Zeche Victor

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Zeche Victor
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
RHK port Victor.jpg

Hafen Victor, rechts, an der Südseite des Kanals
Förderung/Jahr bis ca. 2,5 Mio. t
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betriebsbeginn 1877
Betriebsende 1973
Nachfolgenutzung Gewerbefläche
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Steinkohle
Geographische Lage
Koordinaten 51° 34′ 35,3″ N, 7° 18′ 5,1″ OKoordinaten: 51° 34′ 35,3″ N, 7° 18′ 5,1″ O
Zeche Victor (Regionalverband Ruhr)
Lage Zeche Victor
Standort Rauxel
Gemeinde Castrop-Rauxel
Kreis (NUTS3) Recklinghausen
Land Land Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Revier Ruhrrevier

Die Zeche Victor war ein Steinkohlen-Bergwerk in Castrop-Rauxel im Ruhrgebiet.

Geschichte

1871–1910

Bereits in den 1860er Jahren waren mehrere voneinander unabhängige Schürfgesellschaften bei der Suche nach Steinkohlenvorkommen im Gebiet um die Dörfer Rauxel und Ickern fündig geworden.

1871 wurden mehrere Grubenfelder durch die Essener Unternehmer Friedrich Grillo und Ernst Waldthausen (1811–1883) unter den Grubenfeldnamen Victor und Ickern konsolidiert. Die neu gegründete Gewerkschaft Victor begann 1872 mit dem Abteufen des Schachts Victor 1 an der Wartburgstraße.

Nach einigen technischen Schwierigkeiten durch Wasserzuflüsse konnte 1875 die Endteufe erreicht werden. Der Schacht erhielt einen Malakow-Turm und ging 1877 vollständig in Betrieb.

Die wirtschaftliche Stabilität der Gewerkschaft Victor ermöglichte einen zügigen Ausbau der Tagesanlagen. Aufgrund der Schlagwettergefährdung der Zeche wurde von 1884 bis 1887 südöstlich des ersten Schachts ein Wetterschacht abgeteuft.

1887 erwarb August Thyssen Kuxe der Gewerkschaft Victor. Dadurch intensivierte sich die Zusammenarbeit der Gewerkschaft Victor mit den Thyssen-Unternehmungen als großem Montankonzern des Ruhrgebiets. Dies machte sich auch durch weitere Expansionsmaßnahmen bei den Tagesanlagen bemerkbar.

Schacht 1 erhielt 1890 ein eingezogenes bzw. auf den Malakow-Turm aufgesetztes Fördergerüst. Neben Schacht 1 wurde von 1888 bis 1890 der Schacht 2 niedergebracht, der in der Folge zum Förderschacht mit Doppelförderung ausgebaut wurde. Weiterhin wurden eine Kokerei neben Schacht 1/2 und ein zecheneigener Hafen am Rhein-Herne-Kanal gebaut.

1899 wurde mit der Erschließung des nordöstlichen Feldesteils begonnen. Zunächst wurde in Habinghorst der Schacht 3 abgeteuft. Dieser ging nach einigen technischen Schwierigkeiten 1905 in Betrieb. Es war aber von vorneherein der Aufschluss durch eine Doppelschachtanlage geplant. Daher wurde von 1901 bis 1907 neben Schacht 3 der Schacht 4 abgeteuft. Dieser wurde als zentraler Förderschacht ausgebaut und mit einer Doppelförderung versehen.

1905 wurde auf Schacht Victor 3/4 eine weitere Kokerei in Betrieb genommen.

Weiterhin wurde der alte Wetterschacht im Südostfeld mit einer kleinen Fördereinrichtung versehen und fortan als Schacht Victor 5 geführt.

1910–1945

In den Folgejahren gründete die Gewerkschaft Victor die Gewerkschaft Ickern, um nordöstlich von Victor 3/4 eine Anschlussanlage zu errichten. Aus dieser entstand die Zeche Ickern.

1910 wurden beide Gewerkschaften durch den Lothringer Hüttenverein Aumetz-Friede AG erworben, wodurch die Zechen Victor und Ickern Teil eines großen Montankonzerns wurden.

Die jährliche Kohleförderung erreichte den Wert von 1,2 Millionen Tonnen Fett- und Gaskohle bei einer Kokserzeugung von 800.000 Tonnen. Kurzfristig wurde auf der Schachtanlage 1/2 eine Brikettfabrik für Esskohlenbriketts betrieben.

