Testbenzin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. November 2021 um 20:33 Uhr durch imported>958s(3594255) (P-Sätze aktualisiert, da in der Quelle geändert).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Testbenzin
Andere Namen
  • Testbenzin, allgemein[1]
  • Testbenzin, aromatenhaltig[2]
  • Testbenzin, aromatenfrei[3]
  • Siedegrenzbenzin
  • Waschbenzin
  • Lackbenzin
  • Terpentinersatz, Terpentinölersatz
  • Kristallöl (Shell™; K-Benzin)
  • Sangajol
  • White Spirit (UK)
  • Mineral Spirit (US)
  • VM+P Naphtha (US)
  • Stoddard Solvent
  • Spezialbenzin
Handelsnamen

Exxsol™; Shellsol™; Scharrsol Isopar™; Solvent; Sangajol (5038®); Kristallöl™; Hydrosol; Total Spiridane®; Varsol™; Total Isane

Kurzbeschreibung farbloses, flüchtiges Lösungsmittel
Herkunft

fossil

CAS-Nummer

64742-82-1

Eigenschaften
Aggregatzustand flüssig
Siedebereich
  • Typ 1: 130 °C–185 °C
  • Typ 2: 140 °C–200 °C
  • Typ 3: 150 °C–190 °C
  • Typ 4: 180 °C–220 °C
  • Typ 5: 130 °C–220 °C[2][4]
Flammpunkt

> 21 °C

Temperaturklasse T3 (DIN VDE 0165)
Explosionsklasse II A (DIN VDE 0165)
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 226​‐​304​‐​336​‐​411
EUH: 066
P: 210​‐​261​‐​280​‐​301+310​‐​331​‐​273 [2]
UN-Nummer

3295; 1300; 1268

Gefahrnummer

30, 33

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Testbenzine sind raffinierte Benzine aus der Gruppe der Schwerbenzine,[5] bei denen der Siedepunkt zwischen 130 °C und 220 °C liegt und der nach Abel-Pensky (DIN 51755) ermittelte Flammpunkt über 21 °C.[6] Die Testbenzine werden nach den DIN-Normen 51632-1 und 51632-2[7] – abhängig vom Siedebereich – in fünf Gruppen und zusätzlich in „Normalware“ und „Entaromatisierte Ware“[8] unterteilt. Testbenzine enthalten flüchtige Organische Verbindungen (VOC) mit mittlerer Flüchtigkeit. Der Name Testbenzin bezieht sich darauf, dass das Benzin für einen bestimmten Bereich (Flammpunkt, Siedebereich) getestet ist.

Eigenschaften

Testbenzin ist eine farblose, klare Flüssigkeit mit benzinartigem Geruch. Verlangt wird je nach Verwendungszweck eine möglichst rückstandsfreie Verdunstung, sowie Freiheit von Verunreinigungen und sauren Bestandteilen. Falls es sich um Lösungsbenzin handelt, beeinflusst der Aromatengehalt das Lösungsvermögen entscheidend, besonders bei Harzen.

Aus seiner Zusammensetzung ergibt sich der spezifische Flammpunkt und Siedebereich des Testbenzins[9][10] und seine Eignung für bestimmte Anwendungen.

Angaben zu den grundlegenden physikalischen und chemischen Eigenschaften, sowie der Umgang der über den Verwendungszweck bestimmt, sind im Sicherheitsdatenblatt angegeben.[11][12]

Diese sind durch die Normen DIN (DIN EN 228, DIN 1345), ISO, ASTM[13] (ASTM D 235, ASTM D 1250, ASTM D 4057, ASTM D 4175), UOP, IP, BS, EPA, SMS (Shell Method Series) geregelt.[14][15]

