Action 365

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Die Action 365 (Eigenschreibweise action 365) ist eine in den 1950er Jahren in Deutschland gegründete ökumenische Laienbewegung. Sie entstand aus dem Gedanken heraus, dass es nicht genüge, über Probleme in Kirche und Gesellschaft zu diskutieren, Missstände anzuprangern, Lösungsansätze und konkrete Aktionen aber wenigen Experten zu überlassen. Im gemeinsamen Weltauftrag wollen evangelische und katholische Christen in kleinen, aktiven Gruppen (Teams genannt) an allen Tagen des Jahres (daher 365) unter dem einen Wort Gottes zusammenarbeiten (daher Action).

Stiftung Haus der Action 365

Heute umfasst die Action 365 zwei Rechtsformen: die Stiftung Haus der Action 365 (gegründet 1997) und als Tochter die Verlag und Vertrieb der Action 365 GmbH (gegründet 1983). Die Stiftung Haus der Action 365 ist eine gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz Frankfurt am Main. Sie wird von einem Vorstand und von einem Kuratorium geleitet, dem katholische und evangelische Christen angehören, und durch freiwillige Kostenbeiträge der ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Teams sowie durch Spenden von Freunden und Förderern getragen. Der Verlag der Action 365 ist eine hundertprozentige Tochter der Stiftung. Beide Rechtsformen arbeiten im selben Haus zusammen daran, mit ihren jeweiligen Möglichkeiten die Anliegen der Action 365 in der Gegenwart zu verwirklichen und für die Zukunft weiterzuentwickeln:

  • den Dialog der Religionen und Kulturen
  • Partnerschaft und Bildungsarbeit in einem versöhnten Europa (s. u.)
  • moderne Formen der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit, unter anderem durch die seit 1972/73 bestehende Partnerschaft mit dem Dachverband der Genossenschaften der Kaffeebauern Federación de Cooperativas Agrícolas de Productores de Café de Guatemala (Fedecocagua) in Guatemala (s. u.)
  • Hilfen für die persönliche Lebensgestaltung in Beruf und Familie
  • Begegnung und Austausch mit Menschen ohne jegliche religiöse Bindung
  • die Herausgabe von Medien für die christliche Öffentlichkeitsarbeit

Internationale Aufgaben der Stiftung

Die Stiftung hat zum einen Sommerschulen für junge Menschen aus Polen, Tschechien und Rumänien erbaut. Zum anderen initiierte die Stiftung ab 1995 ein zunächst dreinationales Europaprojekt mit regelmäßig stattfindenden wissenschaftlichen Symposien in Polen (Schloss Kamien Slaski/Groß Stein bei Oppeln sowie in Krakau), in der Tschechischen Republik (Olmütz) und in der Bundesrepublik Deutschland (Frankfurt am Main). Die meisten der beteiligten Wissenschaftler kamen von den polnischen Universitäten Opole/Oppeln und Kraków/Krakau, von der tschechischen František-Palackỳ-Universität in Olomouc/Olmütz, der Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main und der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Später schlossen sich Vertreter der Fakultät für Erwachsenenbildung und Kulturwissenschaften der Universität Pécs/Fünfkirchen in Ungarn an. Das letzte Treffen dieser Art wurde vom 10. bis 14. September 2009 von der Universität Krakau/Polen ausgerichtet. Im Zentrum der Europa-Symposien stehen unter anderem Fragen

  • nach der historischen Verbundenheit von Deutschen, Polen, Tschechen und Ungarn
  • nach dem Umgang mit den Fehlern und Wunden der Vergangenheit, gemäß dem Leitwort „Erinnerung ist das Geheimnis der Versöhnung“
  • nach dem Phänomen der Migration und unserem generellen Umgang mit Fremdem
  • nach einer Gemeinsamkeiten stiftenden Europäischen Identität
  • sowie nach den politischen, sozialen und pädagogischen Schlussfolgerungen aus den gewonnenen Erkenntnissen.

Das Modell der ökumenischen Basisgruppen

Die Teams, die sich auch ökumenische Basisgruppen oder Basisgemeinden der Action 365 nennen, arbeiten bundesweit nach dem Konzept eines Hauskreises. Manche dieser Teams gibt es bereits seit der Gründung der Action 365, andere in ihrer Konstellation erst seit wenigen Jahren.

