Diskussion:Bildnis Anna Achmatowa

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Weitere Darstellungen Achmatowas

Altmans Gemälde ist nicht die erste und einzige künstlerische Darstellung Anna Achmatowas. Die zahlreichen Bildnisse der Dichterin lassen sich in drei Phasen unterteilen. In der Frühzeit, bis etwa 1921/22, zeigen sie meist, wie auf der Internetseite „Art of the Russias“ zu lesen ist, „her beauty, brilliance, originality, extravagance and style.“ In diese Zeit gehört etwa eine Zeichnung von Sergej Sudeikin aus der Zeit um 1910.[1] Savely Sorin malte sie 1914.[1]

Im selben Jahr wie Altman schuf auch Olga Della-Vos-Kardowskaja ein Bildnis der Dichterin, das in eher naturalistischer Manier gemalt ist. Es zeigt Anna Achmatowa sitzend von links, ein geschlossenes Buch auf dem Knie, in einer Landschaftsstaffage mit Bäumen.[2] Natalja Danko gestaltete in den frühen 1920er Jahren plastische Kunstwerke, die Anna Achmatowa darstellten.[1]

Altmans Werk sei, so der Kommentar auf „Art of the Russias“, unter diesen Bildern insofern besonders bemerkenswert, als es über die Darstellung ihres mondänen Äußeren hinausgehe und neue Wege in der Kunst beschreite: „Akhmatova’s (poetic) triumph is reflected in Nathan Altman’s work. The severity and novelty of (Akhmatova’s) acmeism, the sharpness and originality of her poetic sound, and the sharpness of Akhmatova’s silhouette led Altman to the use of Cubist techniques, new to Russian art.“ Doch nicht nur die Porträtkunst in Russland habe sich mit Altmans Bild weiterentwickelt, sondern zugleich habe Anna Achmatowa einen Mustertypus der dichtenden Frau entwickelt, den viele Epigoninnen sowohl in ihren Werken als auch in ihrem Auftreten nachgeahmt hätten, was sich natürlich auch in deren Bildnissen niedergeschlagen habe.[1]

Juri Pawlowitsch Annenkow zeichnete 1921 mindestens zweimal Anna Achmatowas Porträt.[3] Eine dieser Skizzen kann als Wendepunkt zur zweiten Phase der Achmatowa-Porträts gesehen werden: Die Dichterin, die in diesen Jahren unter anderem die Exekution ihres Gatten Gumilev und den Tod Alexander Bloks zu verarbeiten hatte, erscheint jetzt auf vielen Bildern ernst und nach innen gewandt. Kusma Sergejewitsch Petrow-Wodkin stellte die Dichterin 1922 von vorn gesehen vor einem blauen Hintergrund mit einer angedeuteten zweiten Person dar. Lew Bruni porträtierte sie im selben Jahr, Nikolai Tyrsa schuf in den Jahren 1926 bis 1928 eine ganze Porträtserie; eine weitere Serie schuf Alexander Tischler 1943. Nach dem Urteil Vladimir Muravyovs stellen diese Porträts das Wesen der Dichterin besonders treffend dar. Auch Józef Czapskis Porträt Anna Achmatowas ist dieser zweiten Phase zuzuordnen.[1]

In die Spätphase ihres Lebens fallen viele bildhauerische Arbeiten, die Porträts der Dichterin aus dieser Zeit wirken oft sehr statisch. Es gibt unter anderem Werke von Tamara Silman, Zoya Maslennikova, Lev Smorgon, Vasily Astapov und Ilya Slonim. Georgy Ginsburg-Voskov hingegen war von ihrer jugendlichen Ausstrahlung sowie ihrem aus jedem Blickwinkel interessanten Kopf fasziniert. Er legte bei seiner ersten Begegnung mit ihr zwei Porträtzeichnungen an, eine frontale und eine im Profil. In der Spätzeit ihres Lebens wurde Anna Achmatowa unter anderem noch von Leo Smorgon, Moses Langleben, Vladimir Lemport und Joseph Brodsky porträtiert. Ferner existieren zahlreiche Skizzen, die Gerta Nemyonova schuf.[1]

