Aufsteigender Fuchsschwanz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Januar 2022 um 16:40 Uhr durch imported>Former111(3684620) (→‎Einzelnachweise: Sprache).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Aufsteigender Fuchsschwanz

Aufsteigender Fuchsschwanz (Amaranthus blitum)

Systematik
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae)
Unterfamilie: Amaranthoideae
Gattung: Amarant (Amaranthus)
Untergattung: Albersia
Art: Aufsteigender Fuchsschwanz
Wissenschaftlicher Name
Amaranthus blitum
L.

Der Aufsteigende Fuchsschwanz (Amaranthus blitum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Amarant (Amaranthus) innerhalb der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Die Blätter werden als Gemüse gegessen.

Blütenstand (Ausschnitt) mit weiblichen und männlichen Blüten
Fruchtstand
Früchte mit Same

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Der Aufsteigende Fuchsschwanz ist eine einjährige krautige Pflanze mit Wuchshöhen von bis zu 100 cm. Der gestauchte bis gestreckte, einfache oder verzweigte Stängel ist kahl. Die wechselständig und spiralig angeordneten Laubblätter sind 1 bis 10 cm lang gestielt. Die einfache und grüne bis leicht purpurfarbene Blattspreite ist bei einer Länge von 1 bis 10 cm sowie einer Breite von 0,5 bis 6 cm kantig eiförmig und besitzt verzweigte Blattadern. Es sind keine Nebenblätter vorhanden.

Generative Merkmale

Der Aufsteigende Fuchsschwanz ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die eingeschlechtigen Blüten stehen zu gemischten knäueligen Blütenständen zusammengedrängt in den Blattachseln. Die drei, selten fünf Blütenhüllblätter sind nur etwa 1,5 mm lang. Männliche Blüten tragen drei Staubblätter. Weibliche Blüten besitzen einen oberständigen Fruchtknoten mit nur einer Samenanlage und zwei bis drei Narben.

Die bei einem Durchmesser von etwa 2 mm rundlichen bis elliptischen Kapselfrüchte reißen bei Reife zur Entlassung des einzelnen Samens unregelmäßig auf.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 34.[1]

Verbreitung und Nutzung

Der Aufsteigende Fuchsschwanz besitzt eine kosmopolitische Verbreitung über die tropischen und gemäßigten Zonen der Welt. Das Ursprungsgebiet der Art wird im Mittelmeerraum vermutet.
Als Nutzpflanze wird er hauptsächlich in Ost- und Zentralafrika angebaut, der Ursprung der Domestikation wird in Indien vermutet. Die Samen werden wie die einiger anderer Arten der Gattung Amarant wie Getreide verwendet. Die Blätter dienen frisch oder getrocknet als Gemüse.

Geschichtliches

Der Aufsteigende Fuchsschwanz ist eine alte Kulturpflanze, die schon in den Pfahlbauten nachgewiesen wurde und somit ein Kulturrelikt und ein Archäophyt darstellt. Die im Mittelmeerraum beheimatete Pflanze ist heute weltweit verschleppt. Von Theophrast wird ein angebautes Gemüse „bliton“ oder „blitum“ genannt. Im „Capitulare de villis“ Karls des Großen heißt die Pflanze „blidas“. Wegen aufwendiger Ernte und geringer Qualität wurde sie im deutschsprachigen Raum schon im 16. Jahrhundert vom Spinat verdrängt. Der Aufsteigende Fuchsschwanz wurde früher auch Hundsmelde[2] genannt.

Systematik

Amaranthus blitum subsp. oleraceus

Die Erstveröffentlichung von Amaranthus blitum erfolge 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 990[3]. Synonyme für Amaranthus blitum L. sind: Amaranthus ascendens Loisel., Amaranthus blitum var. polygonoides Moq., Amaranthus lividus L., Amaranthus lividus subsp. polygonoides (Moq.) Probst, Amaranthus lividus var. ascendens (Loisel.) Hayw. & Druce, Amaranthus lividus var. ascendens Thell., Amaranthus lividus var. polygonoides (Moq.) Thell., Euxolus ascendens (Loisel.) H.Hara, Euxolus viridis var. ascendens (Loisel.) Moq. [4]

Amaranthus blitum gehört zur Untergattung Albersia aus der Gattung Amaranthus.[5]

Verschiedene Unterarten und kultivierte Varietäten sind bekannt, die sich in der Stängelmorphologie, Blütenblattform und Blattfärbung unterscheiden.[5] In Europa kommen vor[6][7]:

  • Amaranthus blitum subsp. emarginatus (Moq. ex Uline & Bray) Carretero et al. (Syn.: Amaranthus emarginatus Moq. ex Uline & Bray) – Stängel flachgestreckt bis aufsteigend, dünn, weinfarben bis tiefpurpurn, kaum geriffelt; Blütenblätter breit spatelförmig, stumpf.[8]
  • Amaranthus blitum subsp. oleraceus (L.) Costea – Stängel aufsteigend bis aufrecht, kräftig und oft hohl, gefurcht, blass bis weißlich; Blätter blassgrün mit weißlicher Aderung. Diese Varietät wird in China, Indien usw. als Gemüse kultiviert.
  • Amaranthus blitum L. subsp. blitum – Stängel flachgestreckt bis aufsteigender, dünn, weinfarben bis tiefpurpurn, kaum geriffelt; Blätter grün bis rötlich; Blütenblätter dünn spatelförmig, oft spitz.
  • Amaranthus blitum subsp. blitum var. lividus – Stängel aufrecht, kräftig und oft hohl, gefurcht; ganze Pflanze dunkelrötlich, purpurn bis fast schwarz, Blätter grün oder purpurn mit purpurner Aderung.

Es gibt auch:

  • Amaranthus blitum subsp. emarginatus var. pseudogracilis (Thell.) Costea

Trivialnamen

Weitere zum Teil auch nur regional gebräuchliche Bezeichnungen für den Aufsteigenden Fuchsschwanz sind oder waren: Blutkraut (Schlesien), Blutmayer (Schlesien), Erdbeerspinat (Bern), Flöhkraut (Berner Oberland), Maier, Rautrich (Sommerfeld), Rotbuckeln (Zürich), Stur (Ostpreußen) und Tausendschön.[9]

Quellen

Einzelnachweise

  1. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 355.
  2. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 133 („Amaranthus: Amarantus Blitum L. Amarant, Hundmelde“).
  3. Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  4. Amaranthus blitum bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
  5. a b Amaranthus blitum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  6. A. Thellung: Amaranthus. In: P. Ascherson & P. Graebner (Hrsg.): Synopsis der mitteleuropäischen Flora., Vol 5/1. Borntraeger, Leipzig 1914.
  7. P. Aellen: Amaranthus. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea, Volume 1: Lycopodiaceae to Platanaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1964, S. 110 (als A. lividus).
  8. J. Walter, Ch. Dobeš: Morphological characters, geographic distribution and ecology of neophytic Amaranthus blitum L. subsp. emarginatus in Austria. In: Annalen des Naturhistorischen Museums Wien. 105B, 2004, S. 645–672 (englisch, zobodat.at [PDF]).
  9. Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen, Verlag von Philipp Cohen Hannover 1882, Seite 23

Weblinks

Commons: Aufsteigender Fuchsschwanz (Amaranthus blitum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien