002290-7, S. 129–136.
  • John Van Antwerp Fine: The Late Medieval Balkans: A critical Survey from the late Twelfth Century to the Ottoman Conquest. University of Michigan Press, Ann Arbor MI 1994, ISBN 0-472-08260-4.
  • Jürgen Hoffmann: Rudimente von Territorialstaaten im Byzantinischen Reich (1071–1210). Ars Una, Neuried 1974, ISBN 3-89391-396-3, S. 47–50.
  • Alexander P. Kazhdan (Hrsg.): The Oxford Dictionary of Byzantium. Oxford University Press, New York NY 1991, ISBN 0-19-504652-8, S. 641.
  • Alexios G. Savvides, Benjamin Hendrickx (Hrsg.): Encyclopaedic Prosopographical Lexicon of Byzantine History and Civilization. Bd. 2: Baanes–Eznik of Kolb. Brepols Publishers, Turnhout 2008, ISBN 978-2-503-52377-4, S. 356–357.
  • Alicia Simpson: Niketas Choniates. A Historiographical Study. Oxford University Press, Oxford 2013, ISBN 978-0-19-967071-0, S. 62–63, 309–310.
  • Paul Stephenson: Byzantium′s Balkan Frontier. A Political Study of the Northern Balkans, 900–1204. Cambridge University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-521-77017-3, S. 307–310.
  • Тома Томов: Добромир Хриз, който владееше Просек и Струмица
    . In:
    Анамнеза
    . Bd. 3, Nr. 1, 2008, ISSN 1312-9295, S. 97–115 (PDF-Datei; 2,2 MB).

Weblinks

Anmerkungen

  1. Vgl. Fine, Late Medieval Balkans, S. 29 f.
  2. Vgl. Fine, Late Medieval Balkans, S. 32 f.
  3. Vgl. Fine, Late Medieval Balkans, S. 95.