Rinaldo di Capua

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Rinaldo di (da) Capua (* um 1710 in Capua; † um 1770 in Neapel) war ein italienischer Komponist. Nur wenige seiner Werke sind erhalten. Sie gehören dem neapolitanischen Stil an und beeinflussten die Entwicklung der frühen Opéra-comique.[1]

Leben

Über seine Herkunft, Leben und Werdegang wird viel spekuliert. Dem Musikhistoriker Charles Burney zufolge war Rinaldo ein uneheliches Kind einer hochgestellten Familie.[1] Der Namenszusatz „di Capua“ bezeichnet daher vermutlich seinen Geburtsort.[2] Anfänglich nutzte er seine Begabung als reinen Zeitvertreib. Nachdem er seinen Vater beerbte und das Geld allmählich zur Neige ging, war Rinaldo gezwungen, den Beruf des Komponisten ernsthaft weiterzuverfolgen – dies mit beachtlichem Erfolg, denn spätestens 1737 nach seiner Vertonung von Ciro riconosciuto war er in Italien in aller Munde. Rinaldos bekanntestes Werk Vologeso, re de’ Parti, uraufgeführt 1739 in Rom, bezeichnete Burney als perfektes Beispiel für die dramatische Komposition. 1740 weilte er in Lissabon, wo er drei Opera seria schrieb. 1742 kehrte Rinaldo nach Rom zurück. In Paris wurden seine beiden Intermezzi La donna superba (1752) sowie La zingara (1753) aufgeführt. Letzteres spielte eine bedeutende Rolle im Buffonistenstreit und war bei seinen Zeitgenossen sehr beliebt.[3] Seine letzte Opera seria war Adriano in Siria von 1758. Anschließend widmete er sich ganz der komischen Oper. Die letzten Jahre seines erfüllten Lebens verbrachte Rinaldo in einem melancholischen und unproduktiven Lebenswandel. Als ihn Burney 1770 in Rom aufsuchte, fand er Rinaldo in einer bedrückenden wirtschaftlichen Situation. 1778 wurde mit La Giocondina seine letzte komische Oper uraufgeführt. Die Motive seines „ungerathenen“ Sohnes, einen großen Teil von Rinaldos Nachlass „für Makulatur zu verkaufen“, darunter viele unveröffentlichte Manuskripte, sind nur schwer nachzuvollziehen.[4][5]

Möglicherweise ist Rinaldo di Capua der Vater des Komponisten Marcello Bernardini (Marcello di Capua).[2]

Erhaltene Werke

Insgesamt wurden ungefähr 40 Bühnenwerke Rinaldos identifiziert. Von diesen sind zwei zweifelhaft. Einige seiner Werke wurden später bearbeitet und unter anderen Namen veröffentlicht. Außerdem gibt es gelegentlich Verwechslungen mit den Werken von Marcello di Capua.[2]

  • Vologeso, re de’ Parti, dramma per musica, Libretto von Guido Eustachio Luccarelli nach Apostolo Zenos Lucio Vero, Rom, 1739 im Teatro Argentina
  • Farnace, dramma per musica, Libretto von Antonio Maria Lucchini, Venedig, Herbst 1739 im Teatro San Giovanni Grisostomo
  • Catone in Utica, dramma per musica, Libretto von Pietro Metastasio, Lissabon, 1740 im Teatro Condes
  • Il bravo burlato, intermezzo in 2 Akten, Libretto von Antonio Pavoni, Rom, Karneval 1745 im Teatro Pallacorda
  • Gli impostori, dramma giocoso, Modena, 1751 im Teatro Ducale
  • La zingara, intermezzo, Paris, 1753; enthält sechs überarbeitete Arien aus Il cavalier Mignatta von 1751; mehrere Bearbeitungen sind erhalten, z. B. 1755 von Charles-Simon Favart unter dem Titel La bohémienne in französischer Sprache unter Einfügung von Arien anderer Komponisten
  • Adriano in Siria, dramma per musica, Libretto von Pietro Metastasio, Rom, 2. Januar 1758 im Teatro Argentina
  • Il caffè di campagna, farsetta in 2 Akten, Libretto von Pietro Chiari, Rom, Karneval 1764 im Teatro della Pace
  • I finti pazzi per amore, farsetta in 2 Akten, Libretto von Tommaso Mariani, Rom, Karneval 1770 im Teatro della Pace
  • La donna vendicativa, o sia L'erudito spropositato, farsetta in 2 Akten, Libretto von Alessandro Pioli, Rom, Karneval 1771 im Teatro della Pace
  • Einige einzelne Arien, Ouvertüren und Sinfonien.

Literatur

  • Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Friedrich Blume, Band 11 (Rasch-Schnyder von Wartensee), Bärenreiter, 1963, S. 535 ff
  • The New Grove Dictionary of Music and Musicans, edited by Stanley Sadie, Volume 16 (Riegel-Schusterfleck), Macmillan Publishers Limited, 1980, S. 42 f

Weblinks

Commons: Rinaldo di Capua – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Honegger/Massenkeil: Das große Lexikon der Musik, Herder, Freiburg 1976, Band 7, S. 92.
  2. a b c Claudio Gallico: Rinaldo di [da] Capua. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  3. David DiChiera und Peter Schleuning: Rinaldo di Capua in Die Musik in Geschichte und Gegenwart, S. 63154 (vgl. MGG Bd. 11, S. 535 ff.) Bärenreiter-Verlag 1986 (Digitale Bibliothek Band 60).
  4. Charles Burney: Tagebuch einer Musikalischen Reise durch Frankreich und Italien, Rom, Dienstags, den 25sten September. Beschreibung Rinaldo di Capuas.
  5. Rinaldo di Capua in Grove's Dictionary of Music and Musicans, edited by J. Fuller Maitland, Volume 4 (Q to S), Macmillan and Co. Ltd., 1908 dito mit 1914, S. 105 f.