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Annaliese Mayer-Meintschel
Annaliese Mayer-Meintschel (* 26. Juni 1928 in Rumburk/Rumburg heutiges Tschechien – † 23. April 2020 in Dresden, Oberloschwitz, Sachsen)
Annaliese Mayer-Meintschel war eine deutsche Kunsthistorikerin mit dem Spezialgebiet der Holländischen und Flämische Malerei des 15. bis 18. Jahrhunderts und Direktorin der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden.
Leben und Wirken
Mayer-Meintschel wurde im böhmischen Rumburk geboren und ging 1945 mit ihren Eltern nach Dresden. Nach dem Abitur in Mittweida begann sie 1947 ein Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und mittelalterlichen Geschichte an der Universität Rostock, ging später dann an die Universität Halle und schloss dort ihr Diplomstudium 1952 einer Arbeit zu "Wandkarte und Globus als Bildmotiv im niederländischen Barock" bei Prof. Heinz Ladendorf ab.
Bereits während ihres Studiums rieten ihre akademischen Lehrer dazu nach Dresden zu gehen. So kam die junge Akademikerin 1952 nach Dresden zu den Staatlichen Kunstsammlungen und wurde im Schloss Pillnitz als wissenschaftliche Assistentin eingesetzt. Als 1955 die Sowjetunion einen großen Teil der aus Dresden stammenden Kunstwerke wieder an die DDR zurück überführte war Mayer-Meintschel eine der Kunsthistoriker vor Ort, die die Bilder in Empfang nahmen und wissenschaftlich bearbeiteten. Der Einsatzort wurde von Pillnitz in den Zwinger nach Dresden verlagert.
Unter der Leitung des damaligen Direktors Henner Menz erstellte Mayer-Meintschel zusammen mit ihren Kollegen neue Inventare und begann mit der Gestaltung einer Dauerausstellung. Als ausgewiesene Expertin für niederländische und flämische Kunst konzentrierte sich ihre Arbeit dabei auf die entsprechenden Werke dieser alten Meister.
Während dieser Tätigkeit fertigte sie auch ihre Dissertation zum Thema "Niederländische Gemälde in der Dresdner Galerie. Erwerbungen und Zugänge 1945-1960. Forschungsstand und wissenschaftlicher Katalog" an und wurde am 23.06.1961 zum Dr. phil. an der Karl-Marx-Universität Leipzig promoviert. Die Betreuung hatte Prof. Johannes Jahn übernommen. Ab 1963 war sie Kustos für niederländische Malerei und ab 1968[1]/1970[2] bis zu ihrer Emeritierung 1991 Direktorin der Gemäldegalerie Alte Meister Dresden.
Trotz des sogenannten "Eisernen Vorhangs" und der bilateral angespannten Situation zwischen und Ost- und Westdeutschland bemühte sich Mayer-Meintschel stets um einen möglichst internationalen akademischen Austausch zu Themen der niederländischen und flämischen Malerei. Sie galt sowohl im Bereich der osteuropäischen Kunsthistorikerwelt wie auch im westlichen Ausland als anerkannte Expertin für Vermeer, Rembrandt und auch Rubens.
Während ihrer Zeit als Direktorin entstanden viele Ausstellungen, die internationale Aufmerksamkeit erregten und in den entferntesten Regionen der Welt (Mexiko, Japan, USA, Schweden, Russland, Indien) Kunstwerke aus Dresden bekannt machten.[3] Besondere Aufmerksamkeit erhielt eine Ausstellung zur Europäischen Landschaftsmalerei (1972) und zur Stillebenmalerei (1983).
Neben den Dauer- und Sonderausstellung zeichnete sie auch maßgeblich für die sogenannten Galeriekonzerte verantwortliche, die ursprünglich auf eine Idee von Henner Menz zurückgingen und ab 1960 als institutionalisierte Veranstaltung ihren regelmäßigen Austragungsort im Gobelinsaal der Gemäldegalerie Alte Meister hatten.[4] Dabei wurden ausgewählte Kunstwerke aus den Beständen der Dresdner Galerie zusammen mit einem zeitgenössischen Musikstück präsentiert und von einem kunsthistorischen Fachvortrag flankiert. Die Veranstaltung wurde im Radio der DDR ausgestrahlt und trug somit über die Grenzen Dresdens zur Bekanntheit der Sammlung bei.