Zusammensetzung, Herstellung

Testbenzine nach DIN 51632 setzen sich zusammen aus verschiedenen flüssigen Kohlenwasserstoffen, vorwiegend Aliphaten:[16] n-, iso-Alkane (Paraffine), die aber bei „Entaromatisierter Ware“ aus synthetischen Iso-Alkanen (Paraffinen)[17] produziert werden. Alkene, sowie Cycloaliphaten (Cycloalkane-, alkene), zusätzlich sind Aromatische Kohlenwasserstoffe enthalten {Benzol, Xylole (Isomerengemisch o-, m-, p-), Propyl- Ethylbenzole, Mesitylen (Trimethylbenzole), Toluol}, in der Regel unter 25 % („aromatenarm“);[8] („geruchlos“) Aromaten <2 %. Es wird aus den Fraktionen Schwerbenzin; C7–C9 (Kohlenstoffatome), (Sdp. 100 °C–150 °C), Naphtha; C9–C11, (Sdp. 150 °C–180 °C) und Petroleum; C12–C14, (Sdp. 180 °C–250 °C)[18] hergestellt.[19][20][21] Bei Spezialprodukten wie Testbenzin können nur ungecrackte Fraktionen aufgearbeitet werden. Wegen der engen Siedegrenzen können diese Produkte nicht unmittelbar aus Seitenkolonnen abgezogen werden, sondern werden durch nochmalige Destillation einer entsprechenden Fraktion gewonnen.[22]

Verwendung

Testbenzin dient als Löse- und Verdünnungsmittel in Produkten wie Klebstoffen und Anstrichen wie z. B. Holzschutzmitteln, Lacken sowie Dispersions- und Ölfarben.

In seiner Verwendung als Reinigungs- und Entfettungsmittel wird auch der Begriff Fleckbenzin verwendet. Aus Gründen des Umweltschutzes und der Gesundheit ist hier möglichst aromatenfreies und damit „geruchloses“ Testbenzin erwünscht. Zur Anwendung auf Kunststoffen ist dies sogar oft eine Notwendigkeit, denn Aromaten lösen Weichmacher aus Kunststoffen, die dadurch verspröden.

Andererseits bewirkt ein höherer Gehalt an Aromaten eine deutlich größere Reinigungs- bzw. Entfettungsleistung und ist bei der Verwendung als Lösemittel von Vorteil, beispielsweise in Kunstharzlacken.

Bezeichnungen

Die Qualität der handelsüblichen Mischungen variiert ohne Angabe der Mischungsanteile. Es wird häufig als Terpentinersatz, White Spirit bzw. als Terpentinölersatz[20] sowie Lackbenzin, Sangajol, Kristallöl (Shell K21, K30, K40, K60) bezeichnet, da man früher für die gleichen Zwecke das Naturprodukt Terpentinöl verwendete. Terpentinersatz kann aber auch zusätzliche Aromaten enthalten oder sogar ganz ohne Benzine hergestellt werden, (Hydroterpin; Hydroterpentin)[23] (Terpene, Tetralin, Decalin). White Spirits sind andere Mischungen verschiedenen Typs. Weil echtes Terpentinöl aber wesentlich teurer ist, haben die Ersatzprodukte das Original weitgehend aus dem Handel verdrängt.[24]

Auch wird es als Siedegrenzbenzin bezeichnet, dies ist aber nicht richtig, da Siedegrenzbenzine; Flammpunkt <21 °C[25] DIN 51631,[7] wie der Name aussagt, in der Siedegrenze 60 °C–140 °C zwischen Leichtbenzin <100 °C und Schwerbenzin >100 °C ihren Siedebereich haben.[26] Siedegrenzbenzine haben also z. B. folgende Bezeichnung 80/ 120, 100/ 125, (DIN Typ I) 60/ 95, (DIN Typ II) 80/ 110, (DIN Typ III) 100/ 140.[4] Siedegrenzbenzine können also sowohl Leicht- als auch Schwerbenzine sein und haben einen deutlich niedrigeren Flammpunkt, sind daher leicht entzündlich.

Auch wird es als Reinigungs-, Waschbenzin bezeichnet, dies ist aber normalerweise Siedegrenzbenzin.

