Kornmarkt (Trier)

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Koordinaten: 49° 45′ 18,5″ N, 6° 38′ 18,7″ O

Kornmarkt. Im Hintergrund das Post- und Telegraphengebäude der Kaiserlichen Oberpostdirektion, gebaut 1879–82, davor der Georgsbrunnen, Rokokobrunnen mit Darstellung der vier Jahreszeiten und dem Heiligen Georg als Drachentöter auf einem Obelisk
Ansicht von 1902 mit altem Rat- und Kaufhaus (rechts)
Das klassizistische Kasino an der Südseite
St. Georgsbrunnen und neueres Rathaus

Der Kornmarkt ist ein zentraler, etwa 40 × 80 m großer Platz in der Trierer Innenstadt. An ihn grenzen mehrere Restaurants und Cafés, eine Buchhandlung und der Posthof, der als ehemaliger Sitz der Trierer Oberpostdirektion inzwischen von Büros und Geschäften genutzt wird.

Allgemeines

Nach einer Umgestaltung des Kornmarktes sowie Restaurierung des Brunnens im Jahr 2003 wird die Fläche heute intensiv gastronomisch genutzt. Der Platz wurde dabei unter anderem mit 15 000 Granitplatten zu je 100 Kilogramm bepflastert. Proteste aus der Bevölkerung verhinderten die Fällung einer großen Zeder, welche den Platz prägt. Vor der Umgestaltung diente das Areal als Parkplatz.

Im März 2004 eröffnete die bis dahin in der Fleischstraße angesiedelte Akademische Buchhandlung „Interbook“ (seit April 2008 „Interbook Mayersche“[1][2]) in einen vollverglasten, an der Westwand des Kasinos anschließenden Neubau.[3][4] Ihm musste das ehemalige Hotel „Zur Post“ weichen, das Mitte der 1950er Jahre ein kriegszerstörtes Hotel gleichen Namens ersetzt hatte.[5] Sein Abriss begann im November 2002.[6] Die Buchhandlung verdoppelte ihre Verkaufsfläche von 1100 Quadratmetern auf 2400 Quadratmeter. Im Februar 2019, kurz nach der Fusion der Mayerschen Buchhandlung mit Thalia wurde mit der Umgestaltung des obersten Stockwerks in Büroflächen begonnen; die Verkaufsfläche reduzierte sich damit auf 1900 Quadratmeter.[7]

Der Markt bildet beim alljährlichen Trierer Altstadtfest, einem der größten Volksfeste der Region Trier, sowie auch beim Christopher Street Day einen der zentralen Punkte.

Geschichte

Der Kornmarkt liegt rund 200 Meter entfernt vom Hauptmarkt und wurde auf Grund eines Beschlusses des Stadtrates vom 20. September 1746 „zu Nutz und Zierde“ angelegt. Das Rathaus befand sich zu der Zeit an der nördlichen Ecke zur Fleischstraße und hatte, wie die Steipe am Hauptmarkt, ein offenes Erdgeschoss. Dieses wurde als Kaufhalle, der dahinter liegende Hof als Lagerplatz genutzt. Mit dem neu anzulegenden Platz sollte diese Nutzung neu geordnet werden. Wegen des Stapelrechts mussten Schiffer Transportgut zunächst in der Stadt anbieten, bevor es weiter verschifft werden durfte. Die zahlreichen Kornsäcke, die auf Grund dessen auf dem neuen Markt angeboten wurden, trugen ihm schließlich den Namen Kornmarkt ein.

Der Platz ist annähernd rechteckig, lediglich die Nord-West-Seite weicht erheblich vom rechten Winkel ab. An der Nord-Ost-Ecke entstand ein neues schlichtes Rathaus, zwischen diesem und dem alten Rathaus befanden sich mehrere kleinere Bauten. Die Südseite blieb zunächst ohne nennenswerte Bebauung, für den optischen Abschluss sorgten zwei Baumreihen. Prunkstück des Platzes war das barocke Haus „Königsburg“ oder „Kronenburg“ an der Westseite des Platzes, das von Johannes Seiz entworfen oder zumindest von ihm beeinflusst wurde. Dieses wurde jedoch 1879 abgebrochen und durch die „Kaiserliche Oberpostdirektion“ ersetzt. Auf der Westseite des Platzes befindet sich der von Johannes Seiz entworfene Sankt Georgsbrunnen, der zu Ehren des Kurfürsten Franz Georg von Schönborn aufgestellt wurde und als einer der schönsten Rokokobrunnen Deutschlands gilt. Ursprünglich war der Brunnen in der Mitte Platzes aufgestellt. Unter Schönborns Nachfolger Johann-Philipp von Walderdorff erfolgte die Öffnung des Platzes zur Brotstraße hin, die neu entstandene Straße trägt deshalb den Namen Johann-Philipp-Straße, Figuren seiner Namenspatrone stehen an der Eckgebäuden zur Brotstraße. Der Nachfolger Walderdorffs, der letzte Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen plante an der Südseite einen Neubau der Universität, der jedoch nicht mehr realisiert wurde. Stattdessen zog die Universität, nach der Auflösung des Jesuitenordens in die nun frei gewordenen Kollegiengebäude.

