Sietas Typ 146

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Januar 2022 um 09:30 Uhr durch imported>Anonym~dewiki(31560).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Sietas Typ 146
Die Elbstrom
Schiffsdaten
Schiffsart Containerschiff
Bauwerft Schiffswerft J.J. Sietas, Hamburg-Neuenfelde
Bauzeitraum 1990 bis 1994
Gebaute Einheiten 6
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
157,69 m (Lüa)
147,20 m (Lpp)
Breite 22,80 m
Seitenhöhe 11,80 m
Tiefgang max. 8,98 m
Vermessung 11.062 BRZ, 6.448 NRZ
(10.868 BRZ, 6.353 NRZ)
Maschinenanlage
Maschine 1 × MaK-8M601C-Dieselmotor
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
9.300 kW (12.644 PS)
Höchst-
geschwindigkeit
18,8 kn (35 km/h)
Propeller 1 × Verstellpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 15.166 tdw
Container 1048 TEU
Anschlüsse Kühlcontainer 100
Rauminhalt 21.254 (20.462) m³
Sonstiges
Klassifizierungen Germanischer Lloyd,
Bureau Veritas
Anmerkungen
Daten

Elbstrom (1994)[1][2][3]

Daten in Klammern

Widukind (1990)[1][2][4]

Der Typ 146 ist ein Containerschiffstyp der Sietas-Werft in Hamburg-Neuenfelde, von dem 1990 und 1994 jeweils drei Einheiten abgeliefert wurden. Zwei weitere auf diesem Entwurf basierende Neubauten, die aber offiziell nicht als Typ 146 bezeichnet werden, entstanden 1992/93 auf der Mathias-Thesen-Werft in Wismar. Das letzte Typ-146-Schiff traf im Dezember 2017 zum Abbruch in Alang ein.

Geschichte

Ende der 1980er Jahre hatten die Reedereien Diedrich Tamke aus Jork, Gerd Ritscher aus Moorende und Hermann Wulff aus Kollmar jeweils ein Schiff dieser Baureihe in Auftrag gegeben. Die Fertigung der Sektionen für die drei Neubauten begann im Jahr 1989, die Kiellegungen fanden 1990 statt. Das Typschiff Widukind schwamm am 30. Juli 1990 im Dock auf und wurde am 10. Oktober 1990 an Reederei Tamke abgeliefert. Es kam für die Transeste Schiffahrt KG in Fahrt, die 1972 von Reederei Tamke und Reederei Ritscher gegründet worden war. Die Ablieferungen der Ulf Ritscher und der Kollmar erfolgten am 26. November beziehungsweise 29. Dezember 1990.[2] Die drei Schiffe wurden in den Folgejahren mehrfach umbenannt, weiterverkauft und schließlich 2012 nacheinander abgebrochen.

Im Jahr 1994 lieferte die Sietas-Werft mit der Antje, der Carola und der Elbstrom drei weitere Typ-146-Schiffe ab, die von den Reedereien Harry Bröhan aus Jork, Heinz Georg Vöge aus Drochtersen und Reinhold Nibbe aus Hamburg geordert worden waren.[2] Die Antje und die Elbstrom wurden 2005 an die französische Reederei CMA CGM weiterverkauft, die Carola ging 2014 an eine Reederei in Singapur. Alle drei Schiffe wurden 2017 verschrottet. Beim Versuch die CMA CGM Simba (ehemals Antje) aus dem Hafen von Toliara zu schleppen, kenterte am 20. September 2016 der Schlepper Domingue, wobei zwei Personen ums Leben kamen.[5]

Neben den sechs bei Sietas gefertigten Schiffen entstanden zwei weitgehend baugleiche Einheiten auf der Mathias-Thesen-Werft in Wismar, die jedoch keine Ladekräne und eine schwächere Hauptmaschine erhielten. Offiziell werden sie nicht als Typ 146 bezeichnet. Die indonesische Reederei PT Bahana Utama Line hatte die beiden Containerschiffe im Dezember 1990 bestellt, wobei der Bau von der Bundesregierung durch internationale Entwicklungshilfe gefördert sowie über das Hilfsprogramm für ostdeutsche Werften subventioniert worden war.[6] Die Ablieferung des ersten Schiffs, der Global Bahana, fand am 11. Dezember 1992 statt. Nach mehreren Eignerwechseln traf es am 13. April 2013 zum Abbruch in Alang ein.[7] Das Schwesterschiff Universal Bahana lieferte die Werft am 3. März 1993 ab.[8] Am 26. November 2010 brachten somalische Piraten das mittlerweile in Albedo umbenannte Schiff in ihre Gewalt. Es sank Anfang Juli 2013 in schwerer See vor der somalischen Küste.[9]

