Telefonzelle

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Links eine Telefonhaube TelHb82, auch für Rollstuhlfahrer geeignet, rechts ein Telefonhäuschen TelH78 aus Zeiten der Deutschen Bundespost

Eine Telefonzelle, in der Schweiz Telefonkabine, in Deutschland fachlich als Telefonhäuschen (TelH) bezeichnet, ist ein Häuschen mit einer Grundfläche von etwa einem Quadratmeter, an dessen innerer Rückwand ein Telefonapparat angebracht ist. Die Gebühren des Telefonats werden je nach Eingabeausrüstung mit Münzgeld, einer Telefon-, Kredit- oder Geldkarte beglichen. Telefonzellen stehen in der Regel im öffentlichen Raum.

Begriffe

Ursprünglich bezeichnete der Begriff Fernsprechzelle konkret die in Gebäuden eingebaute Kabinen mit einem Telefon. Anfangs waren diese in den für die Telekommunikation zuständigen Postämtern vorhanden und mit einer (oft schallgedämmten) Tür ausgestattet um die Intimität des Anrufenden zu schützen. Im Freien aufgestellte Kabinen wurden als Fernsprechhäuschen oder Fernsprechkioske bezeichnet. Mit der Zeit hat ein Begriffswandel stattgefunden und so wird sowohl für Innen- (also in Gebäuden), wie auch freistehende offene Außen-Kabinen nur noch der Begriff Zelle verwendet.

Eine vereinfachte Form ist die sogenannte Telefonhaube, die vorne offen ist und zumindest an den Seiten nicht bis zum Boden hinunter reicht. Sie ist für Rollstuhlfahrer leichter zu benutzen, bietet aber weniger Wetterschutz. Häufig finden sich solche Hauben daher in Innenräumen oder überdachten Außenbereichen, wo sie lediglich zur Abschirmung von Zugluft und Schall dienen.

Rufsäulen sind auf voreingestellte Telefonnummern (z. B. Feuerwehr, Polizei, Taxi) gelegt und daher nicht als Telefonzelle zu betrachten.

Ein Clubtelefon ist ein halböffentliches Münztelefon.

Geschichte und Verbreitung

Weltweit

Mit dem Aufkommen der Telefonie war es notwendig, „öffentliche Fernsprecher“ in Form von Telefonzellen aufzustellen, um die begrenzte Leitungszahl für einen größeren Personenkreis zu erschließen. Die weltweit erste öffentliche Telefonzelle wurde am 28. Januar 1878 in New Haven (Connecticut, USA) aufgestellt.[1] Um die Jahrhundertwende kam in Dänemark der Telefonkiosk auf.

Mit dem Ausbau des verbesserten Netzes von Privatanschlüssen und der seit den 1990er Jahren wachsenden Zahl an Mobiltelefonen ist die Bedeutung der Telefonzellen gesunken. Um die Einrichtungen leichter zu unterhalten, sind sie meist nur noch mit Telefon- oder Geldkarten, kaum als Münzautomaten eingerichtet.

Großbritannien

Deutschland

Schweiz

In der Schweiz sank die Anzahl der öffentlichen Telefonkabinen (Publifone) von 4900 im Jahr 2007 auf 3200 im Jahr 2014. Ab 2018 wurde auf die Vorschrift verzichtet, wonach Swisscom als Telefoniegrundversorgungsanbieter in jeder politischen Gemeinde (Service public[2]) eine Kabine zur Verfügung stellen muss.[3][4] Die höchste Versorgungsdichte gab es in der Schweiz im Jahr 1995 mit mehr als 58.000 privaten und öffentlichen Telefonkabinen.[5] Die letzte Telefonkabine der Swisscom wurde am 28. November 2019 in Baden AG demontiert, 150 werden von der APG weiterbetrieben.[6]

Österreich

In Österreich gibt es Telefonzellen erst seit dem Jahr 1903, als erstmals öffentliche Telephonautomaten in Wien und anderen Großstädten der Donaumonarchie aufgestellt wurden. Vorläufer waren auch hier Holzzellen im Inneren von Postämtern. Zwischen den Jahren 2003 und 2006 rüstete die Telekom Austria mehr als 1000 Telefonzellen in ganz Österreich zu sogenannten MultimediaStations mit Breitband-Internetzugang um.[7]

