Diskussion:Palmares (Siedlung)

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Auch hier: Gibt es ernstzunehmende Belege dafür, dass Capeira in Kausalzusammenhang steht mit der Selbstbehauptung der Siedler in Auseinandersetzung mit höchstwahrscheinlich bewaffneten Angreifern? --2.240.245.38 10:27, 23. Sep. 2013 (CEST)

Belege Capoeira

Ich will mich meinem Vorredner anschließen: sofern keine Belege angegeben werden können für die Behauptung, Capoeira wäre ausschlaggebend gewesen für die Selbstbehauptung der Siedler im Kampf gegen die Besatzer, sollte dieser Absatz schnell gestrichen werden. Diese Behauptung ist weit verbreitet in der Capoeira-Welt; besonders realistisch erscheint sie jedoch nicht, da Capoeira nicht den systematischen Umgang mit Waffen lehrt, die Besatzer aber sicher bewaffnet waren bei ihrem Vorgehen gegen die Siedler. (nicht signierter Beitrag von Garrafao (Diskussion | Beiträge) 01:18, 16. Okt. 2014 (CEST))

Ausführlichere Quelle gefunden

Falls jemand den dürren Artikel mit ein paar Zitaten auffetten möchte - ich zitiere den Abschnitt komplett:


[...] hatten die entlaufenen Sklaven Brasiliens das Negerreich von Palmares im Nordosten des Landes gegründet und widerstanden das ganze 17. Jahrhundert lang siegreich der Belagerung Dutzender Militärexpeditionen, die die Holländer und Portugiesen gegen sie entsendeten. Die Angriffe Tausender von Soldaten kamen nicht gegen die Guerilla-Taktiken an, die dieses ausgedehnte Refugium bis 1693 uneinnehmbar machte. Das unabhängige Reich von Palmares - Aufruf zur Rebellion, Banner der Freiheit - hatte sich als ein Staat organisiert, "nach dem Vorbild der vielen, die im Afrika des 17. Jahrhunderts existierten" (122).

Er erstreckte sich von dem Gebiet um Cabo die Santo Agostinho in Pernambuco bis zum nördlichen Lauf des Rio São Francisco in Alagoas; seine Fläche entsprach einem Drittel Portugals und war von einem dichten Streifen Regenwald umgeben. Sein Oberhaupt wurde unter den geschicktesten und scharfsinnigsten Männern gewählt: Es herrschte "der Angehenste und Erfolgreichste im Krieg oder in Friedenszeiten" (123). Mitten in der Epoche der allmächtigen Zuckerpflanzungen war Palmares der einzige Winkel ganz Brasiliens, wo sich ein Mischanbau entwickelte. Geleitet von ihrer eigenen Erfahrung oder der ihrer Vorfahren aus den afrikanischen Savannen und Urwäldern, bauten die ehemaligen Sklaven Mais, Süßkartoffeln, Bohnen, Maniok, Bananen und andere Nahrungsmittel an. Nicht umsonst war die Zerstörung dieser Anbauflächen ein Hauptziel der kolonialen Truppen bei ihrer Jagd auf die Schwarzen, die nach einer erzwungenen Überquerung des Atlantiks in Fußketten aus den Plantagen geflohen waren.

Der Nahrungsmittelüberfluss in Palmares kontrastierte mit der Not, die die Zuckerregionen der Küstengebiete inmitten des größten Wohlstands litten. Die Sklaven, die ihre Freiheit errungen hatten, verteidigten sie mit Mut und Geschick, da sie ihre Früchte teilten: Das Land war im Besitz der Gemeinschaft, und im Negerstaat gab es kein Geld. "In der ganzen Menschheitsgeschichte ist keine so lang andauernde Sklavenrebellion verzeichnet wie die von Palmares. Die von Spartakus, die das bedeutendste Sklavensystem der Antike erschütterte, währte 18 Monate." (124) Doch für die letzte Schlacht mobilisierte die portugiesische Krone das größte Heer, das Brasilien bis zu seiner sehr viel späteren Unabhängigkeit je gehabt hatte. Nicht weniger als 10000 Mann verteidigten die letzte Festung von Palmares; den Überlebenden wurde die Kehle durchgeschnitten, man warf sie in Schluchten oder verkaufte sie an Kaufleute aus Rio de Janeiro und Buenos Aires. Zwei Jahre später fiel das Oberhaupt Zumbi, von den Sklaven als unsterblich betrachtet, einem Verrat zum Opfer. Man umzingelte ihn im Urwald und hackte ihm den Kopf ab. Aber die Aufstände nahmen kein Ende. Nicht sehr viel später kehrte Hauptmann Bartolomeu Bueno Do Prado mit seines Siegestrophäen von der erneuten Niederschlagung einer Sklavenrebellion vom Rio das Mortes zurück. 3900 Ohrenpaare baumelten an den Satteltaschen der Pferde.

(122) Edison Carneiro, O quilombo dos Palmares, Rio de Janeiro 1966

(123) Nina Rodrigues, Os africanos no Brasil, Rio de Janeiro 1932

(124) Décio de Freitas, A guerra dos escravos (unveröffentl.)


Zitiert nach: Eduardo Galeano, Die offenen Adern Lateinamerikas. Die Geschichte eines Kontinents, Wuppertal 4. Auflage 2013 der Neuausgabe (2009), Seiten 119/120 Verlagsseite zum Buch

--Frank Böhmert (Diskussion) 08:13, 22. Nov. 2018 (CET)