Nach dem Ersten Weltkrieg mussten die Besitzverhältnisse der Gewerkschaft Victor und des Lothringer Hüttenvereins neu geordnet werden, auch wegen der Abspaltung Lothringens vom Deutschen Reich als Folge des Versailler Vertrages. Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Peter Klöckner löste den Hüttenverein und die Gewerkschaften 1922 auf und übernahm die Zechen Victor und Ickern in die Klöckner-Werke AG. Es wurde ein fördertechnischer Verbund zwischen Victor 3/4 und Ickern 1/2 aufgefahren.

1923 bis 1924 wurde die Zeche Victor im Rahmen des Ruhrkampfes durch französische Truppen besetzt gehalten.

Im Jahre 1934 wurden in Nachbarschaft zu Schacht Victor 1/2 durch eine neu gegründete Gewerkschaft Victor umfangreiche chemische Betriebe errichtet, die zur Kohlehydrierung dienen sollten. Das führte dazu, dass die Zeche Victor gegen Ende des Zweiten Weltkrieges verstärkt zum Ziel alliierter Bombenangriffe wurde.

Im Kriege erreichte die gemeinsame Förderung von Victor und Ickern den Wert von 2,5 Millionen Tonnen jährlich.

Beide Kokereien mussten 1945 wegen zu starker Zerstörungen außer Betrieb genommen werden. Weiterhin wurde zunächst der Förderverbund zwischen Victor und Ickern wieder aufgelöst.

1945–1973

Nach dem Kriege wurden die Klöckner-Werke gemäß Anweisung des Alliierten Kontrollrates entflochten. Die dem Konzern angehörigen Bergwerksbetriebe wurden in einzelne Gesellschaften aufgespalten, die ab 1953 wiederum in die Klöckner-Bergbau Victor-Ickern AG und andere Tochtergesellschaften aufgingen.

Die neue Kokerei auf Schacht 3/4 ging 1948 in Betrieb. Die Förderung erreichte bald 1,3 Millionen Tonnen Kohle jährlich bei 5.600 Beschäftigten.

Ab 1955 wurde die Förderung auf der Schachtanlage 1/2 eingestellt. Schacht 1 wurde teilverfüllt, die Schächte 2 und 5 blieben als Seilfahrt-, Wetter- und Wasserhaltungsschächte in Betrieb.

1960 bis 1962 wurde zwischen Victor 1/2 und Victor 3/4 der Wetterschacht Victor 6 abgeteuft. Nach dessen Inbetriebnahme wurden die Schächte 1, 2 und 5 abgeworfen und endgültig verfüllt. Weiterhin wurde der Förderverbund mit der Zeche Ickern wieder in Betrieb genommen, bei zunehmender Verlagerung der Förderung auf die Schachtanlage Ickern 1/2.

1968 ging die Zeche in den Besitz der Ruhrkohle AG über.

1970 erreichte die gemeinsame Förderung Victor-Ickern den Wert von 2,23 Millionen Tonnen Kohle.

Stilllegung

Im Rahmen des Gesamtanpassungsplanes des Ruhrbergbaus wurden nach und nach die am wenigsten produktiven Anlagen bzw. die Anlagen mit der voraussichtlich geringsten Lebensdauer außer Betrieb genommen.

Daher wurde 1972 die Kokerei Victor 3/4 stillgelegt. Weiterhin wurde für das nächste Geschäftsjahr die Gesamtstilllegung der Anlage beschlossen.

Die letzte Schicht erfolgte am 30. September 1973.

Im Anschluss erfolgte die Verfüllung der Schächte und der Abbruch der Tagesanlagen.

Heutiger Zustand

Auf den Arealen der Zeche Victor 1/2 und der Zeche Victor 3/4 sind nach und nach Gewerbeansiedlungen erfolgt, einige Nebengebäude sowie Teile der Zechenmauern sind noch zu erkennen. Der ehemalige Zechenhafen, jetzt Hafen Victor, am Rhein-Herne-Kanal dient zur Anlandung von Kohle. Zudem werden Mittelstandsparks auf den ehemaligen Zechengeländen errichtet, welche vor allem mit Birken bepflanzt werden.

Literatur

  • Tilo Cramm: Bergbau ist nicht eines Mannes Sache. Das Bergwerk Victor-Ickern in Castrop-Rauxel. Klartext-Verlag, Essen 2001, ISBN 3-88474-928-5.
  • Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 6. erweiterte und aktualisierte Auflage, Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster KG, Königstein i. Taunus, 2006, ISBN 3784569943

Weblinks