Sindbad – Social Business

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Sindbad – Social Business

Rechtsform Verein und GmbH
Gründung 2016
Sitz Wien, Osterreich Österreich
Leitung Joseph Kap-herr, Matthias Lovrek
Mitarbeiterzahl 20
Umsatz 1,2 Mio
Website https://www.sindbad.co.at
Stand: 20. November 2020

Sindbad – Social Business ist ein österreichisches Social Business, das durch ein 1:1-Mentoringprogramm Jugendliche aus Brennpunktschulen mit jungen Mentoren in Beziehung bringt. So will man die Chancengerechtigkeit erhöhen. Das Ziel des Programms ist, Jugendliche beim Einstieg in den Arbeitsmarkt oder in eine weiterführende Ausbildung zu unterstützen. Sindbad bietet den Mentoren außerdem die Möglichkeit auf die Entwicklung ihrer Führungs-Qualitäten durch Trainings und Supervisionen. Unternehmen wird die Chance geboten, einen Blick in die Lebenswelt der Jugendlichen zu werfen.[1][2][3]

Geschichte

Die Gründer von Sindbad, Andreas Lechner und Joseph Kap-herr haben erstmals im Frühling 2016 die Idee eines Sozialunternehmens mit dem Schwerpunkt auf den Einstieg in die Arbeitswelt von Jugendlichen ins Auge gefasst. Im Herbst 2016 standen das Konzept, der Name, das Logo und der Businessplan fest. Als österreichisches Social Business startete Sindbad als gemeinnütziger Verein im November 2016 mit 27 Mentoringteams in die erste Staffel. 2018 wurde eine GmbH gegründet. Die GmbH generiert einen Teil des Einkommens durch Dienstleistungen (Entwicklung von jungen High Potentials und Beratung von Lehrlingsbetrieben). Zum einen wird das Sindbad Persönlichkeits-Training angeboten, durch das junge Angestellte von Unternehmen soziale Verantwortung übernehmen und ihren Führungsstil entwickeln können. Zum anderen gibt es das Sindbad Lebenswelten-Training, welches Unternehmen einen besseren Blick auf die Lebenswelt von Jugendlichen verschafft.[4][5][6] Sindbad hat außerdem einen wissenschaftlichen Beirat und Schirmpersonen.[7] Mit 2020 ist Sindbad in Wien, Niederösterreich, Graz, Linz und Innsbruck, also an fünf Standorten, vertreten. Der Standort in Graz ist der größte außerhalb der Bundeshauptstadt und seit 2019 aktiv.[8] Sindbad soll bis 2022 flächendeckend in Österreich aktiv sein.[9]

Der Name „Sindbad“ soll an das morgenländische Märchen aus Tausendundeiner Nacht erinnern, worin ein armer Mann namens Sindbad einem reichen Seefahrer und Kaufmann mit demselben Namen begegnet. Sindbad der Seefahrer verköstigt den armen Lastenträger und beschenkt ihn. Auch das Sozialunternehmen Sindbad verbindet durch ihre Arbeit verschiedene Lebenswelten und die Mentees brechen, wie der Seefahrer aus dem Märchen, mutig auf zu neuen Ufern.[10]

Konzept

Das Konzept des Social Business Sindbad basiert auf der Idee, dem gesellschaftlichen Problem der Jugendarbeitslosigkeit und der Orientierungslosigkeit von Jugendlichen nach der Pflichtschule, insbesondere nach der Neuen Mittelschule und der Polytechnischen Schule, über zwischenmenschliche Beziehungen (1:1) entgegenzuwirken.[4] Sindbad stützt sich, sowohl im sozialen Aspekt sowie auch im unternehmerischen Aspekt seiner Arbeit, auf direkte, synergetische zwischenmenschliche Zusammenarbeit.[11]

Sindbad Holding Team (Zentrale)

Finanzierung

Die Finanzierungsquellen von Sindbad sind einerseits private Geldgeber, öffentliche und staatliche Förderungen. Andererseits bietet Sindbad Dienstleistungen für Unternehmen im Rahmen der Personalentwicklung an, um nicht von Förderungen abhängig zu sein. So kombiniert Sindbad Unternehmerisches mit Gesellschaftlichem und Sozialem.[2][12]

Eine der angebotenen Dienstleistungen ist das Sindbad Persönlichkeits-Training. Dieses bietet die Möglichkeit, junge Mitarbeiter zwischen 20 und 35 Jahren aus den Unternehmen der Kunden zu Profis in sozialen Führungsaufgaben zu machen. Als Mentoren übernehmen sie soziale Verantwortung, erweitern ihre sozialen Kompetenz und kommen mit fremden Lebenswelten in Kontakt. Die Mentoren werden durch ein Rahmenprogramm in Form von Trainings, Gruppensupervisionen, Einzelcoaching und Feedback von Sindbad begleitet. Die Unternehmen können mit dem Sindbad Persönlichkeits-Training eine persönliche und berufliche Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter erzielen und es als Employer Branding Maßnahme nutzen.[5][13]