Im Jahr 1986 erhielt sie die Möglichkeit am J.P. Getty Museum in Malibu ihre Studien zur niederländischen Malerei in Form eines Forschungsstipendiums zu intensivieren. Hier beschäftigte sie sich vor allem mit Fragen zu dem Dresdner Gemälde "Bei der Kupplerin", 1656, des niederländischen Malers Johannes Vermeer (Gal.-Nr. 1335), aber auch mit Material zu Rembrandts "Selbstbildnis mit Saskia im Gleichnis vom verlorenen Sohn", um 1635 (Gal.-Nr. 1559). Ihre Arbeit in den USA floss später in vielbeachtete Aufsätze zu den beiden genannten Bildern ein. (siehe Bibliografie). Kurz vor ihrer Emeritierung 1991 erhielt sie noch die Möglichkeit als Alisa Bruce Visiting Senior Fellow der National Gallery of Art nach Washington zu gehen und die dortigen Bestände der Nationalbibliothek und anderer Forschungseinrichtungen für ihre Studien zu nutzen.
Aufgrund ihrer Verdienste um die niederländische und flämische Kunstgeschichte wurde sie 1988 in die Koninklijke Academie voor Wetenschappen, Letteren en Schone Kunsten van Belgie aufgenommen, deren Mitglied sie bis zu ihrem Tod 2020 war.
Auch nach ihrer Emeritierung blieb sie den Staatlichen Kunstsammlungen und der Gemäldegalerie Alte Meister im Besonderen eng verbunden.
Anlässlich ihres 80. Geburtstages erschien 2008 der Sammelband "Die Glückseligkeit besteht wesentlich in der Ruhe und Heiterkeit der Seele"[5]an dem diverse namhafte Kunsthistoriker vor allem aus den Niederlanden, Belgien, USA, Tschechien, Russland mitgewirkt haben
Annaliese Mayer-Meintschel war mit dem Autor und Verleger Rudolf Mayer (1928-2008) verheiratet. Zahlreiche Künstler der DDR wie Hermann Glöckner, Ernst Hassebrauk, Carlfriedrich Claus, u.a. aber auch Künstler aus der BRD wie HAP Grieshaber oder die russischen Künstler Anatoli Kaplan, Alexander Rodtschenko waren ihr durch die Arbeit ihres Mannes im Verlag der Kunst persönlich bekannt und zum Teil auch freundschaftlich verbunden. Mit dem Künstler Carlfriedrich Claus tauschte sich Mayer-Meintschel bis zu dessen Tod 1998 in Briefen und Telefonaten über ihre Forschungsergebnisse im Zusammenhang mit den Werken der niederländischen und flämischen Malerei aus.[6] Ernst Hassebrauk porträtierte Ende der 50er Jahre Annaliese Mayer-Meintschel in einer Bleistiftzeichnung.[7]
Werke (Auswahl)
Eine ausführliche Auflistung der Schriften/Vorträge und Galeriekonzerte von Annaliese Mayer-Meintschel befindet sich in: Neidhardt, Uta (Hrsg.): Die Glückseligkeit besteht wesentlich in der Ruhe und Heiterkeit der Seele, Festschrift zum 80.Geburtstag von Annaliese Mayer-Meintschel, Dresden 2008, S. 174-178.
- Die Wanderkarte und der Globus als Bildmotive im niederländischen Barock, Diplomarbeit Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg 1952.
- Das holländische Stilleben, Dresden 1955 (Das kleine Kunstheft 18).
- Niederländische Gemälde in der Dresdner Galerie: Erwerbungen und Zugänge 1945-1960. Forschungsstand und wissenschaftlicher Katalog, Diss. Leipzig 1961.
- Rembrandt und Saskia im Gleichnis vom verlorenen Sohn, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 8 (1970/1971), S. 39-57.
- The Splendor of Dresden. Five Centuries of Art Collecting, Ausst.-Kat. National Gallery of Art, Washington 1978/ Metropolitan Museum of Art, New York 1978/79, The Fine Arts Museum, San Francisco 1979, New York 1978, S. 205-207. [Kat.-Nr. 544-562]
- Die Briefleserin von Jan Vermeer van Delft - zum Inhalt und zur Geschichte des Bildes, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 11 (1978/1979), S. 91-99.
