Davalls Segge

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Davalls Segge

Davalls Segge (Carex davalliana), weibliche Blütenähren

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Sauergrasgewächse (Cyperaceae)
Gattung: Seggen (Carex)
Art: Davalls Segge
Wissenschaftlicher Name
Carex davalliana
Sm.

Davalls Segge (Carex davalliana), auch Davall-Segge[1], Torf-Segge oder Rau-Segge genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Seggen (Carex) innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Sie ist in Eurasien verbreitet.

Beschreibung

Davalls Segge wächst als immergrüne, ausdauernde[1] krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 25 Zentimetern erreicht. Sie bildet ohne Ausläufer dichte feste Horste. Die starr aufrechten Stängel tragen am Grund faserige Blattreste und sind oben rau, im Querschnitt rund bis undeutlich dreikantig. Die Blattscheiden sind dunkelbraun. Die dunkelgrünen, im Querschnitt stumpf dreikantigen Blattspreiten sind kürzer als der Stängel und an den Rändern rau. Sie sind fadenförmig und werden nur etwa 0,5 Millimeter breit.

Männliche Ähren
Fruchtstände

Die Blütezeit erstreckt sich von April bis Juni. Der Blütenstand besteht aus einer einzigen, bis zwei Zentimeter langen, endständigen Ähre. Davalls Segge ist zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Ein Horst hat also entweder nur männliche oder nur weibliche Ähren. Der männliche Blütenstand erreicht eine Länge von zwei Zentimetern und eine Breite von zwei Millimetern. Die weiblichen Ähren sind etwa eineinhalb Zentimeter lang und etwa vier Millimeter breit. Die Spelzen der männlichen Blüten sind lanzettlich, spitz, gelbbraun und tragen einen hyalinen Rand. Sie verfügen über drei Staubblätter. Die zweinarbigen Fruchtknoten der lockerblütigen weiblichen Ähre sind länglich-lanzettlich, kastanienbraun, etwa drei bis viereinhalb Millimeter lang und besitzen einen schlanken, zugespitzten Schnabel, der in reifem Zustand deutlich abwärts gerichtet ist. Die Deckspelzen sind eiförmig, spitz und braun mit hellem Saum. Sie fallen nicht vor der Fruchtreife ab.

Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 46 bzw. 92.[2]

Ökologie

Bei Davalls Segge handelt es sich um einen Hemikryptophyten.[1]

Die Ausbreitung der Diasporen erfolgt durch Vögel, an deren Gefieder sich die Früchte anheften.

Verbreitung und Standort

Carex davalliana kommt in Eurasien von West- und Mitteleuropa bis nach Westrussland, Sibirien und Kleinasien vor. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich in Europa von den Pyrenäen im Westen bis zu den Karpaten im Osten und nach Norden bis Estland, aber in Skandinavien und auf den Britischen Inseln fehlt sie, in der norddeutschen Tiefebene ist sie sehr selten; im Süden, vor allem in den Gebirgen bis nach Mittelitalien und in Griechenland gibt es einzelne Vorkommen, auch in Anatolien und in Südrussland. Sie ist ein praealpines Florenelement.

Davalls Segge kommt in Mitteleuropa gebietsweise verbreitet vor. Sie fehlt anscheinend seit einigen Jahrzehnten im mitteleuropäischen Tiefland, oder sie kommt dort nur noch vereinzelt vor; in Mitteleuropa ist sie in den Mittelgebirgen mit kalkhaltigen Gesteinen selten; im Alpenvorland und in den Alpen kommt sie zerstreut vor. Sie bildet zum Teil größere Bestände. Sie steigt in den Alpen bis in Höhenlagen von über 2500 Metern. In den Allgäuer Alpen steigt sie an der Höferspitze in Vorarlberg bis zu 1800 m Meereshöhe auf.[3]

In Österreich ist sie meist häufig, gebietsweise jedoch gefährdet. In der Schweiz ist sie allgemein verbreitet zu finden. Davalls Segge kommt in Deutschland nur im Süden zerstreut bis stellenweise verbreitet vor. Aus England war nur ein Standort (Kalkflachmoor nahe Bath) bekannt, der schon im 19. Jahrhundert zerstört wurde.[4]

Die Davalls Segge wächst in Flach- und Quellmooren. Davalls Segge gedeiht am besten auf nassen, basen- und oft kalkhaltigen Böden, die höchstens mäßig sauer sind. Sie bevorzugt nasse, meist kalkreiche Tuffböden. Dort bildet sie zusammen mit weiteren Pflanzenarten Kleinseggenriede der Ordnung des Davall-Seggen-Quellmoores (Caricetalia davallianae).

Davalls Segge ist empfindlich gegen Stickstoffsalze und verträgt daher keine Düngung. Sie bevorzugt Flachmoore und quellige Stellen an Hängen. Im Alpenvorland kommt sie auch in extensiv genutzten Streuwiesen vor, die nur einmal im Jahr, und zwar im Spätsommer, gemäht werden.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w (nass aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[5]

Gefährdung

In Deutschland gilt die Davalls Segge als gefährdet. In der Schweiz ist die Art generell nicht gefährdet und nur im Mittelland und auf der Alpensüdseite potentiell gefährdet.[5]

Taxonomie

Die Erstbeschreibung von Carex davalliana erfolgte durch James Edward Smith. Das Artepitheton davalliana ehrt den Schweizer Botaniker englischer Herkunft Edmund Davall (1763–1798).

Literatur

  • Jürke Grau, Bruno P. Kremer, Bodo M. Möseler, Gerhard Rambold, Dagmar Triebel: Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsengewächse und grasähnliche Familien Europas (= Steinbachs Naturführer). Neue, bearb. Sonderausgabe Auflage. Mosaik, München 1996, ISBN 3-576-10702-9.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 8: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklassen Commelinidae Teil 2, Arecidae, Liliidae Teil 2): Juncaceae bis Orchidaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1998, ISBN 3-8001-3359-8.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
  • Walter F. Müller: Floristisch- pflanzensoziologische und vegetationsökologische Untersuchungen der Kalksümpfe (Caricion davallianae) in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Bonn 1988

Einzelnachweise

  1. a b c Davall-Segge. FloraWeb.de
  2. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5. Seite 169.
  3. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 241.
  4. Carex davalliana im Online Atlas of the British and Irish Flora.
  5. a b Carex davalliana Sm. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 14. März 2021.

Weblinks

Commons: Davalls Segge – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien