Benutzer:Rocket Dan/Rosenberg
Rosenberg | ||
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Staat: | Schweiz | |
Kanton: | Zürich (ZH) | |
Bezirk: | Pfäffikon | |
Politische Gemeinde: | Wila | |
Postleitzahl: | 8492 | |
Koordinaten: | Koordinaten fehlen! Hilf mit.Koordinaten fehlen! Hilf mit. | |
Karte | ||
Rosenberg ist ein Weiler der politischen Gemeinde Wila im Bezirk Pfäffikon des Kantons Zürich in der Schweiz.
Der Weiler besteht aus dem markanten Gebäude welches als Bad-Gasthof erbaut wurde (1838) und weiteren Liegenschaften.
Geschichte
Das Rosenbad (1838 - 1858)
Die ersten Gebäude auf dem Rosenberg entstanden in den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts, als ein Bad-gasthof auf der Anhöhe über Wila gebaut wurde. Dieser wurde 1838 eröffnet – zu einer Zeit, als noch kaum jemand zu Hause eine Badewanne stehen hatte, geschweige denn ein komplett eingerichtetes Bade-zimmer wie es heute für jeden selbstverständlich ist.
Im Hülfsbuch für Reisende schreibt I. I. Leuthy: In dem Badhause befindet sich zur ebenen Erde links eine Badküche sammt 4 Badezimmern, in jedem dieser Zimmer sind 3 – 4 Badewannen. … Die Einrichtung ist auch ge-troffen, dass die Badgäste selbst nach Belieben warmes und kaltes Wasser in das Bad fliessen lassen können.
Wenn auch dieses Bad erst seit 2 Jahren besteht, so hat es sich sowohl durch seine innere, moderne, sehr commode Einrichtung, so wie durch äusserst reinliche und gute Be-dienung, ganz besonders aber dadurch der grössten Fre-quenz zu erfreuen, dass seit seinem Entstehen sich das Wasser an vielen Kranken heilsam erwiesen hat. Für Krämpfe, Magenbeschwerden, Gliederschmerzen – ist das Bad besonders gut. Manche, mit diesen Leiden behaftet Ge-wesene, sind in kurzer Zeit des Gänzlichen davon befreit worden.[1]
Es gibt sogar eine tabellarische Analyse der In-haltsstoffe des Wassers: In Granen gemessen fand sich schon zu jener Zeit (!) kohlensaurer Kalk, kohlensaure Bittererde, Kieselerde, Ton-erde sowie Spuren von schwefelsauren und salzsauren Alkalien. Darüber hinaus werden einige Ausflugsziele be-schrieben – Orte, die auch heute noch gerne für Exkursionen angepeilt werden:
I. I. Leuthy schreibt: …z. B. auf das Hörnli, wohin man in zwei Stunden gelangt, auf Winterthur, auch zwei Stunden weit, auf Bauma, wohin man in einer Stunde gelangt u.s.w. Dem Bade gegenüber und nur ¼ Stunde davon ent-fernt, liegt die Ruine Breitlandenberg, wohin man ohne grosse Anstrengung kommt und eine herrliche Aussicht auf zwei Thäler und die Schneegebirge geniesst.[1]
Im Rahmen unserer «Grabe, wo du stehst»-Projekte erlebten wir 1992 diese Badezeit während einiger Wochen mit Schülern und Erwachsenen als histo-risches Spiel nach.
Das "Rosenbad" wechselte 1841 den Besitzer und blieb in seiner Funktion bis 1858 erhalten.
