Bornumer Holz

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Blick durch den Wald mit Buchenbeständen
Schild mit der Eule als Zeichen für den Geschützten Landschaftsbestandteil und dem Hinweis auf eine Hundeauslauffläche vor dem Bornumer Holz
Von seinen Wurzeln abgerissener, umgestürzter Baum; Aufnahme aus dem Jahr 2016

Das Bornumer Holz in Hannover ist ein kleines Waldgebiet am Fuß des nach Westen auslaufenden Lindener Berges.[1]

Das im Stadtteil Badenstedt gelegene Wäldchen, dem im Osten zahlreiche Schrebergärten vorgelagert sind,[1] ist insbesondere für die Anwohner und Anwohnerinnen „ein wichtiges Naherholungsgebiet“ und stellt „eine grüne Verbindung zum Stadtteil Bornum“ her.[2] Das Gebiet ist durch die Güterumgehungsbahn von Süden und Westen her von Schallemission betroffen.[1]

Zu Jahresbeginn geben Frühjahrsblüher dem Waldstück „einen eigenen Reiz.“[1]

Geschichte

Von der ursprünglichen und noch im 19. Jahrhundert vorgefundenen Vegetation des Bornumer Holzes und den in der Landwirtschaft vorgenommenen ehemaligen Realteilungen und den Streifenfluren rund um das Waldstück finden sich heute nur noch Reste.[3]

Lange Zeit diente die Flur Bornumer Holz vor allem von den örtlichen Hofstellen-Inhabern als Gemeindewald. Im Jahr 1856 gab es noch dreizehn Bauern in der Gemarkung Bornum – 3 Vollmeier, 2 Halbmeier und 8 Kötner – die zur Zeit der Verkoppelung im Königreich Hannover anteilige Hude- und Weiderechte in dem Waldstück besaßen.[4]

In seiner 1862 veröffentlichten Schrift Die Farnflora von Hannover beschrieb der Botaniker Georg von Holle seltene Pflanzen im Bornumer Holz, die ähnlich denen zuvor von anderen noch am Benther Berg und wenigen anderen Regionen des heutigen Landes Niedersachsen vorgefundenen wurden und zum Teil als „verschollen“ gelten.[5]

Im Zuge der Industrialisierung verkauften die Bornumer Bauern 1881 Teile ihrer nördlichen Feldmark sowie das Bornumer Holz an die Firma Körting, die dort Häuser für ihre Arbeiter errichten wollte; das ab 1890 entstandene Körtingsdorf.[4]

In der Erzählung seiner Jugenderinnerungen berichtete der Schriftsteller Moritz Jahn, dessen Vater in eine Dienstwohnung[6] auf das Gelände der von Georg Egestorff eingerichteten Saline Egestorffshall in Badenstedt[Anm. 1] versetzt worden war, von einem Spaziergang mit seinen Eltern durch die großteils noch unbebauten Feldfluren des Calenberger Landes bis zum Bornumer Holz und dem dabei gemachten ersten „Walderlebnis“ als Bube. Als Schüler wanderte Moritz Jahn, dessen Familie unterdessen nach Linden umgezogen war, oftmals mit seinen Mitschülern zum nahegelegenen Ihlpohl, in dessen sumpfigen Wasser Stichlinge gefangen werden konnten.[6]

Zur Zeit des Nationalsozialismus erwarb die Stadt Hannover von der Firma Körting[4] im Jahr 1939 das Bornumer Holz,[7] an dem kurze Zeit später das gleichnamige Zwangsarbeiterlager für mehrere tausend Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen eingerichtet wurde.[8] Dieses Lager wurde während des Krieges auch „DAF. Lager. Bornumer-Holz“[Anm. 2] genannt.[9]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Bornumer Holz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Abweichend wurde die Saline Saline Neuhall an der Salinenstraße im heutigen Stadtteil Davenstedt genannt, die aber nicht im heutigen Badenstedt liegt und auch nicht von Egestorff, sondern von der Firma Gebrüder Niemeyer & Co. gegründet wurde; vergleiche Ludwig Hoerner: Agenten, Bader und Copisten. Hannoversches Gewerbe-ABC 1800–1900. Hrsg.: Hannoversche Volksbank, Reichold, Hannover 1995, ISBN 3-930459-09-4, S. 27, vor allem S. 385; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. DAF war eine Abkürzung für Deutsche Arbeitsfront.

