Erich Sparmann

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Erich Sparmann als Zeuge bei den Nürnberger Prozessen (um 1946)

Erich Sparmann (* 19. Juli 1907 in Passendorf; † 20. Mai 1974) war ein deutscher SS-Funktionär. Er war unter anderem von 1943 bis 1945 Stabsführer der Germanischen Leitstelle im SS-Hauptamt.

Leben und Wirken

Sparmann war der Sohn des Maurers Louis Sparmann und seiner Frau Minna, geb. Mueller. In seiner Jugend besuchte er bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr die Volksschule. Anschließend absolvierte er von 1921 bis 1924/1925 eine Maurerlehre in Halle an der Saale.

Politisch gehörte Sparmann, dessen Vater sich nach dem Ersten Weltkrieg der Kommunistischen Partei angeschlossen hatte und für diese als Gemeindeabgeordneter in Passendorf fungierte, in den frühen 1920er Jahren der Kommunistischen Jugendbewegung an. 1923 verließ er diese um sich stattdessen dem rechtsgerichteten Nationalen Bund anzuschließen. Zu dieser Zeit lernte er auch den Rassenforscher Otto Hauser kennen, der nachhaltigen Einfluss auf ihn ausübte.

Konflikte, in die Sparmann aufgrund seiner politischen Orientierung – das Gros seiner Arbeitskollegen war kommunistisch eingestellt – an seinen Arbeitsstätten verwickelt wurde, veranlassten ihn um 1925 dazu, seine Heimat bald nach dem Abschluss seiner Lehre zu verlassen. Bis 1931/1932 arbeitete er an wechselnden Orten als Maurergeselle sowie als Gärtner und Kraftwagenführer. Zwischendurch – von 1925 bis 1926 – gehörte er zudem der Reichswehr an. Von 1932 bis 1934 war er auf Vermittlung Hausers als Büroangestellter im Büro eines Rechtsanwaltes in Rosenheim tätig.

Ende 1927 trat Sparmann in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 72.030). Der Sturmabteilung (SA) gehörte er von 1928 bis 1929 an. Während dieser Zeit führte er die kleine – etwa ein Dutzend Männer fassende – Gruppe von SA-Leuten in Dörzbach an der Jagst. Nach seiner Rückkehr in seine angestammte Heimat Passendorf im Herbst 1929 wechselte er in Schutzstaffel (SS) (SS-Nummer 1.752). In dieser blieb er bis 1945, zuletzt – seit 1944 – im Rang eines SS-Standartenführers.

Im April 1933 gehörte Sparmann zu einer Gruppe von SS- und SA-Angehörigen sowie Angehörigen der Bayerischen Politischen Polizei, die von Rosenheim nach Durchholzen in Österreich fuhren, um den vormals im Nachrichtendienst der SA tätig gewesenen Agenten Georg Bell, der im März 1933 ins Ausland geflohen war, dazu zu veranlassen, nach Deutschland zurückzukehren. Bei dieser Gelegenheit wurde Bell von einem der Teilnehmer dieser "Expedition" – in der Literatur wird in der Regel davon ausgegangen, dass es der Führer der Stabswache des SA-Chefs Ernst Röhm, Julius Uhl, war – niedergeschossen. Anschließend floh das gemischte Kommando – unter Durchbrechung der Grenzschranke – zurück nach Deutschland. Sparmann gab später an, dass er als lokaler SS-Führer in Rosenheim von der Bayerischen Politischen Polizei zu dem Unternehmen hinzugezogen worden sei und dass er von Absichten Bell zu töten vorher nichts gewusst habe.

Anfang 1934 wurde Sparmann hauptamtlicher Mitarbeiter der SS: Zunächst arbeitete er bis 1936 als Rasse- und Siedlungsführer beim SS-Oberabschnitt Südwest in Stuttgart. Von 1936 bis 1938 bekleidete er dieselbe Stellung in Braunschweig. Danach fungierte er kurze Zeit als Stabsführer beim SS-Abschnitt in Würzburg. Es folgte ein kurzes, knapp einen Monat dauerndes, Intermezzo als Mitarbeiter von Wolff in der Reichsführung der SS.

Nach der deutschen Besetzung der Sudetengebiete im Herbst 1938 wurde Sparmann dorthin geschickt, um für den Eintritt in die Allgemeine SS zu werben. Anschließend wurde ihm im Dezember 1938 die Führung der neuaufgestellten 95. SS-Standarte in Trautenau übertragen, die er bis kurz nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 innehatte.

Im Oktober 1939 wurde Sparmann zur Totenkopfrekruten-Standarte in Dachau einberufen, in der er im Stab Aufgaben als Eignungsprüfer übernahm. In dieser Stellung wurde er 1940 zur sogenannten Einwandererzentralstelle abkommandiert und von dieser seit Frühjahr 1940 im Ansiedlungsstab in Lodz eingesetzt.

Im Sommer 1942 meldete Sparmann sich zur Waffen-SS. Nach einer Ausbildung als Panzerjäger in den besetzten Niederlanden wurde er an die Ostfront geschickt. Seit Sommer 1943 wurde er an einer Offiziersschule in Prosetschnitz ausgebildet. Während er in der regulären SS zuletzt, seit 1944, den Rang eines Standartenführers innehatte, erreichte er in der Waffen-SS den Rang eines Untersturmführers sowie – im Rahmen seiner Tätigkeit als höherer Verwaltungsfunktionär der Waffen-SS – den eines Standartenführers F (Fachführer).

Im Oktober 1943 wurde Sparmann ins SS-Hauptamt in Berlin versetzt, in dem er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs die Position des Stabsführers der Amtsgruppe D (Germanischen Leitstelle) bekleidete. Bei der Germanischen Leitstelle handelte es sich um eine mit der Rekrutierung von „Freiwilligen“ für die Waffen-SS in den deutschbesetzten Ländern Europas betraute Dienststelle (siehe Ausländische Freiwillige der Waffen-SS).

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Sparmann im Zuge der Nürnberger Prozesse als Zeuge vernommen. So trat er unter anderem im Wilhelmstraßen-Prozess als Zeuge im Verfahren gegen seinen Vorgesetzten im SS-Hauptamt Gottlob Berger auf.

Sparmann selbst wurde 1948 zusammen mit Ludwig Kuchler in einem Verfahren vor dem Landgericht Traunstein wegen des Verdachtes, an der Ermordung des Agenten Georg Bell im Jahr 1933 beteiligt gewesen zu sein, angeklagt. Während Kuchler zunächst zu einer Strafe von sieben Jahren verurteilt wurde, wurde das Verfahren gegen Sparmann eingestellt. Am 7. Dezember 1948 änderte das Oberlandesgericht München die Urteile im Revisionsverfahren dahingehend ab, dass beide Angeklagte wegen eines „in Mittäterschaft begangenen Verbrechens der Freiheitsberaubung mit Todesfolge“ für schuldig befunden wurden. Nach Rücküberweisung des Falls an das Landgericht Traunstein wurden beide Männer am 30. März 1949 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.

Familie

Sparmann war verheiratet mit Maria Luise Luber, mit der er fünf Kinder hatte.

Literatur

  • Andreas Dornheim: Röhms Mann fürs Ausland. Lit, Münster 1998, ISBN 3-8258-3596-0.

Weblinks