Technik

Der in Sektionsbauweise gefertigte Typ 146 hatte eine Gesamtlänge von 157,70 m (147,20 m Lpp, 148,04 m registrierte Länge) und eine Breite von 22,80 m (einschließlich Nock). Seine Höhe vom Kiel bis zum Hauptdeck betrug 11,80 m, der maximale Tiefgang 8,98 m. Die Schiffe konnten bis zu 1048 20-Fuß-Standardcontainer (TEU) stauen. Bei einer homogenen Beladung mit 14 t schweren Containern durften aus Stabilitätsgründen maximal 750 TEU geladen werden. An Bord befanden sich Anschlüsse für 100 Kühlcontainer.[1][2]

Obwohl innerhalb der Baureihe keine Untertypen ausgewiesen wurden, unterschieden sich die 1990 und 1994 gebauten Schiffe in mehreren Details voneinander. Die im Jahr 1990 abgelieferten Einheiten waren mit 10.868 BRZ und 15.165 dwt vermessen worden. Sie hatte vier kastenförmige Laderäume mit einem Rauminhalt von insgesamt 20.462 m³ (19.831 m³ Ballenraum). Die vier mit Cellguides ausgerüsteten Laderäume besaßen sieben Luken mit Pontondeckel. Die Schiffe verfügten über jeweils einen 40-Tonnen-Kran und einen 50-Tonnen-Kran des Herstellers NMF.[2][10] Optisch unterschieden sie sich von den später gebauten Schiffen durch die beidseitig am Deckshaus montierten Ständer, die als Stützen für die Brückennock dienten.

Die 1994 gefertigten Schiffe wurden bei Ablieferung mit 11.062 BRZ und 15.166 dwt vermessen. Sie hatten sechs statt vier kastenförmige Laderäume, die ebenfalls mit Cellguides und Pontonlukendeckel ausgerüstet waren. Der Rauminhalt betrug 21.254 m³ (20.117 m³ Ballenraum). Die drei Schiffe besaßen jeweils zwei 40-Tonnen-Kränen des Herstellers NMF.[2][11][12]

Alle Typ-146-Schiffe wurden mit einem Viertakt-Achtzylinder-Schiffsdieselmotor des Typs MaK 8M601C angetrieben, der über ein Untersetzungsgetriebe auf einen Verstellpropeller wirkte. Bei den 1990 abgelieferten Einheiten leistete die Hauptmaschine 8.800 kW, bei den 1994 gefertigten 9.300 kW. Alle Schiffe der Baureihe besaßen ein elektrisch angetriebenes Bugstrahlruder mit 600 kW Leistung. An Bord befanden sich drei Dieselgeneratoren und ein Wellengenerator zur Stromerzeugung. Zusätzlich war jeweils ein Notgenerator verbaut worden.[2][11]