Eine weitere Dienstleistung die Sindbad anbietet, ist das Sindbad Lebenswelten-Training, welches zum Ziel hat, durch Workshops Lehrlingsausbilder einen Einblick hinter die Kulissen von Jugendlichen zu geben um gemeinsam effektives und motiviertes Zusammenarbeiten zu ermöglichen. Dabei gibt es Workshops mit dem Fokus auf Kommunikationstrends der Jugendlichen, Motivation von Lehrlingen sowie gezieltes Employer Branding für potenzielle Lehrlinge.[6]

Sindbad Methode

Sindbad bietet ein Mentoringprogramm für Schüler aus Brennpunktschulen im Alter von 14 bis 16 Jahren an. Diese werden von 20- bis 35-jährigen Mentor_innen für 8–12 Monate begleitet. Die Mentees werden von deren Mentor_innen im Übergang von der Pflichtschule in eine weitere Ausbildung oder höhere Schule unterstützt und so soll ein persönlicher und individueller Vertrauensraum geschaffen werden. Dabei treffen sich die Mentoringteams mehrmals im Monat, um sich kennenzulernen, gemeinsam einen Plan zu entwickeln, Firmen oder Schulen zu besuchen und sich letztendlich für eine Ausbildungsstelle oder einen Schulplatz zu bewerben. Die Mentoren begleiten die Jugendlichen auf einem Stück ihres Lebensweges und die Jugendlichen gewinnen eine Bezugs- und Ansprechperson außerhalb derer Familien dazu.

Sindbad führt Schulbesuche durch, um das Mentoringprogramm vorzustellen. Die Zielgruppe des Mentoringprogramms sind sozio-ökonomisch benachteiligte Jugendliche aus bildungsfernen Familien. Das Programm ist für die Schüler kostenlos.

Mentoren sind Studierende oder junge Berufstätige, die Interesse an anderen Lebenswelten haben. Um die Jugendlichen begleiten zu dürfen durchlaufen sie einen vierstufigen Rekrutierungsprozess. Vor dem ersten Treffen mit den Mentees gibt es einen zweitägigen Workshop, der die Mentoren auf ihre Rolle vorbereitet. Im Anschluss findet das erste Kennenlernen in Form eines Speeddatings mit den Jugendlichen statt und im Anschluss können die Jugendlichen ihre drei Wunsch-Mentoren angeben. Auf dieser Basis findet dann das Matching der Mentoringteams statt. Im weiteren Verlauf des Programms werden Workshops, Supervision und konkrete Lernmodule für die Betreuenden und zu Betreuenden angeboten.[2][7][14]

Programmwirkung

Sindbad Kick-Off

Über 1.500 Mentoringteams wurden bis 2020 durch das Sindbad Mentoringprogramm betreut.

Dabei schließen 82 % (2020) der Mentoringteams das gesamte Programm ab. Das Ziel, dass die Jugendlichen eine Lehrstelle finden oder eine weiterführende Ausbildung beginnen, wird von 85 % (2020) der Absolventen des Programms erreicht.[15]

Die Wissenschaftliche Untersuchung „Mentoring-Programm als Leadership-Training – Eine qualitative Erhebung anhand des Sozialunternehmens ‚Sindbad‘“ zeigt positive Lerneffekte insbesondere in Hinblick auf Sozial- und Persönlichkeitskompetenzen auf. Dabei führte die Sozialarbeiterin Hinz Nicole mit 12 Mentoren von Sindbad im Alter von 26 bis 31 Jahren teilstrukturierte Leitfadeninterviews durch und wertete die Kategorien Soziale Kompetenz, Persönliche Kompetenz, Methodenkompetenz und Fachkompetenz aus. Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Kontaktfähigkeit der Mentoren trainiert wird, Empathievermögen geschaffen wird und dass Erfahrungen in Leadership gesammelt werden. Selbst sieht mehr als die Hälfte der Befragten den größten Lerngewinn im Umgang mit Diversität. Darüber hinaus haben Mentoren eine Vorbildfunktion, welche von den Mentees anerkannt wird. Die Studie zeigt, dass beidseitig Lernpotential vorhanden ist, was zur Selbstreflexion anregt.[16]

