Roman Hädelmayr

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. November 2021 um 21:41 Uhr durch imported>Lubitsch2(3619572).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Roman Hädelmayr (fälschlich gelegentlich auch Hädelmayer; * 30. März 1907 in Wien, Österreich-Ungarn; † 1988 ebenda) war ein österreichischer Journalist, Autor und Staatswissenschaftler.

Leben

Hädelmayr entstammte einer Wiener Arbeiterfamilie. In seiner Jugend besuchte er ein Wiener Gymnasium. Während dieser Zeit kam er mit dem österreichischen Zweig der NS-Bewegung in Kontakt. Im Juli 1924 wurde er aufgrund seiner Beteiligung einer Schlägerei österreichischer NS-Anhänger mit Sozialdemokraten in Wien verhaftet. 1926 wurde Hädelmayr zum Führer der Wiener Hitlerjugend (HJ) ernannt, bevor ihn 1928 die Gauführung der NSDAP in Österreich mit der Landesleitung der HJ betraute. Am 1. Januar 1928 war er der NSDAP beigetreten (Mitgliedsnummer 83.860).[1][2] Zusammen mit Fritz Mahrer schuf Hädelmayr mit dem „Wiener Jung-Arbeiterlied“ 1926 die Hymne der Wiener HJ, wobei Hädelmayr den Text verfasste und Mahrer es in musikalische Form brachte.

In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre begann Hädelmayr mit dem Studium der Staatswissenschaften an der Universität Wien, wo er 1932 mit einer Arbeit über Die Gesellschaftsauffassung der Romantik zum Dr. rer. pol promovierte.

1932 wandte Hädelmayr sich von der NS-Bewegung zusehends ab. Stattdessen näherte er sich den ständestaatlichen Vorstellungen seines Lehrers Othmar Spann an. Als Mitglied des sich um Spann bildenden Spannkreises leitete Hädelmayr mit Spanns Sohn Raphael die Organisation Die Ständische Gesellschaft. Außerdem war er von 1932 bis 1935 Mitarbeiter der Zeitschrift Ständisches Leben. Von 1933 bis 1936 war er Dozent am Institut für Ständewesen in Düsseldorf.[2]

Als sich nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten in Deutschland das Bestreben der deutschen Staatsführung, Österreich dem Deutschen Reich anzugliedern, immer deutlicher herausstellte, begann Hädelmayr sich mit anderen NS-Gegnern in der Gruppe Astra zu organisieren, die dem „Anschluss Österreichs“ systematisch entgegen arbeitete. Neben den Söhnen von Othmar Spann und Karl von Winckler gehörte dieser Gruppe insbesondere auch der NS-feindliche Attaché an der deutschen Botschaft in Wien Wilhelm von Ketteler an, der die Gruppe gezielt mit internen Informationen versorgte.

Nach dem deutschen Einmarsch in Österreich entschied sich Hädelmayr, trotz mehrerer Warnungen, dass ihm Gefahr drohe, wenn er in Wien angetroffen werde, nicht zu fliehen oder unterzutauchen. Während sein Freund Wilhelm von Ketteler noch am 13. März 1938 von Angehörigen der Sicherheitsdienstes (SD) verhaftet und bald darauf ermordet wurde, wurde Hädelmayr verhaftet und ins KZ Dachau verschleppt. In Dachau, wohin er am 2. April 1938 gebracht wurde, und im KZ Buchenwald, verbrachte er bis zu seiner Freilassung im Frühjahr 1943 vier Jahre als „Schutzhäftling“, wobei er wiederholt schweren Misshandlungen ausgesetzt war. Nach seiner Entlassung war er von 1943 bis 1945 zwangsweise Soldat in der Wehrmacht. Für Franz von Papen fungierte Hädelmayr als Hauptverbindungsmann zu Kardinal Theodor Innitzer.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte Hädelmayr als Schriftsteller und Ökonom in Wien. Politisch tat er sich als Propagandist der Gemeinwirtschaft im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Gemeinwirtschaft hervor.

Schriften

  • Die Wiederkehr. Gedichte, 1938.
  • Grande amatrice. Eleonora Duse und Gabriele d'Annunzio, 1948.

Literatur

  • Johanna Gehmacher: Jugend ohne Zukunft. Hitler-Jugend und Bund Deutscher Mädel in Österreich vor 1938.Picus-Verlag, Wien 1994, ISBN 3-85452-253-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/9060497
  2. a b Claudia Kuretsidis-Haider, Rudolf Leo: „dachaureif“ – Der Österreichertransport aus Wien in das KZ Dachau am 1. April 1938. Hrsg.: Dokumentationszentrum des österreichischen Widerstands und Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz. Wien 2019, ISBN 978-3-901142-75-8, S. 316 f.