Rangierlokomotive
Die Rangierlokomotive ist eine Lokomotive, die im Gegensatz zur Zuglokomotive normalerweise nicht zur Bespannung von Zugfahrten herangezogen wird, sondern für Fahrten innerhalb eines Bahnhofs (Rangieren).
Rangierlokomotiven sind für ihren Einsatz speziell angepasst und verfügen somit meist über einen Mittelführerstand sowie Rangiertritte, auf denen sich mitfahrende Rangierer aufhalten können. Der Antrieb erfolgte früher mit Dampf, der durch Verbrennung erzeugt wurde (Baureihen 80 oder 81) oder mittels eines Dampfspeichers extern bezogen wurde, später auch durch elektrischen Strom, der durch die Oberleitung zugeführt wurde (Baureihen E 60 oder E 63) und in Akkumulatoren zwischengespeichert wurde (Baureihe E 80).
In Deutschland werden Rangierlokomotiven heute fast ausschließlich durch einen Dieselmotor angetrieben, damit oberleitungslose Gleisabschnitte eines Bahnhofs wie etwa Ladegleise befahren werden können. Ausnahmen sind Streckenlokomotiven mit Batterie- oder Dieselmodul als sogenannte Last-Mile Einrichtung (Bombardier TRAXX 3) für den Rangierdienst oder Werkbahnen (Henschel EA 800).
In der Schweiz werden dagegen fast ausschließlich elektrische Rangierlokomotiven eingesetzt, da dort nahezu alle Gleise, auch Lade- und Nebengleise, mit einer Oberleitung überspannt sind.
Der Antrieb von Rangierfahrzeugen ist in der Regel auf eine hohe Anfahrzugkraft ausgelegt, nicht unbedingt auf eine hohe Endgeschwindigkeit. Je nach Einsatzspektrum kommen unterschiedlich dimensionierte Fahrzeuge zum Einsatz, die Bandbreite reicht von der Kleinlok bis zum Großdiesel mit über 1000 kW Motorleistung (etwa DB-Baureihe 291). Rangierlokomotiven weisen für ihre Größe oft ein sehr hohes Eigengewicht auf, da ein höheres Reibungsgewicht eine größere Anfahrzugkraft ermöglicht.
Um das zeitaufwändige Kuppeln der europäischen Schraubenkupplung zu vereinfachen, besitzen viele Rangierloks spezielle automatische Rangierkupplungen, die sich in den Zughaken am Waggon einklinken. Etliche moderne Rangierlokomotiven verfügen über eine Fernsteuerung, die es gestattet, dass der Lokrangierführer während der Fahrt stets die Spitze der Rangierabteilung besetzen kann. Auf Werksbahnen und Anschlussbahnen von Firmen werden statt Rangierloks oft Zweiwegefahrzeuge zum Rangieren eingesetzt.
Neben voll ausgestatteten Lokomotiven gibt es auch Rangiergeräte. Diese besitzen keinen Führerstand und bestehen lediglich aus der Antriebseinheit und der Kupplungseinheit. Oft sind diese als Zweiwege-Fahrzeuge konstruiert und werden per Fernsteuerung durch den Rangierer bedient. Diese Art von Fahrzeugen wird meist in Industriebetrieben zum Verschub weniger oder einzelner Wagen eingesetzt. Hier wäre es unwirtschaftlich, eine vollwertige Rangierlokomotive zu betreiben.