Bonifatiushaus (Bistum Fulda)

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Das Bonifatiushaus ist die Katholische Akademie und der Sitz der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Fulda.

Frontansicht des Bonifatiushauses
Das Bonifatiushaus heute

Geschichte

Die Kapelle des Bonfatiushauses. An der Außenwand Bronzeskulptur des Hl. Bonifatius. Über dem Kapellendach (rechts) Turmhaube von St. Andreas
Neubau – Ansicht vom Park

1938 entstand in Fulda mit dem Christkönigshaus die erste diözesane Bildungsstätte.[1] Der Beginn des Zweiten Weltkriegs beeinträchtige die Bildungsarbeit jedoch, da das Haus als Lazarett genutzt wurde.[1] Um nach Ende des Krieges auf die Folgen der nationalsozialistischen Propaganda zu reagieren, wurde 1948 ein neues Schulungsheim eingerichtet, das unter das Patronat des heiligen Bonifatius gestellt wurde. Das Bonifatiushaus wurde Zentrum für Einkehrtage, Kurse und Tagungen zur religiösen und sozialen Schulung von Erwachsenen und Jugendlichen.[2] Es stand kirchlichen Gruppen als Unterkunft offen, bot allerdings noch kein eigenes Programm an.[2]

Da die räumlichen Kapazitäten rasch ausgeschöpft waren, errichtete das Bistum wenige Jahre später auf dem Ökonomiegelände des früheren Benediktinerpriorates St. Andreas in Fulda-Neuenberg einen Neubau für das Bonifatiushaus.[3] Bischof Johannes Dietz übergab ihn 1954, im Jahr des Bonifatiusjubiläums und des Deutschen Katholikentages in Fulda, seiner Bestimmung.[4]

In den folgenden Jahren wandelte sich das Bonifatiushaus von einem Schulungsheim zu einer offenen Bildungsstätte und bot ab 1970 als „Haus der Weiterbildung der Diözese Fulda“ ein eigenes Bildungsprogramm an.[5] Die Erweiterung der Bildungsarbeit finanzierte sich neben Diözesanmitteln und Teilnehmerbeiträgen auch aus Zuschüssen für politisch-soziale Bildungsarbeit, u. a. von der Bundeszentrale für politische Bildung.[6] 1981 wurde das Bonifatiushaus in den Akademieleiterkreis aufgenommen.[7]

Im November 1980 weihte Bischof Eduard Schick einen Erweiterungsbau ein.[6] Mit Rücksicht auf die Bausubstanz der alten Klosteranlage gruppiert sich der Neubau um ein Atrium, das einem Kreuzgang ähnelt und gleichzeitig die klassische Bauform von Akademiegebäuden aufnimmt.[8]

Heute versteht sich die katholische Akademie des Bistums Fulda als wichtige Schnittstelle im Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft.[9] Neben Vortrags-, Konferenz- und Seminarräumen bietet das Haus auch die Möglichkeit zur Übernachtung an. Derzeitiger Direktor ist Gunter Geiger (Stand: 2020).[10]

Leitbild und Selbstverständnis

Das Leitbild der Katholischen Akademie folgt dem Konzept eines christlichen Menschenbildes, das die Person als selbstverantwortetes Individuum im Kontext sozialer Voraussetzungen und Verantwortung verortet. Dieses personale Bild vom Menschen impliziert seine Herkunft als Teil der Schöpfung und als Ebenbild Gottes.

Die daraus erwachsende Würde spiegelt sich nach Angaben der Akademie neben vielen weiteren Aspekten auch in der Vision einer Beteiligungsgerechtigkeit wider, die durch Bildung und Weiterbildung gewährleistet wird.

Entgegen ökonomisierten Bildungsprozessen, die vor allem das Interesse nach „employability“ in den Vordergrund rücken, stellen die Angebote der Akademie ausweislich ihres Leitbildes den Menschen ganzheitlich in den Mittelpunkt, damit dieser sich weiterentwickeln kann. Aus diesem Verständnis heraus werden einerseits gesellschaftliche Prozesse im Programm des Bonifatiushauses bildungstheoretisch und praktisch abgebildet. Andererseits wirkt die Beschäftigung aus christlicher Sicht zugleich auf den gesamtgesellschaftlichen Diskurs ein, indem bestimmte Themen im Lichte des Glaubens anders und neu gedeutet werden können.[11]

Als Akademie der Weiterbildung des Bistums Fulda bietet das Bonifatiushaus u. a. Seminare und Veranstaltungen zu religiösen, theologischen, gesellschaftspolitischen, medizinethischen und kreativen Themen an.[12]

Literatur

  • Elisabeth Eicher-Dröge: Im Dialog mit Kirche und Welt? Katholische Akademien in Deutschland. Identität im Wandel von fünf Jahrzehnten (1951-2001). Münster 2004.
  • Oliver Schütz: Begegnung von Kirche und Welt: Die Gründung Katholischer Akademien in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1975. Paderborn 2004.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Oliver Schütz: Begegnung von Kirche und Welt: Die Gründung Katholischer Akademien in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1975. Paderborn 2004, S. 482.
  2. a b Oliver Schütz: Begegnung von Kirche und Welt: Die Gründung Katholischer Akademien in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1975. Paderborn 2004, S. 483.
  3. Oliver Schütz: Begegnung von Kirche und Welt: Die Gründung Katholischer Akademien in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1975. Paderborn 2004, S. 484.
  4. Oliver Schütz: Begegnung von Kirche und Welt: Die Gründung Katholischer Akademien in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1975. Paderborn 2004, S. 486.
  5. Oliver Schütz: Begegnung von Kirche und Welt: Die Gründung Katholischer Akademien in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1975. Paderborn 2004, S. 487.
  6. a b Oliver Schütz: Begegnung von Kirche und Welt: Die Gründung Katholischer Akademien in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1975. Paderborn 2004, S. 489.
  7. Elisabeth Eicher-Dröge: Im Dialog mit Kirche und Welt? Katholische Akademien in Deutschland. Identität im Wandel von fünf Jahrzehnten (1951-2001). Münster 2004, S. 14–15.
  8. Oliver Schütz: Begegnung von Kirche und Welt: Die Gründung Katholischer Akademien in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1975. Paderborn 2004, S. 490.
  9. Bonifatiushaus - Bildungshaus und Akademie im Bistum Fulda - Profil der katholischen Akademie Bonifatiushaus. Abgerufen am 22. Januar 2018.
  10. Bonifatiushaus - Bildungshaus und Akademie im Bistum Fulda - Team. Abgerufen am 22. Januar 2018.
  11. Akademien > Akademien > Fulda. Abgerufen am 10. Juli 2020.
  12. Bonifatiushaus Fulda - Bildungsbereiche . Abgerufen am 10. Juli 2020.


Koordinaten: 50° 33′ 5,2″ N, 9° 39′ 41,3″ O