Die Schiffe

Sietas Typ 146
Bauname Bau-
nummer
IMO-
Nummer
Kiellegung
Stapellauf
Ablieferung
Auftraggeber Umbenennungen
und Verbleib
Widukind 997 8908521 11.05.1990
30.07.1990
10.10.1990
Diedrich Tamke,
Jork
1998 Kent Trader → 2000 Seaboard Canada → 2000 City of Stuttgart → 2001 Perseus → 2005 Dubai World → 2009 2Go 1 → 2012 Kally C., am 13. Juli 2012 zum Abbruch in Alang eingetroffen und dort am 20. Juli 2012 auf den Strand gesetzt
Ulf Ritscher 996 8908519 18.06.1990
07.10.1990
26.11.1990
Gerd Ritscher,
Moorende
1998 Kent Scout → 2000 Estestar → 2000 P&O Nedlloyd Kowie → 2001 Estestar → 2002 Safmarine Shebeli → 2003 Estestar → 2004 Maersk Rimini → 2007 MSC Rimini → 2009 Dania Rimini → 2010 Philip, am 16. November 2012 zum Abbruch in Mumbai eingetroffen und dort am 1. Dezember 2012 auf den Strand gesetzt
Kollmar 1050 8908533 16.06.1990
15.11.1990
29.12.1990
Hermann Wulff,
Kollmar
1992 Anro Bangkok → 1992 Lanka Ruwan → 1994 Atlanta → 1996 Kollmar → 1997 Armanda Sprinter → 1999 Phoenix → 1999 Byron → 1999 Phoenix → 2007 Emirates Jumeirah → 2008 Anette S. → 2010 2Go 2 → 2012 St. Martin de Porres → 2012 Anna 1, am 19. Juli 2012 zum Abbruch in Alang eingetroffen und dort am 23. Juli 2012 auf den Strand gesetzt
Antje 1086 9072111 26.01.1994
26.04.1994
30.06.1994
Harry Bröhan,
Jork
1994 Lanka Amila → 1997 Antje → 1997 Maersk Libreville → 1998 Kent Merchant → 1999 P&O Nedlloyd San Pedro → 2001 MSC Nigeria → 2004 TMM Durango → 2005 CMA CGM Simba → 2017 Simb, am 27. Dezember 2017 zum Abbruch in Alang eingetroffen und dort am 31. Dezember 2017 auf den Strand gesetzt
Carola 1092 9072109 22.04.1994
14.07.1994
30.09.1994
Heinz Georg Vöge,
Drochtersen
2014 Dawei Star → 2017 Dawn, am 11. Mai 2017 zum Abbruch in Gadani eingetroffen und dort am 16. Mai 2017 auf den Strand gesetzt
Elbstrom 1078 9072094 18.07.1994
09.09.1994
12.11.1994
Reinhold Nibbe,
Hamburg
1995 Lanka Ruwan → 1997 UB Lion → 1997 Elbstrom → 1998 Urundi → 1999 P&O Nedlloyd Dakar → 2001 Elbstrom → 2002 Cala Puebla → 2003 Elbstrom → 2005 CMA CGM Swala → 2006 MacAndrews Swala → 2008 Delmas Swala → 2017 Swala, am 23. November 2017 zum Abbruch in Aliağa eingetroffen und dort am 27. November 2017 auf den Strand gesetzt

Weblinks

Commons: Sietas Typ 146 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Gert Uwe Detlefsen: Die Typschiffe der Sietas-Werft. Verlag H.M. Hauschild, Bremen, 2010, ISBN 978-3-89757-494-6

Einzelnachweise

  1. a b c Schiffsdaten der Sietas-Neubauten aus dem Archiv des Schiffbaumeisters Klaus Krummlinde
  2. a b c d e f g h Gert Uwe Detlefsen: Die Typschiffe der Sietas-Werft. Verlag H.M. Hauschild, Bremen, 2010, ISBN 978-3-89757-494-6, Seite 470
  3. Miramar Ship Index, IMO 9072094 Elbstrom (kostenpflichtige Website), abgerufen am 12. Oktober 2020
  4. Miramar Ship Index, IMO 8908521 Widukind (kostenpflichtige Website), abgerufen am 12. Oktober 2020
  5. Safety4Sea: Two die after CMA CGM Simba’s tugboat capsizes, 19. Juli 2017 (in Englisch), abgerufen am 12. Oktober 2020
  6. Official Journal of the European Communities: State Aid C64/91 (N726/91) Germany, Commission notice pursuant to Article 93 (2) of the EEC Treaty to other Member States and other parties concerned regarding development aid which Germany has decided to grant for a project to build two 1066 teu container vessels for Indonesia, 14. Februar 1992 (PDF in Englisch), abgerufen am 12. Oktober 2020
  7. Miramar Ship Index, IMO 9041174 Global Bahana (kostenpflichtige Website), abgerufen am 12. Oktober 2020
  8. Miramar Ship Index, IMO 9041162 Universal Bahana (kostenpflichtige Website), abgerufen am 12. Oktober 2020
  9. Internationale Transportarbeiter-Föderation: Endlich frei – Albedo-Geiseln auf dem Weg nach Hause, 23. September 2014, abgerufen am 12. Oktober 2020
  10. Fleetmon, IMO 8908521 St. Vincent the Paul, abgerufen am 12. Oktober 2020
  11. a b Fleetmon, IMO 9072111 CMA CGM Simba, abgerufen am 12. Oktober 2020
  12. Fleetmon, IMO 9072094 Delmas Swala, abgerufen am 12. Oktober 2020