Als Testbenzin werden ebenfalls aromatenfreie synthetische Produkte bezeichnet (D-Benzine; D für „dearomatisiert“):

  • D25 (Shellsol CAS-Nr. 64742-82-1, Scharrsol CAS-Nr. 64742-48-9)
  • D30 EC-Nr. 919-446-0
  • D40 EC-Nr. 919-857-5
  • D60 CAS-Nr. 64742-48-9/ EC-Nr. 918-481-9 (White Spirit Type 3 aromatenfrei),
  • D70 C11–C14; CAS-Nr. 64742-47-8
  • D100 C12–C15; EC-Nr. 920-107-4
  • D120 C14–C18; EC-Nr. 927-632-8 (Kerosine)
  • entaromatisierte Spezialbenzine mit sehr engem Siedebereich C9–C12, Sdp. 175 °C–188 °C, etwa Shellsol T CAS-Nr. 90622-57-4, TD CAS-Nr. 64741-65-7, Exxon Isopar G, H, Scharrsol T 56 CAS-Nr. 90622-57-4.
  • und schließlich weitere, deren Siedebereich auch höher sein kann (Hochsiedende–HT).[10][27]

Diese entaromatisierten Produkte werden auch als Terpentinersatz geruchlos bezeichnet.

In den Bereich der Testbenzine fallen auch:

Leuchtpetrol C10–C14 Sdp. 160 °C–250 °C, Shellsol H, Spezialpetrol D Sdp. 180 °C–220 °C CAS-Nr. 64742-82-1.

Auch gibt es Petrol D geruchlos C10–C13 CAS-Nr. 64771-72-8 mit einem Sdp. 190 °C und Flammpunkt 75 °C, CAS-Nr. 64742-47-8 Sdp. 190 °C–245 °C Flammpunkt 70 °C.

Die Hersteller solcher Produkte halten sich an die internationale Normbezeichnung für White Spirits ASTM D235-02, die einen Siedebereich zwischen 90 °C und 230 °C umfasst.

neu werden diese in Low flash point = 21 °C–30 °C; Medium flash point = 31 °C–54 °C; High flash point= > 55 °C unterteilt.

  • (White Spirit Type 1) 2 %–25 % Aromaten, CAS-Nr. 64742-82-1/ Low EC-Nr. 928-136-4, Sdp. 132 °C–176 °C; EC-Nr. 927-344-2, Sdp.110 °C–180 °C ; Medium EC-Nr. 919-446-0, Sdp. 135 °C–220 °C {CAS-Nr. 8052-41-3 (US White Spirit, Stoddard Solvent, Sdp. 148.8 °C–204.4 °C)}, neu werden beide Typen unter der EC Nr. 919-446-0 zusammengefasst; High EC-Nr. 919-164-8, Sdp. 150 °C–230 °C
  • (White Spirit Type 2) 5 % Aromaten, CAS-Nr. 64791-92-0, Sdp. 90 °C–230 °C;
  • (White Spirit Type 3) (aromatenfrei) <2 % Aromaten, CAS-Nr. 64742-48-9 / Low EC-Nr. 927-241-2, Sdp. 110 °C–190 °C; Medium EC-Nr. 919-857-5, Sdp. 130 °C–210 °C; High EC-Nr. 918-481-9, Sdp. 160 °C–245 °C;
  • (White Spirit Type 0) 2 %–25 % Aromaten, CAS-Nr. 64742-88-7 / EC-Nr. 919-446-0, Sdp. 140 °C–220 °C[28]

