Nicholas Revett

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Nicholas Revett
The Antiquities of Athens Band 1, 1762

Nicholas Revett (* Mai 1720 in Brandeston Hall bei Framlingham, Suffolk; † 3. Juni 1804 ebenda) war ein britischer Landadliger und Amateurarchitekt, Amateurarchäologe und -maler, der insbesondere durch seine Aufnahmen antiker Bauten bekannt wurde.

Leben und Werk

Nicholas Revett war der zweite Sohn des wohlhabenden Landadligen John Revett (1691–1756). Im September 1742 reiste er auf seiner Grand Tour nach Rom, wo er Malerei bei Marco Benefiale (1684–1764) studierte. In Rom lernte er James Stuart (1713–1788) kennen. Im April 1748 unternahm er mit diesem sowie dem Architekten Matthew Brettingham und dem Maler Gavin Hamilton eine Reise zum Studium der antiken Überreste in Neapel.

Revett und Stuart fassten auf dieser Reise den Plan eines Projekts zur Vermessung der antiken Bauten in Athen und Attika nach dem Vorbild der Édifices antiques de Rome (1692) des französischen Architekten Antoine Desgodetz (1653–1728). Hierin wurden sie bestärkt durch die Altertumsforscher James Dawkins (1722–1757), Robert Wood (1717–1771) und John Bouverie (1723–1750), die sie 1749 bei der Vorbereitung von deren Studienreise in den östlichen Mittelmeerraum in Rom trafen. Sie publizierten 1748 Proposals for Publishing an Accurate Description of the Antiquities of Athens. Durch ihre Kontakte zur Society of Dilettanti, Revett wurde 1751 zum Mitglied gewählt, gelang ihnen die Finanzierung ihrer Reise im Auftrag der Gesellschaft.

Revett und Stuart verließen 1750 Rom. Sie reisten nach einem Aufenthalt in Venedig und einem Abstecher nach Pula und an die dalmatinische Küste von Venedig nach Athen, wo sie im März 1751 eintrafen. Hier machten sie genaue Aufnahmen der antiken Ruinen von Athen sowie in dessen Umgebung, wobei Revett für die exakte Vermessung und die Planzeichnungen der Bauten zuständig war, Stuart für die Veduten und den Text. Revett kann als Vorläufer eines modernen Bauforschers angesehen werden. Ab 1753 bereisten sie große Teile Griechenlands und der Küste Kleinasiens.

Unmittelbar nach ihrer Rückkehr nach London im Frühjahr 1755 begannen Stuart und Revett mit der Ausarbeitung ihres Werkes The Antiquities of Athens, dessen erster Band 1762/63 erschien, Revett schied jedoch noch vor Erscheinen des ersten Bandes aus dem Vorhaben aus und ließ sich auszahlen. Daher ist der Ruhm des Werkes überwiegend mit James Stuart verbunden.

Ab Juni 1764 unternahm Revett eine weitere Forschungsreise im Auftrag der Society of Dilettanti mit dem Altertumswissenschaftler Richard Chandler (1738–1810) und dem Maler William Pars (1742–1782) nach Kleinasien, um auch dort die antiken Monumente zu untersuchen und genaue Bauaufnahmen vorzunehmen. 1765/66 bereisten sie Griechenland. Auch auf dieser Reise war Revett wieder für die genaue Aufnahme der Bauten zuständig. 1769–97 wurden ihre Ergebnisse von der Society of Dilettanti in dem Werk The Antiquities of Ionia publiziert. Die Antiquities of Athens und die Antiquities of Ionia stellen Revetts wichtigsten Beitrag für die Architekturgeschichte dar, stellten sie doch erstmal die griechisch-antiken Vorlagen für die Architekten des Klassizismus in England und Europa durch Abbildungen zur Verfügung.

Als Architekt entwarf Revett, der keine formale Ausbildung als solcher hatte, für Freunde die Umgestaltung englischer Landsitze im „griechischen Stil“ (Greek Revival). Dazu gehörten Standlynch House in Wiltshire für Henry Dawkins, Bruder von James Dawkins, und West Wycombe Park in Buckinghamshire für Francis Dashwood, beide Mitglieder der Society of Dilettanti. In Ayot Saint Lawrence in Hertfordshire errichtete er eine Kirche für Sir Lionel Lyde (1778/79).[1]

Veröffentlichungen

  • mit James Stuart: The Antiquities of Athens.[2]
  • mit Richard Chandler, William Pars: Ionian Antiquities. London 1769 (Digital).
    • Zweite erweiterte Ausgabe London 1785.
  • mit Richard Chandler, William Pars: Antiquities of Ionia. Part the Second. London 1797 (Digital).
    • Neuausgabe: The Antiquities of Ionia. 4 Bände, London 1821–1881 (Digital).
  • mit Richard Chandler: Travels in Asia Minor and Greece, or: An account of a tour made at the expense of the Society of Dilettanti. with corrections and remarks by Nicholas Revett. 2 Bände, Oxford 1825 (Digital).

Literatur

  • The Gentleman’s Magazine 1st series 74, 1804, S. 690–691 (Digital).
  • Lionel Henry Cust: Revett, Nicholas. In: Sidney Lee (Hrsg.): Dictionary of National Biography. Band 48: Reilly – Robins. MacMillan & Co, Smith, Elder & Co., New York City / London 1896, S. 34–35 (englisch, Volltext [Wikisource])..
  • Lesley Lawrence: Stuart and Revett. Their literary and architectural careers. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes. 2, 1938/39, S. 128–146.
  • Eileen Harris: British Architectural Books and Writers 1556–1785. Cambridge University Press, Cambridge 1990, ISBN 0-521-38551-2, S. 439–450.
  • Howard Colvin: A Biographical Dictionary of British Architects 1600–1804. 3. Auflage. Yale University Press, New Haven/London 1995, ISBN 0-300-06091-2, S. 806–808.
  • Anne Purchas: Revett, Nicholas. In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Band 46: Randolph–Rippingille. Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861396-2, S. 514–515 (oxforddnb.com Lizenz erforderlich), Stand: 2004
  • Christoph Höcker: Revett, Nicholas. In: Peter Kuhlmann, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Altertumswissenschaften. Biographisches Lexikon (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 6). Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02033-8, Sp. 1050–1052.

Anmerkungen

  1. Ayot St Lawrence. The History of the Palladian church.
  2. Zu den verschiedenen Auflagen und Druckdaten, gekürzten Ausgaben und Übersetzungen des Werkes siehe Eileen Harris: British Architectural Books and Writers 1556–1785. Cambridge University Press, Cambridge 1990, ISBN 0-521-38551-2, S. 448–450; Ulrike Steiner: Die Anfänge der Archäologie in Folio und Oktav. Fremdsprachige Antikenpublikationen und Reiseberichte in deutschen Ausgaben. Franz Philipp Rutzen, Ruhpolding 2005, ISBN 3-938646-02-0, S. 260–269.

Weblinks