Im Rahmen der Stadtmöblierung entwarfen bekannte Architekten, wie Luigi Blau Wiener Telefonzellen. In Graz hat das Haus der Wissenschaft um das Jahr 2004 eine Ausstellung in mit ausrangierten Wänden österreichischer Telefonzellen aus Alu-Kunststoff-Alu-Verbundplatten gestaltet, indem die drei mit Gummidichtungen eingelassenen Glasfenster von etwa 35 cm Breite und 25 cm Höhe mit abgerundeten Ecken zur Präsentation von Diapositiv-Folien genutzt wurden.

Für die Verwendung der alten Telefonzellen gibt es einige Projekte. So werden sie entweder zu einem mietbaren Büro[8], einer kleinen Disko[9] oder zu öffentliche Bücherschränken umgebaut. In Salzburg werden im September 2016 Telefonzellen zu freien Mini-Bibliotheken umfunktioniert.[10]

Kunst

Telefonzellen werden in Kriminalfilmen als Quelle anonymer Hinweise dargestellt. Tatsächlich bietet die Telefonzelle nach wie vor eine der wenigen Möglichkeiten, anonym zu telefonieren. Bei Mobilfunkanrufen ist sowohl der ungefähre Standort als auch die Identität des Anrufers bekannt (Stammdaten zur SIM-Karte, IMEI-Nummer des Endgerätes). Zwar ist der Standort einer Telefonzelle ebenfalls bekannt, aber nicht die Identität des Anrufers.

Beispiele:

  • Der Doktor aus der britischen Science-Fiction-Fernsehserie Doctor Who benutzt als Reisevehikel für seine Zeitreisen eine spezielle britische Telefonzelle für Notrufe (Polizei-Zelle).
  • In dem spanischen Kurzfilm La cabina (1972) wird ein Mann in einer Telefonzelle gefangen.
  • Der Thriller Nicht auflegen! (2002) spielt fast ausschließlich in einer Telefonzelle.
  • Im 2003 erschienenen fünften Band der Harry-Potter-Reihe fahren Mr. Weasley und Harry Potter über eine Telefonzelle ins Zaubereiministerium.
  • In den frühen Episoden des Comics Superman verwendet Clark Kent öfters Telefonzellen, um sich in sein Alter Ego Superman zu verwandeln.

Bildergalerie

Literatur

Weblinks

Commons: Telefonzellen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Telefonhäuschen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Telefonzelle – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. derstandard.at, Historischer Kalender, abgerufen am 28. Januar 2013.
  2. https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Telefonkabinen-verschwinden--Bundesrat-laesst-es-geschehen/story/15276730
  3. Die Telefonkabine stirbt aus. Der Bund vom 23. November 2014
  4. 1.40 Franken Umsatz pro Jahr – Telefonkabine im Niemandsland. In: Tages-Anzeiger vom 23. August 2016
  5. Michael Lieberherr: Abschied von der Telefonkabine. In: swisscom.ch. 26. September 2017, abgerufen am 23. September 2019.
  6. Das Ende einer Epoche: Letzte Telefonkabine kommt ins Museum. swissinfo.ch, 28. November 2019.
  7. Telekom Austria und das Technische Museum Wien präsentieren: "100 Jahre Telefonzelle - vom ersten Telephonautomaten zur MultimediaStation". Pressemitteilung der Telekom Austria vom 13. August 2003, abgerufen am 17. Juni 2020.
  8. L'essentiel: Eigenes Büro in der roten Telefonzelle. lessentiel.lu, abgerufen am 21. September 2016.
  9. Franziska Felber, Bayerischer Rundfunk: Die kleinste Disko der Welt: Schöner tanzen in der Telefonzelle | BR.de. 9. Mai 2016, abgerufen am 21. September 2016.
  10. Telefonzellen als Mini-Bibliothek orf.at, 9. September 2016, abgerufen 9. September 2016.