- Vermeers Kupplerin, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 18 (1986), S. 7-18.
- Verdeckte Bilder in Rembrandts Gemälde Selbstbildnis mit Saskia im Gleichnis vom verlorenen Sohn, in: Die Welt am Sonntag, 4.12.1991, S. 31 u. 33.
Weblinks
https://www.skd.museum/presse/2020/die-staatlichen-kunstsammlungen-dresden-trauern-um-annaliese-mayer-meintschel-2661928-2342020/ (25.03.2021, 18:35)
https://www.mdr.de/kultur/ausstellungen/annaliese-mayer-meintschel-gestorben-dresden-100.html (25.03.2021, 18:39 Uhr)
Einzelnachweise
[1] https://www.skd.museum/presse/2020/die-staatlichen-kunstsammlungen-dresden-trauern-um-annaliese-mayer-meintschel-2661928-2342020/ (25.03.2021, 18:35)
[2] Florian Kayser: Selbstverfasster Lebenslauf von Annaliese Mayer-Meintschel aus dem Legat Mayer-Meintschel, Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. (unveröffentlicht)
[3] https://www.mdr.de/kultur/ausstellungen/annaliese-mayer-meintschel-gestorben-dresden-100.html (25.03.2021, 18:39 Uhr)
[4] Neidhardt, Uta (Hrsg.): Die Glückseligkeit besteht wesentlich in der Ruhe und Heiterkeit der Seele, Festschrift zum 80.Geburtstag von Annalies Mayer-Meintschel, Dresden 2008, S. 177.
[5] Neidhardt, Uta (Hrsg.): Die Glückseligkeit besteht wesentlich in der Ruhe und Heiterkeit der Seele, Festschrift zum 80.Geburtstag von Annalies Mayer-Meintschel, Dresden 2008.
[6] Florian Kayser: Selbstverfasster Lebenslauf von Annaliese Mayer-Meintschel aus dem Legat Mayer-Meintschel, Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. (unveröffentlicht)
[7] Dieter Hoffmann: "Ein böhmische Mädchen" Zu einer Bildniszeichnung von Ernst Hassebrauck, in: Neidhardt, Uta (Hrsg.): Die Glückseligkeit besteht wesentlich in der Ruhe und Heiterkeit der Seele, Festschrift zum 80.Geburtstag von Annalies Mayer-Meintschel, Dresden 2008, S. 13-14.
- ↑ SKD trauern um Annaliese Mayer-Meintschel. Abgerufen am 25. März 2021.
- ↑ Florian Kayser: Selbstverfasster Lebenslauf von Annaliese Mayer-Meintschel aus dem Legat Mayer-Meintschel, Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
- ↑ Annaliese Mayer-Meintschel gestorben. Abgerufen am 25. März 2021.
- ↑ Uta Neidhardt: Die Glückseligkeit besteht wesentlich in der Ruhe und Heiterkeit der Seele, Festschrift zum 80.Geburtstag von Annalies Mayer-Meintschel. Hrsg.: Uta Neidhardt u.a. Sandstein Verlag, Dresden 2008, S. 177.
- ↑ Uta Neidhardt,: Neidhardt, Uta (Hrsg.): Die Glückseligkeit besteht wesentlich in der Ruhe und Heiterkeit der Seele, Festschrift zum 80.Geburtstag von Annalies Mayer-Meintschel. Hrsg.: Uta Neidhardt u.a. Sandstein Verlag, Dresden 2008.
- ↑ Florian Kayser: Selbstverfasster Lebenslauf von Annaliese Mayer-Meintschel aus dem Legat Mayer-Meintschel, Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. (unveröffentlicht). (2020/2021).
- ↑ Dieter Hoffmann: "Ein böhmisches Mädchen" Zu einer Bildniszeichnung von Ernst Hassebrauck, in: Die Glückseligkeit besteht wesentlich in der Ruhe und Heiterkeit der Seele, Festschrift zum 80.Geburtstag von Annalies Mayer-Meintschel. Hrsg.: Uta Neidhardt u.a. Sandstein Verlag, Dresden 2008, S. 13–14.