Die Seidenweberei (1858 - 1975)
Im 19. Jahrhundert, dem Zeitalter der Industriellen Revolution, entstanden im Tösstal wie auch in der ganzen Region zahlreiche mechanische Fabriken: Spinnereien, Färbereien, Webereien. Wegen Übervölkerung standen billige Arbeitskräfte zur Verfügung, mit deren Hilfe die bereits ausgebildete Heimindustrie umgewandelt und entwickelt werden konnte. Von jeher wurde und wird auf der ganzen Welt in den Armenhäusern gewoben – und das Tösstal wie auch das gesamte Zürcher Oberland war zu jener Zeit nun mal Zürichs Armenhaus. Im Jahre 1858 erwarben Jakob Schoch und Jakob Furrer, ein ehemaliger Fergger* aus Turbental, das ehemalige Rosenbad und bauten es zur Weberei um. Der Hüttlibach lieferte die Wasserkraft und mit dem Rosenbergweiher bestand auch das nötige Wasserreservoir. Der Erwerb der Wasserrechte zur Nutzung des Rodbachs brachte eine zusätzliche Energiequelle. Anfangs wurden die Maschinen über ein Wasserrad angetrieben, später über eine Turbine.[2][3][4][5]
Seidenweberei Wila
1869 – 1920 war der Rosenberg in wechselnden Händen der Textilunternehmerfamilien Bosshard, Kölliker und Weber. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden unter den Namen "Seidenweberei Wila AG Zürich – Wila Silk Mills Ltd. – Tissage de Soieries Wila SA", einer Fabrikgemeinschaft mit einer weiteren Weberei in Russikon, edle Seidenstoffe produziert und in die ganze Welt exportiert. Dieser Name und der oben abgebildete Briefkopf wurden bis in die 50er-Jahre verwendet.
Cravatex & Colfaro
1954 brach die letzte Ära der Weberei als solche an. Ein junger Créateur und Verkäufer suchte eine Produktionsstätte, wo sich seine Ideen für Krawattenstoffe verweben liessen. Er gründete die Cravatex und fand mit dem Rosenberg, dem damaligen Weberei-Besitzer und seiner Colfaro den perfekten Partner: Die Cravatex entwarf die Krawatten-Dessins, machte Vorgaben zu und Experimente mit neuartigen Materialien und der junge Unternehmer reiste in ganz Europa umher, um seine topmodernen Krawatten zu verkaufen. Seine Bestellungen gingen ausschliesslich an den Rosenberg, und hier wurde exklusiv für die Cravatex gewoben. Die beiden Firmen waren also in fataler Weise voneinander abhängig. Und so traf 1975 das Aus für die Weberei die noch verbliebenen knapp 20 Angestellten auf dem Rosenberg ebenso überraschend wie brutal – eine Entscheidung des Firmenchefs der Cravatex, nachdem er auf seiner letzten Verkaufsreise als Folge der Oelkrise 1973 kaum mehr Aufträge reinholen konnte. Mit der fortschreitenden Globalisierung waren neue Armenhäuser gefunden worden, wo noch billiger produziert werden konnte…
Das Gruppenhaus (1975 - 2019)
Auf der Suche nach einem idealen Ort zum Leben bauten drei Familien die markante Häusergruppe auf dem Rosenberg zu einem soziokulturellen Zentrum aus. Im ehemaligen Webereigebäude entstand ein Gruppenhaus mit einfachen Wohnmöglichkeiten und grosszügigen, vielseitig nutzbaren Arbeitsräumen.
Gegen 100’000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene erlebten im Verlaufe von fast 40 Jahren hier eine unvergessliche Kurswoche oder ein Wochenende. Sehr beliebt war der Rosenberg in dieser Zeit auch für Feste und Feiern.
Unter dem Motto «Grabe wo du stehst» wurde die Geschichte des Rosenberges erlebbar gemacht, die Wasserkraftanlage rekonstruiert und viele ehemalige Zeitzeugen befragt.[6]
Gute handwerkliche Möglichkeiten mit Holz- und Metallwerkstatt, einer Feuerhütte mit Esse und Ambossen, Keramikatelier, Filz-, Näh- und Webatelier sowie eine Umweltwerkstatt mit Angeboten zu Garten, Obst und Wasser prägten den Rosenberg in dieser Zeit.