Auszeichnungen

  • 2020:
    • EY - Social Entrepreneur of the Year Award[17]
    • Forbes - 30 under 30[18]
    • Sieger "Coca Cola Get Active Social Business Award"[19]
  • 2018:
    • HR Summit Award mit Wien Energie[20]
  • 2017:
    • Finale (get active award)[21]
    • AWS Social Business Call[22]
  • 2016:
    • Respekt.net - Weihnachts-Award[23]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gaul, Bernhard (2017): „Best Buddies“ für Risiko Schüler In: Kurier, erschienen am 4. Januar 2017
  2. a b c Fischer, Juliane (2017): „Wegbegleiter in der Umbruchphase“ In: Die Furche, erschienen am 19. Januar 2017
  3. Der Standard (2016): „NGO Sindbad will benachteiligten Schülern Weg in die Lehre ebnen“ In: Der Standard online, erschienen am 2. November 2016 https://www.derstandard.at/story/2000046825871/ngo-sindbad-will-benachteiligten-schuelern-weg-in-die-lehre-ebnen
  4. a b Fischer, Juliane (2017) „Sindbad: Pumpen gehen und Lehrstelle suchen“ In: Der Brutkasten – Österreichs Startup- und Innovationsplattform, erschienen am 3. Januar 2017
  5. a b Sindbad. Social Business (2020): „Sindbad Persönlichkeitstraining“ Wien: Sindbad.
  6. a b Sindbad. Social Business (2020): „Sindbad Lebensweltentraining“ Wien: Sindbad
  7. a b Rauscher, Hans (2020): „ Wien ein Wiener Unternehmen gegen Jugendarbeitslosigkeit vorgeht“ In: Der Standard online, erschienen am 10. Juni 2020 https://www.derstandard.at/story/2000117985982/wie-ein-wiener-unternehmen-gegen-jugendarbeitslosigkeit-vorgeht
  8. Christoph Hofer: Das Mentoringprogramm Sindbad sticht in Graz in See. meinbezirk.at, 17. Oktober 2019, abgerufen am 18. November 2020.
  9. Steinschaden, Jakob (2018): „Sindbad: Neues Social Business tritt an, um Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen“ In: Tending Topics online, erschienen am 5. November 2018 https://www.trendingtopics.at/sindbad-neues-social-business-tritt-an-um-jugendarbeitslosigkeit-zu-bekaempfen/
  10. Mauch, Uwe (2018): Coachingzone für Schüler aus Neuen Mittelschule In: Kurier online, erschienen am 30. August 2018 https://kurier.at/leben/coachingzone-fuer-schueler-aus-neuen-mittelschulen/400103495
  11. Grabner, Lisa (2018) „Mein Business: „Das Wichtigste war, dass wir total Lust darauf hatten““ In: Universität Wien online, erschienen am 2. Juli 2018 https://kurier.at/leben/coachingzone-fuer-schueler-aus-neuen-mittelschulen/400103495
  12. Wesley, Peter (2019): „ Social Business, Mentoring, Bildungsinitiative, Personalentwicklung, Freundschaftsermöglicher – mit vollen Segeln auf zu neuen Ufern“ In: Mutmacher-Stories Folge 107, erschienen am 13. Mai 2019
  13. Schmid, Michael (2020): Sindbad: Mentoring bereitet auf erste Führungsaufgaben vor In: Trend, erschienen am 14. Februar 2020
  14. Griss, Irmgard (2017): „Mehr Chancen für Kinder“ In: Kleine Zeitung
  15. Sindbad. Social Business (2020): „Logbuch. Wir produzieren Chancen. Sindbad – Mentoring für Jugendliche“. Wien: Sindbad.
  16. Hinz, Nicole (2020): Mentoring-Programm als Leadership-Training: Eine qualitative Erhebung anhand des Sozialunternehmens „Sindbad“ Wien: FH Campus Wien, S. 56–73
  17. EY (2020): “Österreichs Top-Unternehmer 2020 ausgezeichnet” In: EY online, erschienen am 16. Oktober 2020 https://www.ey.com/de_at/entrepreneur-of-the-year-oesterreich/oesterreichs-top-unternehmer-2020-augezeichnet
  18. Forbes (2020): “Forbes under 30 Deutschland Österreich Schweiz 2020” In: Forbes online https://www.forbes.at/30-under-30.html
  19. Sindbad Social Business gewinnt GASBA 2020: https://www.coca-cola-oesterreich.at/get-active/get-active-social-business-award/gasba-2020-gewinner-sindbad
  20. Eva Selan (2018): “HR Award 2018, Das sind die Gewinner” In: HRweb online, erschienen am 11. Oktober 2018 https://www.hrweb.at/2018/10/hr-award-2018/
  21. Lara Hagen (2017): “Get Active: Die Finalisten des Social Business Award” In: Der Standard online, erschienen am 10. September 2017 https://www.derstandard.at/story/2000063780408/get-active-die-finalisten-fuer-den-social-business-award
  22. aws (2017): “aws Social Business, Geförderte Projekte 2017” In: aws https://www.aws.at/fileadmin/user_upload/Downloads/Booklets/aws-Social-Business-Call-Gefoerderte-Projekte-2017.pdf
  23. Respekt.net (2016): “Weihnachts-Award 2016” In: Respekt.net online https://www.respekt.net/projekte-unterstuetzen/awards/awards-bei-respektnet-jetzt-voten/award/15/