Brough Superior SS100

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Brough Superior
Brough Superior of T.E. Lawrence.jpg
Brough Superior SS 100 (1932). Die restaurierte Brough Superior, mit der T. E. Lawrence 1935 verunglückte
Hersteller Brough Superior
Produktionszeitraum 1924 bis 1940
Klasse Motorrad
Motordaten
Viertaktmotor, luftgekühlter Zweizylinder-V-Motor mit 50 Grad Zylinderwinkel, OHV-Ventilsteuerung.
Hubraum (cm³) 988 (KTOR)
996 (JTOR)
Leistung (kW/PS) 45 PS bei 4.300 min−1
(1924, KTOR)
74 PS bei 6.200 min−1
(1934, JTOR)
Höchst­geschwindigkeit (km/h) 177 (Garantie 1934)
Getriebe 3-Gang mit Handschaltung
4-Gang mit Fußschaltung (ab 1932)
Antrieb Kette
Bremsen vorne und hinten: Trommelbremse
Radstand (mm) 1511 (1924)
1422 (1934)
Leergewicht (kg) 149/181
Vorgängermodell Brough Superior SS80
Nachfolgemodell Brough Superior Golden Dream

Die Brough Superior SS100 war ein Sportmotorrad des britischen Herstellers Brough Superior, das von 1924 bis 1940 gebaut wurde. Bei der Vorstellung hatte George Brough den Anspruch, mit der Brough Superior SS100 das schnellste und beste Serienmotorrad der Welt herzustellen. Dies drückte er auch mit einer garantierten Höchstgeschwindigkeit von 100 mph (~161 km/h) aus.[1] Insgesamt 283 Exemplare der SS100 wurden gebaut; heute sind noch 131 Maschinen komplett erhalten.[2]

Geschichte und Technik

Schon das 1923 vorgestellte Vorgängermodell, die Brough Superior SS80, wurde mit einer garantieren Höchstgeschwindigkeit von achtzig Meilen die Stunde angeboten (daher die Zahl 80 in der Modellbezeichnung). Dieses Modell wurde die Grundlage für das Rennmotorrad von Bert Le Vack, der am 27. April 1924 in Arpajon mit einer getunten Brough Superior (JTOR-Prototyp) einen neuen Geschwindigkeitsrekord für Motorräder mit 182,590 km/h aufstellte und bis 1929 noch dreimal verbesserte. Die 1924 vorgestellte SS100 basiert auf Le Vacks Rennmaschine. Der KTOR-JAP-8/45-Motor (Bohrung von 85,5 mm und Hub von 86 mm) wurde von 1925 bis 1929 im Modell SS100 Alpine Grand Sports (AGS) angeboten. Er war mit Bings- oder B&B-Vergaser sowie Magnetzündung ausgestattet, und das Motorrad erreichte mit ihm einen Verbrauch von 50 mpg (5,6 Liter/100 km); bei einem Tankinhalt von 17 Litern war für Touren genügend Reichweite gegeben.[3]

Außer dem Tourenmodell AGS gab es von 1926 bis 1930 das Sportmodell Pendine, das 1928 den Motor JTOR-JAP 8/50 eingebaut bekam und mit „110-Meilen-Garantie“ verkauft wurde. 1929 wurden auch die AGS mit dem JTOR-8/50-Motor von JAP mit 996 cm³ Hubraum (80 mm Bohrung und 99 mm Hub) ausgerüstet, erkennbar an der Doppelauspuffanlage mit Fischschwanzschalldämpfer.[4] 1932 wurde ein 4-Gang-Getriebe angeboten, das über Fußschaltung betätigt wurde, und 1934 wurde der Motor 8/75 von JAP eingebaut. Mit zwei Amal-Vergasern und zwei Magnetzündern ausgestattet, war der „Two-of-Everything“-Motor der leistungsstärkste Serienmotor seiner Zeit. Mit dem 8/75–Motor wurde die garantierte Höchstgeschwindigkeit auf 110 Meilen pro Stunde und mit Beiwagen auf 90 mph festgelegt. Die Reifengröße von 28 Zoll wurde 1934 auf 26 (vorne) und 27 Zoll (hinten) reduziert und der Radstand etwas verkürzt. Nahezu baugleich mit der Sager-Cushion-Gabel von William S. Harley war die geschobene Kurzschwinge, die bei Brough Superior unter dem Namen Castle-Gabel verwendet wurde.[5]

Produzierte SS100 (mit JAP-Motor)[6]
1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938
5 69 46 38 35 29 21 9 11 7 8 2 1 0 2

1936 wurde, statt des JAP-Motors, serienmäßig ein Motor von Matchless eingebaut: Von der Brough Superior SS100 Matchless – wieder mit der 100-Meilen-Garantie – wurden bis 1940 nochmals 102 Exemplare gefertigt, von der heute noch 68 Motorräder erhalten sind.[7]

Den letzten Geschwindigkeitsweltrekord für Brough Superior stellte Eric Fernihough am 19. April 1937 mit einer verkleideten SS100 mit Kompressor in Gyón (Ungarn) mit 273,244 km/h auf.

2012 wurde eine seltene Brough Superior SS100 des Baujahrs 1934 für 309.000 Euro bei Bonhams versteigert.[8]

Privatfahrer

  • T. E. Lawrence besaß sieben Brough Superior: Eine Mark I (1922), eine SS80 (1923), eine SS80 mit Beiwagen (1924) und vier SS100; eine fünfte SS100 wurde bestellt, kam jedoch nicht zur Auslieferung. 1925 kaufte er die ersten 100er-Modelle (SS100 und AGS) die er, wie alle seine Motorräder, mit „George“ bezeichnete. Lawrence war ein Vielfahrer; von 1922 bis September 1926 legte er über 100.000 Meilen mit dem Motorrad zurück. 1929 erwarb er eine weitere AGS („George VI“) und 1932 eine SS100; mit dieser „George VII“ (Kennzeichen GW 2275) verunglückte er tödlich.[9]
  • Konrad Lorenz fuhr 1927 in Wien eine verkleinerte Version der SS100 mit OHV-680-Motor.[10][11]

Weblinks

Commons: Brough Superior SS100 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Paul Collins: Britische Motorradmarken. Von AJS bis Vincent HRD. Motorbuch Verlag, Stuttgart, 1. Auflage 2000, ISBN 3-613-02036-X.
  • Peter Miller: Brough Superior. The Complete Story. The Crowood Press, Ramsbury 2010, ISBN 978-1-84797-112-8.

Einzelnachweise

  1. Peter Miller: Brough Superior. S. 49.
  2. Peter Miller: Brough Superior. Appendix V.
  3. Peter Miller: Brough Superior. S. 232.
  4. Paul Collins: Britische Motorradmarken. S. 34.
  5. Peter Miller: Brough Superior. S. 229.
  6. Peter Miller: Brough Superior. S. 239.
  7. Peter Miller: Brough Superior. Appendix V.
  8. bonhams.com Auktion 19766, Los 320
  9. Peter Miller: Brough Superior. S. 297.
  10. Peter Miller: Brough Superior. S. 71.
  11. Konrad Lorenz (1927)