Auch gibt es Mischungen, die Solvent Naphtha / Solvesso / Shellsol CAS-Nr. 64742-95-6 enthalten, daher sollte man immer das Sicherheitsdatenblatt einsehen, um über die Inhaltsstoffe des Produkts genau informiert zu sein, denn die internationale Bezeichnung stimmt weder mit der DIN-Norm, noch mit den deutschen Bezeichnungen überein.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Testbenzin, allgemein in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 25. Dezember 2019. (JavaScript erforderlich)
  2. a b c d Eintrag zu Testbenzin, aromatenhaltig in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 10. November 2021. (JavaScript erforderlich)
  3. Eintrag zu Testbenzin, aromatenfrei in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 25. Dezember 2019. (JavaScript erforderlich)
  4. a b Werner Baumann, Thomas Rothardt: Druckereichemikalien: Daten und Fakten zum Umweltschutz 2. Springer-Verlag, 1999, ISBN 978-3-642-58474-9, S. 322.
  5. Eintrag zu Schwerbenzin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 28. August 2015.
  6. Eintrag zu Testbenzine. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 28. August 2015.
  7. a b Jürgen Falbe, Manfred Regitz: RÖMPP Lexikon Chemie. Band 1: A–Cl. 10. Auflage. Georg Thieme Verlag, 1996, ISBN 3-13-734610-X, S. 392.
  8. a b Eintrag zu Benzin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 28. August 2015.
  9. Fachlexikon für Putze & Beschichtungen – Testbenzin (Memento vom 24. Oktober 2014 im Internet Archive) auf putz-dekor.org, abgerufen am 23. März 2016.
  10. Gabriele Janssen: Das Sicherheitsdatenblatt nach REACH. 6. Auflage. ecomed Sicherheit, 2015, ISBN 978-3-609-65767-7.
  11. Mineralölalphabet auf migrol.ch, abgerufen am 23. März 2016.
  12. R. A. Nadkarni: Guide to ASTM Test Methods for the Analysis of Petroleum Products and Lubricants. 2nd. Edition, ASTM International, 2007, ISBN 978-0-8031-4274-9.
  13. The Significance of Tests of Petroleum Products: A Report. ASTM International, 1949, OCLC 9666719.
  14. James G. Speight: Handbook of Petroleum Product Analysis. John Wiley & Sons, 2014, ISBN 978-1-118-98635-6.
  15. Alkane (PDF; 368 kB), auf duepublico.uni-duisburg-essen.de, abgerufen am 23. März 2016.
  16. Struktur und Konstitution der Alkane auf chemgapedia.de, abgerufen am 23. März 2016.
  17. Adalbert Wollrab: Organische Chemie: Eine Einführung für Lehramts und Nebenfachstudenten. Springer Verlag, 2014, ISBN 978-3-642-45144-7, S. 277.
  18. Verfahrensübersicht Raffinerieprodukte (PDF; 440 kB), abgerufen am 23. März 2016.
  19. a b Eintrag zu Testbenzine. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 30. April 2014.
  20. Die Eigenschaften von Testbenzin auf ib-rauch.de, abgerufen am 23. März 2016.
  21. A. F. Orlicek, H. Pöll: Hilfsbuch für Mineralöltechniker. Springer-Verlag, 1955, ISBN 978-3-7091-7853-9, S. 177.
  22. Bernhard Schultz: Farbwarenkunde. Vieweg, 1953, ISBN 978-3-322-97907-0, S. 110.
  23. Unterschiede zwischen Terpentinersatz und Terpentin. auf terpentin.net, abgerufen am 23. März 2016.
  24. Brock / Goeteklas / Mischke: Lehrbuch der Lacktechnologie. Vincentz Network GmbH & Co KG, 1998, ISBN 978-3-87870-569-7, S. 95.
  25. Uwe Böhme: Chemie für Ingenieure für Dummies. John Wiley & Sons, 2012, ISBN 978-3-527-70682-2, S. 325.
  26. Sicherheitsblätter zum Download (Memento des Originals vom 24. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.moellerchemie.com. auf moellerchemie.com, abgerufen am 23. März 2016.
  27. Bruce Anderson, Ann de Peyster, Shayne C. Gad, P. J. Bert Hakkinen, Michael Kamrin, Betty Locey, Harihara M. Mehendale, Carey Pope, Lee Shugart: Encyclopedia of Toxicology. Second Edition, Academic Press, 2005, ISBN 978-0-12-369400-3, S. 100 ff.