Walzstahlhaus
Das Walzstahlhaus ist ein Bürogebäude in Düsseldorf, Kasernenstraße 36. Es befindet sich am südwestlichen Rand des Zentrums in Nähe des Rheins.
Architekturgeschichte
Das Walzstahlhaus wurde nach Entwürfen der Architekten Heinrich Rosskotten und Karl Wach von 1938 bis 1940 mit einer „aus dem Klassizismus abgeleiteten Formensprache“ (Neo-Klassizismus) erbaut. Neoklassizistisch ist insbesondere der Figurenschmuck, bestehend aus Statuen, Köpfen und das Portal. So zeigt das Portal eine „monumentalisierte, dreiachsige und zwei Geschosse übergreifende Pfeilerstellung“. Das Portal wird seitlich flankiert von Stahlarbeiterplastiken des Düsseldorfer Bildhauers Erich Kuhn (1890–1967). Die Plastiken stehen etwas überhöht auf hohen Konsolen. Die südliche Gebäudeachse zeigt fünf Konsolenköpfe. Die Köpfe kennzeichnen jeweils den Beginn einer neuen Etage. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.[1]
Sozial- und Wirtschaftsgeschichte
Das Walzstahlhaus war konzipiert worden als Sitz eines Unternehmenskartells. Der Verband der deutschen Walzstahl-Unternehmer war ab 1940 dort ansässig,[2] ebenso die von ihm gesteuerte Verkaufszentrale für Walzstahl. Der Walzstahlverband war Mitglied im deutschen Stahlwerksverband, einem komplex aufgebauten Absatzkartell, einem industriellen Syndikat für mehrere Produktbereiche. Beim Bauvorhaben Walzstahlhaus handelte es sich um eine räumliche Auslagerung aus dem Stahlhof (Bastionstr. 39), in dem der Stahlwerksverband, nur eine Querstraße entfernt, residierte.
Der repräsentative Neubau, Jahre vorher geplant, sollte offenbar auch die drei Düsseldorfer Kontore des internationalen Stahlkartells (1933–1939) aufnehmen. In diesem Zusammenschluss waren die Walzstahlsorten Grobblech, Mittelblech und Universaleisen der deutschen Syndikatsgruppe zugeteilt, d. h. der weltweite Export dieser Produktarten wurde von Düsseldorf aus verwaltet und gesteuert.[3]
Zwischen 1940 und 1942 änderte sich das deutsche Wirtschaftssystem von den Kartellen hin zu Lenkungsverbänden. 1942 wurden Stahlwerksverband und Walzstahlhaus in den Bereich der Reichsgruppe Eisen eingebracht,[4] verloren also – bei materiell ähnlicher Funktion – ihre privatwirtschaftliche Unabhängigkeit.
Literatur
- Roland Kanz, Jürgen Wiener (Hrsg.): Architekturführer Düsseldorf. Dietrich Reimer, Berlin 2001, ISBN 3-496-01232-3, S. 30, Objektnr. 38
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag in der Denkmalliste der Landeshauptstadt Düsseldorf beim Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege
- ↑ Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 18. Oktober 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Günther Kiersch: Internationale Eisen- und Stahlkartelle. Essen 1954, S. 70–71.
- ↑ Günther Kiersch: Internationale Eisen- und Stahlkartelle, Essen 1954, S. 87.
Koordinaten: 51° 13′ 15,2″ N, 6° 46′ 32,7″ O