Gerhard von Rad

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Gerhard von Rad (* 21. Oktober 1901 in Nürnberg; † 31. Oktober 1971 in Heidelberg) war ein deutscher protestantischer Theologe und Alttestamentler.

Leben

Gerhard von Rad war einer der bedeutendsten deutschen Bibelwissenschaftler der Nachkriegszeit. Er begann sein Studium der Theologie in Tübingen. Dort war er Mitglied der den süddeutschen Liberalismus prägenden Tübinger Studentenverbindung Akademische Gesellschaft Stuttgardia. In der Gesellschaft Stuttgardia war er mit späteren liberalen politischen Größen wie Eberhard Wildermuth, Karl Georg Pfleiderer, Konrad Wittwer, Wolfgang Haußmann und Guntram Palm befreundet. Seine akademische Laufbahn begann er in Leipzig als Privatdozent (1930–1934), sie führte ihn über erste Professuren in Jena (1934–1945) und Göttingen (1945–1949) schließlich nach Heidelberg (1949–1967). Ab 1955 war er ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.[1] In Jena hatte er Kontakt mit dem Widerstand der Neubauer-Poser-Gruppe.

Von Rad gilt als der Wiederentdecker der „Theologie des Alten Testaments“ – so auch der Titel seines Hauptwerkes, das in zahlreiche Sprachen übersetzt worden ist. Als Schüler von Albrecht Alt, zugleich auch unter dem Einfluss der Arbeiten von Hermann Gunkel, entwickelte von Rad einen überlieferungsgeschichtlichen Ansatz für die Theologie des Alten Testaments, die er in zwei große Sachbereiche aufgliederte, die „Theologie der geschichtlichen Überlieferung“ und die „Theologie der prophetischen Überlieferung“.

Seine Hinwendung zur alttestamentlichen Wissenschaft wurzelt in seinen Erfahrungen während des Dritten Reiches, wo er zunächst als Vikar, dann als Professor in Jena sich mit antisemitischen Strömungen innerhalb von Kirche und Gesellschaft auseinandersetzte, was schließlich zu einem intensiven Vortragsengagement innerhalb der Bekennenden Kirche führte.

Seine Wirkung als akademischer Lehrer war sowohl in der Pfarrerschaft als auch im akademischen Nachwuchs enorm. Viele seiner Schüler bekleideten später Professuren an deutschen Universitäten wie z. B. Hans Walter Wolff, Odil Hannes Steck, Hans-Joachim Kraus, Rolf Rendtorff, Klaus Koch und Hans-Jürgen Hermisson. Wesentliche Ansätze von Rads griff auch Hartmut Gese auf.

Gerhard von Rad wurde 1963 in den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste aufgenommen.

Werke (in Auswahl)

Titelblatt des Genesiskommentars in einer Ausgabe von 1972
  • Das formgeschichtliche Problem des Hexateuchs (BWANT 26). Stuttgart: Kohlhammer 1938.
  • Das erste Buch Mose: Genesis. – Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht Bd. 1: 1949, 111981; Bd. 2: 1952, 61967; Bd. 3: 1953, 51967.
  • Das fünfte Buch Mose: Deuteronomium. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1964, 31978.
  • Gottes Wirken in Israel: Vorträge zum Alten Testament. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 1974. ISBN 3-7887-0404-7
  • Theologie des Alten Testaments, Band 1: Die Theologie der geschichtlichen Überlieferung Israels. München 1957, 101992. ISBN 3-459-01673-6
  • Theologie des Alten Testaments, Band 2: Die Theologie der prophetischen Überlieferung Israels. München 1967, 91987. ISBN 3-459-01674-4
  • Weisheit in Israel. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 1970. ISBN 3-7887-0012-2
  • Erinnerungen aus der Kriegsgefangenschaft Frühjahr 1945. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 1976. ISBN 3-7887-0507-8

Sekundärliteratur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gerhard von Rad: Vita, bibelwissenschaft.de, aufgerufen am 15. Juni 2016.