BDŽ-Baureihe 01
BDŽ-Baureihe 01 (bis 1936: Baureihe 8.000) | |
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Nummerierung: | BDŽ 01.01 - 01.13 (bis 1936 8.002 - 8.014), 01.14 - 01.23 |
Anzahl: | 23 |
Hersteller: | Hanomag, Hannover Fablok, Chrzanów Henschel, Kassel Borsig, Berlin SLM, Winterthur |
Baujahr(e): | 1930–35 |
Ausmusterung: | bis 1979 |
Achsformel: | 1'D1' h2 |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge über Puffer: | 22.400 mm |
Höhe: | 4.580 mm |
Gesamtradstand: | 11.500 mm |
Radstand mit Tender: | 18.550/18.950 mm |
Dienstmasse: | 99,3 t |
Dienstmasse mit Tender: | 164,6/168,8 t |
Reibungsmasse: | 68,0 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 90 km/h |
Treibraddurchmesser: | 1.650 mm |
Laufraddurchmesser vorn: | 850 mm |
Laufraddurchmesser hinten: | 1.250 mm |
Steuerungsart: | Heusinger |
Zylinderanzahl: | 2 |
Zylinderdurchmesser: | 640 mm |
Kolbenhub: | 700 mm |
Kesselüberdruck: | 16 bar |
Rostfläche: | 4,87 m² |
Überhitzerfläche: | 83,9 m² |
Verdampfungsheizfläche: | 224,1 m² |
Tender: | 2'2' |
Dienstmasse des Tenders: | 65,3/69,5 t |
Wasservorrat: | 28/30 m³ |
Brennstoffvorrat: | 10/11 t |
Bremse: | Handbremse Druckluftbremse Westinghouse |
Steuerung: | Heusinger |
Die Fahrzeuge der BDŽ-Baureihe 01 waren die ersten von der bulgarischen Staatsbahn BDŽ im Rahmen ihres Einheitsprogramms ab 1931 beschafften Dampflokomotiven. Die Schlepptenderlokomotiven mit der Achsfolge 1'D1' (Bauart „Mikado“) waren für den Schnellzugverkehr vorgesehen. Gebaut wurden sie von verschiedenen Lokomotivfabriken in Deutschland, Polen und der Schweiz. Da die in der Schweiz produzierten Exemplare im Rahmen eines Tauschgeschäfts mit bulgarischem Tabak bezahlt wurden, erhielten sie dort den Spitznamen Tabakloks.
Geschichte
Ende der 1920er entschloss sich die BDŽ, angeregt durch die Einheitsdampflokomotiven der Deutschen Reichsbahn, künftig ihre Beschaffung an deren Baugrundsätzen zu orientieren. Wesentliche Elemente der zunächst ab 1931 neubeschafften Baureihen 01, 02 und 10 und 46 waren der Verzicht auf die bislang für bulgarische Loks typische Verbunddampfmaschine zugunsten einfacherer Zwillings- und Drillingsbauarten sowie weitgehend vereinheitlichte Kesselbauarten und Armaturen.[1] Da in Bulgarien kein Hersteller von Dampflokomotiven existierte, wurden alle Lokomotiven in verschiedenen europäischen, vorwiegend aber deutschen Fabriken entworfen und konstruiert. Spezifische Anforderungen des Betriebs in Bulgarien wurden dabei berücksichtigt, so erhielten die bulgarischen Lokomotiven im Vergleich mit deutschen Einheitsbaureihen wesentlich größere Rostflächen, um die dortige Steinkohle mit relativ geringem Heizwert verwenden zu können.[2]
Als erste Baureihe nach den neuen Baugrundsätzen wurde die spätere Baureihe 01 konstruiert und beschafft. Hergestellt wurden die ersten drei Exemplare von Hanomag in Hannover. Abgeliefert wurden die Lokomotiven mit den Hanomag-Fabriknummern 10678 bis 10680 zunächst unter den Betriebsnummern 8.002 bis 8.004. Als 8.001 (ab 1936 als Baureihe 18 bezeichnet) war bereits eine ursprünglich 1912 von Henschel gebaute 1'D-Schlepptenderlokomotive der Reihe 8.01 (ab 1936 als Baureihe 17 bezeichnet) eingereiht, die 1928 nach einem größeren Unfall umfassend umgebaut und mit einer Nachlaufachse versehen worden war.[3] Es ist nicht sicher, ob die Baureihe auch bei Hanomag entworfen wurde, auch wenn dieser Hersteller bereits mehrfach Lokomotiven für Bulgarien entworfen und geliefert hatte. Als Konstrukteursfirma wird auch gelegentlich Schwartzkopff vermutet.[4] Den Vorgaben der Baugrundsätze entsprechend waren wesentliche Teile der Lokomotiven mit den nachfolgenden Baureihen identisch. So war der Kessel baugleich mit den Kesseln der BDŽ-Baureihen 02, 10 und 46. Bereits ein Jahr später erhielt die BDŽ die ersten Serienlieferungen. Nachdem Hanomag im Zuge der Weltwirtschaftskrise den Lokomotivbau aufgegeben hatte, erhielt der polnische Hersteller Fablok seinen ersten Exportauftrag. Mit den Fabriknummern 455 bis 464 kamen 1931 insgesamt 10 Lokomotiven aus Chrzanów. Eingereiht wurden sie unter den Nummern 8.005 bis 8.0014, ab 1936 als 01.04 bis 01.13. Gegenüber der Vorserie erhielten die Lokomotiven vor allem einen etwas längeren Schlepptender mit größerem Fassungsvermögen an Wasser und Kohle.
