The Kin-der-Kids

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The Kin-der-Kids war ein Comicstrip von Lyonel Feininger, der 1906 für nur ein halbes Jahr in der Chicago Sunday Tribune erschienen ist.

Entstehung

Der Erfolg der Comics The Yellow Kid und The Katzenjammer Kids am Anfang des 20. Jahrhunderts brachte auch Proteste mit sich. Frauenverbände und religiöse Gruppen machten diese Comics mit ihren rüden und teilweise anstößigen Darstellungen, mit Geschichten über Kinder, die keine Autorität anerkannten, für den kulturellen Verfall der Jugend verantwortlich und protestierten öffentlich gegen diesen "Schund".

James Keely, der Herausgeber der Chicago Sunday Tribune, wollte diesen Protesten mit ernsthafteren, künstlerischen Comics entgegentreten. Er reiste nach Berlin und schloss Verträge mit den deutschen Zeichnern Hans Horina, Lothar Meggendorfer, Karl Pommerhanz, Victor Schramm, Karl Staudinger und Lyonel Feininger ab. Er hoffte damit, die deutschstämmigen Einwohner Chicagos an die Zeitschrift zu binden. Feiningers Vertrag umfasste zwei Comics, The Kin-der-Kids und Wee Willie Winkie's World. Er zog nach Paris und zeichnete dort die Episoden, die er per Post nach Chicago schickte.

Inhalt

Die Figuren des Comics sind drei Kinder deutscher Auswanderer, die bei ihrer Tante Jim-Jam leben. Die Kinder Daniel Webster, Strenuous Teddy und Piemouth beschließen eines Tages, ihrer Tante, die ihnen ständig Lebertran verabreichen will, davonzulaufen und starten mit ihrem Hund Sherlock Bones und dem aufziehbaren Japaner Japanski, the Clockwork Waterbaby, eine Weltreise in einer großen schwimmenden Badewanne. Mit dieser reisen sie über die Meere, ständig verfolgt von Tante Jim-Jam und Cousin Gus in einem Heißluftballon. Hilfe erfahren sie von Mysterious Pete, der sie einige Male aus bedrohlichen Situationen rettet. Sie landen in England und im zaristischen Russland, bevor die Reihe eingestellt wird.

Stil und Konzeption

Die Zeichnungen und die Seitenaufteilung Feiningers unterschieden sich stark von den Arbeiten der amerikanischen Comiczeichner. Für die erste Seite verwendete er ein ganzseitiges Motiv, in vielen Bildern finden sich großflächige plakative Hintergründe. Seine Zeichnungen waren allerdings wie bewegungslose Schnappschüsse angelegt, eine Bildsprache, die Geschwindigkeit, Richtung oder Bewegung vermittelt, ist nicht vorhanden. Feininger platzierte seine kleinen Sprechblasen eher unauffällig, um den optischen Gesamteindruck seiner Zeichnungen nicht zu beeinflussen.

Durch das Motiv der Verfolgungsjagd konnte sich die Geschichte in den Fortsetzungen immer weiter entwickeln. Diese Idee wurde von Feininger auch konsequent aufgegriffen und umgesetzt, indem einzelne Episoden am Ende nicht vollständig abgeschlossen wurden, sondern erst in der nächsten Folge aufgegriffen und weitererzählt wurden. The Kin-der-Kids gilt daher als erste echte Fortsetzungsreihe des Comics.

Veröffentlichung

Die erste Folge erschien am 29. April 1906. Die Reihe wurde nach einem halben Jahr eingestellt, weil die Verkaufszahlen der Chicago Sunday Tribune ständig sanken, andere Zeitschriften waren an einer Weiterführung des Comics nicht interessiert. Die Charaktere der Comics wurden von Feininger ab 1919 als Vorlagen für Holzfiguren genutzt.

Literatur

  • Lyonel Feininger: Die Comic-Kunst des Lyonel Feininger. Hamburg: Carlsen-Verlag, 1994.
  • Lyonel Feininger: The Kin-Der Kids, Wee Willie Winkie’s World, Herausgegeben von Abraham Melzer mit einem Vorwort von Dr. Günter Metken. Darmstadt: Melzer Verlag, 1975.
  • Andreas Platthaus: Im Comic vereint. Eine Geschichte der Bildgeschichte. Alexander Fest Verlag, 1998.