Der Rosenberg heute (2020 - )
www.rosenberg-wila.ch
Die Wasserkraftanlage
Geschichte
Nach der Versteigerung des Rosenbades nutzten die neuen Besitzer die Anlage zum Betrieb einer mechanischen Weberei. Sie beantragten die Wasserrechte zur Nutzung des Hüttlibachs sowie des Rodbachs als Energiequelle zum Antrieb der Maschinen in der Weberei. Text-Splitter aus dem mehrseitigen Beschluss des Regierungsrathes des Cantons Zürich vom 20. Heumt 1858: Gesuch laut Amtsblatt No 104 v. 26 Christmonat 1858 des J.J. Schoch aus Wyla … wird die Bewilligung erteilt, daselbst eine mechanische Weberei einzurichten, welche mittels einer Turbine in Gang zu setzen ist… das Rodbachwasser in der s.g. Pulvermühle aufzufassen und in einem theils offenen, theils geschlossenen 1400 Fuss langen Känel zum Hüttlibach zu leiten … zur Bezeichnung der Höhenlage vermittelst Setzung eines Marchsteines, zu welchem Behuf der Unternehmer auf den Zeitpunkt der Experten-Untersuchung einen Marchstein von 4 Fuss Länge, 7 bis 8 Zoll Stärke und auf 11/2 Fuss glatt behauen in Bereitschaft zu halten hat.[7]
Von 1859 bis in die 1930er-Jahre wurde die Wasserkraft der beiden Bäche für die Fabrik genutzt. In der Anbauschlacht des zweiten Weltkrieges diente das Wasser dann lediglich noch zur Bewässerung der Gemüsefelder. Mit der Zeit zerfiel die Anlage und das Turbinenhaus wurde gesprengt. Im Rahmen von „Grabe-wo-du-stehst“-Kursen wurde die ehemalige Wasserkraftanlage ab 1989 von über 100 Schulklassen ausgegraben und restauriert. 1996 drehten sich die Räder auf dem Rosenberg wieder mit Wasserkraft. Die Original-Turbine blieb verschwunden und wurde durch eine Peltonturbine aus dem Jahre 1932 ersetzt, welche Lehrlinge aus dem Schutt einer andern Fabrik der Region bergen konnten und restauriert haben. Prunkstück der heutigen Anlage ist ein Peitschenwebstuhl (Honegger 1910), welcher über eine 34 m lange Transmissionsstange und mit Lederriemen angetrieben wird. Heute besteht ein Rundgang mit Infotafeln und sieben Stationen zum Thema Wasserkraftanlage Rosenberg, der bequem in einer guten Stunde erforscht werden kann
Die Anlage
Bild der Wasserkaftanlage ... Der Hüttlibach vereinigt sich mit dem Wasser des Blautopfes und fliesst unter der Töss (Dücker) in den Tössgewerbekanal.
Der Rundgang
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b I. I. Leuthy: Der Begleiter auf der Reise durch die Schweiz. Zürich 1840, ISBN 3-85865-079-X, S. 56 & 57.
- ↑ Martin Widmer: Krawattenende. Limmat Verlag, ISBN 3-85791-450-5.
- ↑ Jäger, Lemmenmeier, Rohr, Wiher: Baumwollen als Schicksalsfaden. Chronos Verlag, Zürich 1986.
- ↑ Jürg Hanser: Die industrielle Revolution im Zürcher Oberland, von der industriellen Erschliessung zum Industrielehrpfad. Buchverlag der Druckerei Wetzikon, 1985.
- ↑ Rudolf Braun: Industrialisierung und Volksleben. Vandenhoeck & Ruprecht, Götingen 1979.
- ↑ Homepage "Grabe wo Du stehst GmbH". Abgerufen am 25. September 2021.
- ↑ Beschluss des Regierungsrathes des Cantons Zürich vom 20. Heumt 1858