Wildbräu Grafing

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. November 2021 um 20:03 Uhr durch imported>Tsor(2161) (EW-Fehler).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wildbräu Grafing GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 1060[1][2]
Sitz Grafing bei München, Deutschland Deutschland
Leitung Gregor Schlederer[3]
Mitarbeiterzahl ca. 20[4][3]
Umsatz kleiner 10 Mio. Euro[4]
Branche Brauerei
Website www.wildbraeu.de
Wildbräu Grafing am Marktplatz

Die Brauerei Wildbräu Grafing GmbH ist eine Brauerei aus Grafing im Landkreis Ebersberg. Jährlich werden etwa 12.000 hl Bier produziert.[5]

Geschichte

Eine 2021 im Münchener Stadtarchiv entdeckte Urkunde bezeugt, dass in Grafing schon seit 1060 Bier gebraut wird. Damit wäre das Wildbräu die drittälteste und die wohl älteste bis heute privat geführte Brauerei Bayerns sowie eine der ältesten noch bestehenden Brauereien der Welt.[6][7][8]

Im Laufe des Mittelalters entstand aus einem Landgut – der Keimzelle Grafings – ein Adelssitz am Grafinger Marktplatz, das „Gefreite Haus“. Diesem Landgut war eine Braustatt angeschlossen, die einem Brand zum Opfer fiel und durch den damaligen Inhaber Hildebrand von Kitscher im Jahr 1536 wiederaufgebaut und restauriert wurde.[9]

Das historische Firmenzeichen vom Wildbräu

Noch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erwuchs dem herrschaftlichen Brauhaus Konkurrenz durch drei bürgerliche Brauer. Diese führten alsbald gegen das Geschäftsgebaren der Adelsbrauerei wiederholt Beschwerde. Erst ein 1616 gesprochenes Urteil Herzog Maximilians I. sorgte für eine Befriedung und für ein in der Folge schiedliches Nebeneinander der vier allesamt um den Marktplatz gruppierten Braustätten.[10][11]

Das Bierbrauen galt bis in die Moderne als Handwerk und war für den Adel nicht standesgemäß. Deshalb wurde das herrschaftliche Brauhaus bis ins 19. Jahrhundert von Braumeistern oder Pächtern geführt. Braumeister Caspar Weber führte den Betrieb im 17. Jahrhundert über mehrere Jahrzehnte, weshalb die Brauerei anschließend nach ihm jahrhundertelang im Volksmund „Kasperlbräu“ genannt wurde.

Korbinian Wild Brauereibesitzer, Namensgeber der Brauerei. Foto: Gründungsmitglieder der Feuerwehr (1894)

1819 verkaufte der Elkofener und Eisendorfer Hofmarksherr Johann Kasper Alois Graf Basselet von La Rosée das Brauerei-Anwesen samt allem Zubehör an seinen Braumeister Melchior Kleinmaier und dessen Frau Magdalena. Das so in bürgerliches Eigentum übergegangene Brauerei-Gut blieb fortan in Familienbesitz. Besondere Verdienste um das Unternehmen erwarb sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der aus Aibling stammende Brauersohn Korbinian Wild (1840–1901), der Mann der Kleinmaier-Enkelin Elisabeth. Er erweiterte und stattete die Brauerei mit einem Bierkeller, einer Dampfmaschine und einem Wasserturm aus. Unter seiner Führung wurde die Brauerei zum „Wildbraü“.[12]

Als Korbinian Wild 1901 starb, übernahm sein Schwiegersohn Josef Schlederer, Besitzer der Grafinger Reiterbräu, die Leitung der Geschäfte. Im selben Jahr legte er den eigenen Betrieb still, erwarb den benachbarten Heckerbräu und stellte auch dort die Produktion ein, so dass von da an in Grafing neben dem Wildbräu nur mehr die Brauerei Grandauer existierte. Schlederer holte in den 1920er Jahren bei der Marktgemeinde Grafing das Recht der Nutzung des Grafinger Wappenbären als Markenzeichen seines Unternehmens ein und beschaffte 1932 für seine Brauerei den ersten Holzgas-Lastkraftwagen in Bayern.

Nach den schwierigen Jahren des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit konnte die Brauerei Wildbräu in den 1950er und 1960er Jahren wirtschaftlich aufbauen und der Betrieb wurde an den Stadtrand verlegt. 1993 wurde außerdem der zum Kauf angebotene örtliche Konkurrent, das Grandauerbräu, übernommen.[13][14]

Sonstiges

Die Brauerei ist Mitglied im Brauring, einer Kooperationsgesellschaft privater Brauereien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.[15]

Weblinks

Commons: Wildbräu Grafing – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Abendzeitung Germany: Wildbräu Grafing im Landkreis Ebersberg: Plötzlich Bier-Gestein. 17. November 2021, abgerufen am 19. November 2021.
  2. Unsere Geschichte - Wildbräu Grafing. Abgerufen am 19. November 2021 (deutsch).
  3. a b Thorsten Rienth: Generationenwechsel im Grafinger Wildbräu. In: Süddeutsche Zeitung. 31. Mai 2018, abgerufen am 21. Juli 2019.
  4. a b Wildbräu Grandauer Brauereien aus Grafing. In: Firmendatenbank wer-zu-wem.de. Abgerufen am 21. Juli 2019.
  5. Verkündungen im elektronischen Bundesanzeiger. Bundesgesetzblatt. S. 460–460, abgerufen am 25. Juli 2019.
  6. Süddeutsche Zeitung: Wildbräu Grafing drittälteste Brauerei Bayerns. Abgerufen am 19. November 2021.
  7. Abendzeitung Germany: Wildbräu Grafing im Landkreis Ebersberg: Plötzlich Bier-Gestein. 17. November 2021, abgerufen am 19. November 2021.
  8. Unsere Geschichte - Wildbräu Grafing. Abgerufen am 19. November 2021 (deutsch).
  9. Bernhard Schäfer: Gefreites Haus zu Grafing. Hrsg.: Kartonmodell-Museum Heidelberg. 2013.
  10. Bernhard Schäfer: Il Ristorante, ehem. Wildbräu in Grafing. In: Volk, Michael (Hrsg.): Genuss mit Geschichte. Einkehr in Denkmäler. Gasthäuser in Oberbayern, München 2017.
  11. Bernhard Schäfer: „Hopfen und Malz, Gott erhalt’s!“ – Aus der Geschichte der Grafinger Brauereien, Ausstellung von Archiv und Museum der Stadt Grafing. Hrsg.: Museum der Stadt Grafing. Grafing.
  12. Bernhard Schäfer: Das „Goldene Buch“ der Hofmark Eisendorf. Eine Quelle von unschätzbarem Wert. Hrsg.: Schriftenreihe von Archiv und Museum der Stadt Grafing. Haar bei München 2017.
  13. Heinrich Huber: Aus der Vergangenheit der Grandauerbrauerei in Grafing,. Hrsg.: Sonderdruck aus der „Brauwelt“ Heft. Nr. 10/11. Nürnberg 1946.
  14. Carina Zimniok: Die Bräuin von Grafing: Plötzlich Brauerei-Chefin. In: Münchner Merkur. 2. Mai 2016, abgerufen am 21. Juli 2019.
  15. Mitgliedsbrauereien. Brauring, abgerufen am 20. Februar 2020.