Auch postum wurde Anna Achmatowa noch von Künstlern dargestellt: 40 Jahre nach ihrem Tod wurde im Park des Fontänen-Hauses in St. Petersburg ein Denkmal aufgestellt, das Anton Iwanow und Marlen Zchadadse gestalteten. Das Werk trägt den Titel Schatten und zeigt Achmatowa im Profil als Basrelief auf einer etwa zwei Meter hohen Bronzeplatte, auf der auch in spiegelverkehrter Schrift ihre Verse „Mein Schatten auf deinen Wänden“ zu lesen sind.[4]

Biographisches und Werksgeschichtliches

Eine der Zeichnungen Modiglianis

1889 geboren, wurde die Dichterin aber schon im Alter von etwa 20 Jahren von Amedeo Modigliani sechzehnmal gezeichnet. Von den Bildern, für die sie ihm im Jardin du Luxembourg Modell stand bzw. saß, sind aber nur zwei erhalten geblieben. Angeblich wurden etliche der Zeichnungen Modiglianis später von Rotarmisten zum Anzünden ihrer Zigaretten zweckentfremdet.

Ähnliche Schicksale erfuhren zum Teil auch ihre eigenen Werke: Zwar begann sie schon als Kind zu schreiben und veröffentlichte 1907 ihre ersten Gedichte in der Zeitschrift Sirius und 1912 den ersten Gedichtband mit dem Titel Abend, dem 1914 Der Rosenkranz und 1917 Der weiße Schwarm folgte, doch schon 1922 traf sie ein Publikationsverbot, das 18 Jahre lang gültig blieb. Begründet wurde es unter anderem mit mangelnder revolutionärer Anpassung. Ihr damaliger Ehemann, Wladimir Schilejko, verbrannte die Gedichte seiner Frau im Samowar. 1946 wurde sie aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Zwar erschienen nach dem XX. Parteitag wieder Teile ihres Werkes, aber der Gedichtzyklus Requiem wurde erst 1987, lange nach ihrem Tod, gedruckt. Geschaffen hatte Anna Achmatowa diese Gedichte in den 1930er Jahren, der Zeit der stalinistischen Gewaltherrschaft, die sie, auswendiggelernt, im Gedächtnis ihrer engsten Freunde überdauert hatten. Sie hatte sich in Requiem einen Gedenkstein für ihren Sohn Lew gewünscht, der vor dem Gefängnis aufgestellt werden sollte, in dem dieser inhaftiert worden war.

Gedichte, die Anna Achmatowa damals an Stalin richtete, um ihren Sohn aus der Haft zu befreien und zu retten, sind bislang nicht publiziert worden. Lew war zunächst zum Tode verurteilt, wurde dann aber in die Verbannung geschickt. Drei Jahre nach Stalins Tod kam er frei.[5]

Der Kulturfunktionär Andrei Alexandrowitsch Schdanow urteilte 1946, Anna Achmatowa sei „halb Nonne, halb Dirne“ und außerdem volksfremd. Ihre Gedichte zeugten von nervöser Debilität, die für degenerierte Adelsdamen typisch sei, und ihre Heldinnen hätten nichts von den zu feiernden werktätigen Frauen an sich, sondern seien nur geeignet, sich zu amüsieren.[6]

Auch in der Nachkriegszeit wurden nur wenige Nachdrucke ihrer frühen Werke publiziert. Im Westen erschien der Gedichtzyklus Poem ohne Held. Anna Achmatowa führte ein unstetes Leben, wechselte etwa viermal im Jahr ihre Wohnung und musste zeitweise hungern. Ihr Begräbnis im März 1966 versuchte man geheim zu halten, weil von offizieller Seite eine Demonstration gefürchtet wurde.[7]

Mittlerweile gibt es in St. Petersburg ein Anna-Achmatowa-Museum. 2011 wurde die Oper Achmatowa von Bruno Mantovani in Paris uraufgeführt.[8]