Als Trier nach den Wirren der französischen Revolution und den napoleonischen Kriegen Preußen zugeschlagen wurde erhielt der Platz sein geschlossenes Aussehen. Zu dieser Zeit war der Kornmarkt der Markt für Getreide und Heu.[8] An der Südseite des Platzes wurde das klassizistische Kasino von Stadtbaumeister Johann Georg Wolff errichtet. In der dort ansässigen Kasinogesellschaft war das liberale Bürgertum, darunter der Rechtsanwalt Heinrich Marx, Vater von Karl Marx, tonangebend. Auch das Kasino fiel alliierten Luftangriffen zum Opfer, wurde aber, bis Ende der 1950er Jahre, wieder aufgebaut.[9]

1907 wurde der Platz in einen Ziergarten umgestaltet, bereits 1930 wurde ein Teil des Platzes in einen Parkplatz umgewandelt. Während des Zweiten Weltkrieges wurde Löschwasserteiche ausgehoben, die später wieder mit Trümmern zugeschüttet wurden. Das alte Rat- und Kaufhaus sowie das neuere Rathaus wurden während des Zweiten Weltkriegs durch Luftangriffe zerstört und Mitte der 1950er Jahre durch einen Neubau ersetzt, in dem die Industrie-und-Handelskammer (IHK), bis 1999[10], ihren Sitz nahm.[11] Der stark beschädigte Brunnen wurde nach Westen zur Fleischstraße hin versetzt um eine größere Parkplatzfläche zu schaffen. Mit der während dieses Krieges als Brandgasse angelegten Konstantinstraße war nicht nur eine Sichtachse zur Konstantinbasilika geschaffen worden, über sie konnte der Autoverkehr auch nach Umwandlung der Fleisch- und Brotstraße zur Fußgängerzone weiter zum Kornmarkt fließen.

Literatur

  • Albert Zender: Der Kornmarkt. In „Neues Trierisches Jahrbuch 2000“, Verein Trierisch im Selbstverlag, 2000, S. 131, Skriptfehler: Das Modul gab einen nil-Wert zurück. Es wird angenommen, dass eine Tabelle zum Export zurückgegeben wird..

Einzelnachweise

  1. Besitzerwechsel bei der Interbook – Mayersche übernimmt die Buchhandlung von der VMG. Bistum Trier Pressedienst, 1. April 2008, abgerufen am 18. August 2020.
  2. Erste Mayersche außerhalb von NRW – Mayersche: Interbook Mayersche startet in Trier. In: Buchreport. 2. April 2008, abgerufen am 18. August 2020.
  3. Trier: Interbook eröffnet neues Domizil am Kornmarkt, Trierischer Volksfreund, vom 11. März 2004; abgerufen am 17. August 2020
  4. Von der Bücherstube zum Literatur-Palast. Ab 11. März heißt es für Kunden der Akademischen Buchhandlung „Interbook“ in Trier: Schmökern im Glas-Kubus am Kornmarkt, Paulinus - Wochenzeitung im Bistum Trier, 7. März 2004; abgerufen am 17. August 2020
  5. Vgl. Trier - Bildstadtplan (Nr. 12), gezeichnet von Hermann Bollmann, Bollmann-Bildkarten-Verlag, Braunschweig 1959; sowie: Trier - Bildstadtplan (ohne Nummer), gezeichnet von Hermann Bollmann, Bollmann-Bildkarten-Verlag, Braunschweig 1953
  6. Meet at the Casino - Interbook setzt neue Maßstäbe, Trierischer Volksfreund, 12. Oktober 2002; Nachweis auf www.dic-ag.de (gewerbliche Website); abgerufen am 17. August 2020
  7. Mayersche Buchhandlung räumt am Trierer Kornmarkt die obere Etage, www.volksfreund.de, 4. Februar 2019; abgerufen am 17. August 2020
  8. Emil Zenz: Geschichte der Stadt Trier im 19. Jahrhundert, Band 1: Vom Beginn der französischen Herrschaft bis zum Ende der Revolution von 1848. Spee-Verlag, Trier 1979, S. 153.
  9. Vgl. Trier - Bildstadtplan (Nr. 12), gezeichnet von Hermann Bollmann, Bollmann-Bildkarten-Verlag, Braunschweig 1959; sowie: Trier - Bildstadtplan (ohne Nummer), gezeichnet von Hermann Bollmann, Bollmann-Bildkarten-Verlag, Braunschweig 1953
  10. Zehn Jahre IHK Standort Castelforte – zehn Jahre Veränderung. IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel zu den Perspektiven am Standort, www.ihk-trier.de, vom 1. November 2009; abgerufen am 27. Dezember 2020
  11. Vgl. Trier - Bildstadtplan (Nr. 12), gezeichnet von Hermann Bollmann, Bollmann-Bildkarten-Verlag, Braunschweig 1959; sowie: Trier - Bildstadtplan (ohne Nummer), gezeichnet von Hermann Bollmann, Bollmann-Bildkarten-Verlag, Braunschweig 1953