Weitere Lieferungen kamen 1935 nach Bulgarien, die insgesamt 10 in diesem Jahr gelieferten Lokomotiven verteilten sich auf drei weitere Hersteller. Borsig und Henschel lieferten je zwei Exemplare, die bereits nach dem neuen Nummernsystem der BDŽ als 01.14 und .15 (Borsig-Fabriknummern 14565 und 14566) bzw. 01.16 und .17 (Henschel-Fabriknummern 22598 und 22599) bezeichnet wurden. Außergewöhnlich war der dritte Hersteller, die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik in Winterthur. Die SLM hatte ihre letzten Dampfloklieferungen an die SBB bereits 1917 mit der SBB C 5/6 abgeschlossen. Seither hatte SLM überwiegend Elektrolokomotiven produziert. Im Rahmen eines Clearingabkommens zwischen der Schweiz und dem Königreich Bulgarien wurde die Lieferung der sechs Loks durch SLM mit der Lieferung bulgarischen Tabaks verrechnet. In der Schweiz erhielten die Lokomotiven daher den Spitznamen Tabakloks. Schweizer Tabakhändler warben mit Plakaten, auf denen eine der Lokomotiven abgebildet war.[5] Die bulgarische 01 war der größte je in der Schweiz hergestellte Dampflokomotivtyp.[6]
Eingesetzt wurden die Lokomotiven ab 1930 vor den wichtigsten Zügen der BDŽ, so auch vor dem Orient-Express.[7] Auch die ab 1934 in insgesamt fünf Exemplaren beschaffte Drillingsvariante der 01, die BDŽ-Baureihe 02, bespannte den Orient-Express.
Im 1939 überarbeiteten und endgültig festgelegten Einheitslokprogramm der BDŽ fanden allerdings weder die Baureihe 01 noch ihre Drillingsvariante 02 noch Berücksichtigung.[8] Als Nachfolger waren für den Schnellzugverkehr die 2'D1'-Schlepptenderloks der BDŽ-Baureihe 03 und die 2'C1'-Schlepptenderloks der BDŽ-Baureihe 05 vorgesehen. Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg wurden von den Reihen 03 und 05 aber nur noch wenige Exemplare geliefert.
Alle 23 Lokomotiven der Baureihe 01 überstanden den Krieg und wurden nach 1945 von der BDŽ weiterhin auf ihren wichtigsten Strecken eingesetzt. Ab etwa 1950 wurde ein Teil der Loks mit Masut befeuert.[9] Sie bespannten zuletzt Schnell- und Personenzüge auf der Hauptstrecke in Richtung Türkei zwischen Plowdiw und Svilengrad.[10] Bis 1979 wurde die Baureihe ausgemustert, einige Exemplare allerdings als strategische Reserve in Asenowo in der Nähe von Gorna Orjachowiza hinterstellt.[11]
Mindestens zwei Lokomotiven der Reihe 01 sind erhalten geblieben, beide aus der Lieferserie von SLM. Die 01.23 gehört seit 1988 als betriebsfähige Museumslokomotive zum Bestand der BDŽ, die 01.22 wurde 2006 in ihr Herkunftsland Schweiz zurückgebracht und soll dort betriebsfähig aufgearbeitet werden. Die Lok gehört einem Privatmann und stand bis 2012 bei der Vapeur Val-de-Travers in St. Sulpice. Seitdem ist sie in Full-Reuenthal in Obhut des Vereins 241.A.65, der auch die betriebsfähige SNCF 241.A.65 betreut. Weitere Exemplare der Baureihe standen bis mindestens 2004 noch in Asenowo.[11]
Literatur
- Dimiter Dejanow: Die Lokomotiven der Bulgarischen Staatsbahnen. Slezak, Wien 1990, ISBN 3-85416-150-6
Weblinks
- www.tabaklok.ch, Projekt zur betriebsfähigen Restaurierung der 01.22
- Foto der 01.23 vor einem Sonderzug
Einzelnachweise
- ↑ Dimiter Dejanow: Die Lokomotiven der Bulgarischen Staatsbahnen. Slezak, Wien 1990, S. 44
- ↑ Vergleich der Reihe 01 mit der DR-Baureihe 41 und der JDŽ 06 auf www.voisin.ch (abgerufen am 2. Mai 2013)
- ↑ Dimiter Dejanow: Die Lokomotiven der Bulgarischen Staatsbahnen. Slezak, Wien 1990, S. 38
- ↑ Historie der Baureihe 01 auf tabaklok.ch (abgerufen am 2. Mai 2013)
- ↑ Tabakhandel auf tabaklok.ch (abgerufen am 2. Mai 2013)
- ↑ Baureihe 01 auf tabaklok.ch (abgerufen am 2. Mai 2013)
- ↑ Werner Sölch: Orient-Express. Glanzzeit und Niedergang eines Luxuszuges. 4. Auflage, Alba Verlag, Düsseldorf 1998, ISBN 3-87094-173-1, S. 197 ff.
- ↑ Dimiter Dejanow: Die Lokomotiven der Bulgarischen Staatsbahnen. Slezak, Wien 1990, S. 58
- ↑ Dimiter Dejanow: Die Lokomotiven der Bulgarischen Staatsbahnen. Slezak, Wien 1990, S. 84
- ↑ Harald Navé: Dampflokomotiven in Mittel- und Osteuropa, Franckhsche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1977, ISBN 3-440-04368-1, S. 27
- ↑ a b Strategische Reserve Asenovo auf tabaklok.ch