Einzelnachweise

  1. a b c d Ulrich Krempel, Brigitte Franzen, Udo Weilacher: Kunst-Garten-Kunst, Hannover: Sprengel Museum, 2003, ISBN 3936859043, S. 86, 88 u.ö.; v.a. S. 89; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. Ulrich Berding, Lisa Nieße, Brigitte Nieße (Red.): Mein Quartier 2030. Integriertes Entwicklungskonzept Ahlem / Badenstedt / Davenstedt, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover - Der Oberbürgermeister, Fachgebiet Planen und Stadtentwicklung, Sachgebiet Stadterneuerung, Hannover: plan zwei Stadtplanung und Architektur, Hannover, 2018, v. a. S. 46; PDF-Dokument von der Seite hannover.de
  3. Bericht der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover, Bd. 146 (2004), S. 40; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. a b c Hartmut Herbst, Erhardt Krübbe: Bornum. Vom Bauerndorf zum Stadtteil. Geschichte eines hannoverschen Stadtteils in Texten und Bildern, 1. Auflage, Herausgeberin: Landeshauptstadt Hannover: Der Oberstadtdirektor – Kulturamt, Hannover 1992, S. 157, 167, 168
  5. Ruprecht Düll, Ludwig Meinunger: Deutschlands Moose. Die Verbreitung der deutschen Moose in der Bundesrepublik Deutschland in den heutigen Grenzen, ihre vertikale und zonale Verbreitung, ihre Arealtypen, Sporophytenhäufigkeit, sowie Angaben zum Rückgang der Arten und zu ihrer Gefährdung, Teil 2: Grimmiales - Orthotrichale, Bad Münstereifel-Ohlerath: IDH-Verlag, 1994, Anmerkungen S. 161; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. a b Eine Lindener Jugend in den neunziger Jahren, in Henning Rischbieter: Hannoversches Lesebuch, oder: Was in und über Hannover geschrieben, gedruckt und gelesen wurde, Band 2: 1850 - 1950, 2. Auflage, Hannover: Schlütersche, 1991, ISBN 3-87706-359-4, S. 147, 152 u.ö.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche, sowie Dieter Brosius: Frühindustrialisierung in Linden – Stagnation in Hannover. In: Geschichte der Stadt Hannover, Bd. 2: Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, hrsg. von Klaus Mlynek und Waldemar R. Röhrbein, schlütersche, Hannover 1994, ISBN 3-87706-364-0, hier: S. 294; online über Google-Bücher
  7. Klaus Mlynek: 1939, in: Hannover Chronik, S. 182f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  8. Geographisches Verzeichnis nationalsozialistischer Lager und Haftstätten, Abschnitt CCP 2, in Martin Weinmann (Hrsg.), Anne Kaiser, Ursula Krause-Schmitt (Beiträger): Das nationalsozialistische Lagersystem. (CCP), 1. Auflage, Frankfurt am Main: Zweitausendeins; Affoltern a.A.: Buch 2000; Wien: VKA-Buchladen und Versand, 1990, S. 467; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  9. Karl Nasemann: Fremdarbeiter und Kriegsgefangene bei der Hanomag, in Silvia Renkewitz (Skript), Werner Miezal (Koord.): Karl Nasemann. Streiflichter eines gewerkschaftlichen und politischen Engagements in Hannover (= Stadtteilkulturarbeit, Heft 1), Projekt: „Menschen unter uns ...“ des Freizeit- und Bildungsheims Weiße Rose, hrsg. zum Stadtjubiläum der 750-Jahrfeier der Stadt Hannover, Hrsg.: Landeshauptstadt Hannover: Der Oberstadtdirektor – Kulturamt, Hannover 1991, S. 43

Koordinaten: 52° 21′ 13,9″ N, 9° 40′ 54,4″ O