Von den ersten jungen Christengemeinden heißt es in der Apostelgeschichte: „Sie brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude“ (Kapitel 2, Vers 49). Vom Leben dieser kleinen, vitalen Keimzellen der großen Kirchen lassen sich Basisgemeinden in aller Welt, auch die Teams der Action 365, inspirieren. Sie verstehen sich als Glaubens-, Aktions-, Gebets- und Familiengemeinschaft. Sie wollen Motor der Veränderung, Freiraum zum Experiment, Anlaufstelle für Menschen auf der Suche oder in Not sein. Die Kontakte zwischen den Teams der Action 365 und den lokalen Kirchengemeinden sind gut, jedoch ist das Anliegen der Action 365 weiter gefasst, was den Dialog mit anderen Konfessionen, mit Menschen anderen Glaubens und Menschen ohne jegliche kirchliche Herkunft und Bindung angeht.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter jedes Teams sind durch keinerlei Mitgliedschaft an die Action 365 gebunden. Sie treffen sich einmal im Monat. Anregungen und Materialien für die Gestaltung des Teamabends erhalten sie in Form des sogenannten „Programms“, das von der Stiftung Haus zweimonatlich zusammengestellt und verschickt wird. Schwerpunkte der Arbeit sind, entsprechend den Anliegen der Stiftung:

  • Ökumene der Praxis, z. B. durch die Wiederbelebung einer urchristlichen und damit urökumenischen Liturgieform: der Agape-Feier
  • christliche Öffentlichkeitsarbeit durch Poster und Plakate
  • Partnerschaft mit den genossenschaftlich organisierten indianischen Kleinbauern in Guatemala
  • geistige und materielle Hilfe für Menschen in Osteuropa
  • soziale und seelsorgerische Dienste von Hilfen für soziale Randgruppen über die Arbeit mit Senioren, Kranken- und Hospizdienste, Kontakte zu Menschen in Justizvollzugsanstalten, Ferien- und Kurseelsorge, Zusammenarbeit mit Eine-Welt-Gruppen bis hin zur unmittelbaren Nachbarschaftshilfe sind die Arbeitsgebiete sehr vielfältig, entsprechend den Begabungen und Erfahrungen, die in einem Team zusammenkommen.

Geschichte

Die ursprünglich von Pater Johannes Leppich SJ (1915–1992) ins Leben gerufene ökumenische Laienbewegung erhielt ihre heutige, vielseitige und internationale Dimension durch drei größere Entwicklungsschritte. Während der ersten zehn Jahre waren die sogenannten „Aktivkreise Pater Leppich“ vor allem auf Ortsebene aktiv. Ab 1970 kam es zu einer umfassenden Umstrukturierung und Weiterentwicklung durch Pater Wolfgang Tarara SJ (1931–2001), vor allem geprägt durch die Gedanken der Ökumene, der Demokratie und der Selbstverantwortung. In der Folge öffnete und vernetzte die Action 365 sich auch international. Die Gründung der STIFTUNG HAUS im Jahr 1997, initiiert durch Wolfgang Tarara SJ und realisiert durch Gerlinde Back[1], sicherte die Arbeit der Action 365 schließlich für die Zukunft ab, unabhängig von Personen und Zeitabläufen.

Preis der Stiftung Haus der Action 365

Seit dem Jahr 2000 vergibt die Stiftung in unregelmäßigen Abständen den sogenannten „Preis der Stiftung Haus der Action 365“. Laut Satzung sollen Mit diesem Preis Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die es in den Mittelpunkt ihres Lebens gestellt haben, Menschen in interkulturellen Begegnungen, auf der Suche nach religiösen Werten und nach einer christlichen Spiritualität zu begleiten, und die sich dabei nachhaltige Verdienste erworben haben. Über die Vergabe des Preises beschließt das Kuratorium der Stiftung mit der Mehrheit der Stimmen seiner Mitglieder auf der Grundlage von Vorschlägen, die jeder unterbreiten kann, der sich mit dem Zweck dieser Stiftung identifiziert.

Zum ersten Mal verlieh das Kuratorium den Preis an Pater Wolfgang Tarara SJ für sein Lebenswerk im Jahr 2000. Der Preisträger ist der Initiator und Gründungsvorsitzende der STIFTUNG HAUS der Action 365. Im Jahr 2006 wurde der Stiftungspreis an Erzbischof Alfons Nossol, Opole (Oppeln) vergeben. Der Preisträger ist der Stiftung freundschaftlich zugetan und hat sich bei der Verwirklichung der Ziele der Stiftung herausragende und nachhaltige Dienste erworben. Im September 2017 schied mit Gerlinde Back die letzte Vertreterin der Gründungsgeneration aus dem Leitungskreis aus und erhielt den Stiftungspreis für ihr Lebenswerk.[2][3]

Weblinks

Einzelnachweise