Cornélio da Conceição Gama

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Cornélio da Conceição Gama

Cornélio da Conceição Gama (* 16. Juli 1945 in Saelari, Laga, Portugiesisch-Timor) ist ein osttimoresischer Politiker. Besser bekannt ist er unter seinem Kämpfernamen Eli Fohorai-Boot (Großer Python) oder L-Sete (Elle-Sette, L7), den er im Guerillakrieg gegen Indonesien erhielt.[1]

Familie

Der Großvater Leki Nana war lokaler Liurai und legendärer Krieger, der Magie nach der Philosophie des Luliks betrieb. Er kämpfte gegen die Japaner in der Schlacht um Timor und wurde der Legende nach sieben Mal enthauptet. Mit Hilfe des Luliks habe er sich jedes Mal wieder zurück ins Leben gebracht. Täglich wird zu ihm für eine gute Ernte gebetet und man opfert ihm Hunde.[2]

Von Cornélio da Conceição Gamas drei Schwestern und drei Brüdern überlebte nur ein Bruder die Besatzungszeit (1975–1999).[3] Dieser Bruder von L7, Paulino Gama (Kampfname: Mauk Moruk), versuchte als ein FALINTIL-Kommandant 1984 den Chef des militärischen Arms des osttimoresischen Widerstands Xanana Gusmão zu stürzen.[4] Nach seiner Rückkehr nach Osttimor gründete er die paramilitärische Organisation Konseilu Revolusionariu Maubere (KRM, deutsch Revolutionärer Rat Maubere), die auch mit Cornélios Sagrada Família Verbindungen hatte. Im August 2015 starb Mauk Moruk bei einem Schusswechsel mit osttimoresischen Sicherheitskräften.

Werdegang

L7 besuchte die Schule bis zur 4. Klasse.[1]

Er erhielt in der portugiesischen Kolonialarmee eine militärische Ausbildung. Mit Gründung der FALINTIL schloss L7 sich der Armee der FRETILIN an.[2] Während der Zeit, als Indonesien das Land besetzt hielt, war L7 einer der bekanntesten Kommandanten der FALINTIL, zuständig für die Region Baucau. Im November 1998 führte er einen Angriff auf den Hauptquartier des indonesischen Subdistrikt-Territorialkommandos (Koramil) in Alas an, bei dem drei indonesische Soldaten und neun Kämpfer der FALINTIL ums Leben kamen. Der inhaftierte FALINTIL-Chef Xanana Gusmão hatte zuvor angesichts der laufenden Friedensgespräche zur Zurückhaltung aufgerufen. Die indonesische Armee reagierte mit einer Vergeltungsaktion in der Region Alas.[2][5] Als 1999 die Kämpfer der Rebellen durch die Vereinten Nationen in Camps gesammelt wurden, verließ L7 das Lager zusammen mit einigen Getreuen. Es waren die Folgen von Frustration und Hilflosigkeit, die zu der Entscheidung geführt hatten. Dazu kamen die schlechte Versorgungslage und Krankheiten im Camp.

L7 ist auch der Chef von der Sagrada Família, einer sektenähnlichen Organisation, der mehrere Gewalttaten nachgesagt werden. Sie war auch in die Unruhen in Osttimor 2006 verwickelt.[6] Bereits in seiner Zeit als FALINTIL-Kommandant predigte er eine Mischung aus traditionellem Glauben, Katholizismus und Verehrung gefallener FALINTIL-Helden, die angeblich noch in der Wildnis lebten. Man sprach L7 magische Fähigkeiten zu. Er könne sich unsichtbar machen oder in einen Baum verwandeln. Die Kugeln der Indonesier könnten seine Haut nicht durchdringen.[2] L7 erkannte die Legitimität der ersten Regierung des unabhängigen Osttimors unter der FRETILIN an und sprach in dieser Zeit von der Möglichkeit eines neuen Bürgerkrieges. Sagrada Família soll 5.000 Mitglieder haben und identifiziert sich in erster Linie mit dem Osten des Landes, Loro Sae.[6]

Außerdem soll L7 Mitglied der Kakalok (magische Gruppe) 7-7 (Seven-Seven) sein, die der Sagrada Família nahestehen soll. 7-7 ist auch in Glücksspiel und Erpressung verwickelt. Die Gruppe hat viele junge Mitglieder, erkennbar an auffälligen Narben. 7-7 tritt neuerdings als Martial-Arts-Club auf.[6]

2001 rief L7 seine Anhänger in Baucau zusammen, um die Rückkehr des 1979 gefallenen Unabhängigkeitshelden Vicente Sa'he dos Reis zu erwarten. Tausende Mitglieder von Sagrada Família versammelten sich an dem genannten Tag, ohne dass die Vorhersage sich erfüllte.[7]

Am 20. Juli 2004 soll bei einer Demonstration in der Hauptstadt Dili gegen den damaligen Premierminister Marí Alkatiri auf L7 geschossen worden sein. Die Kugeln trafen nach Angaben von L7 einen Mann neben ihm. L7 versteckte sich daraufhin erst in Dili und dann in seiner Heimatgemeinde Baucau. Am 24. August kehrte L7 mit 1.000 Anhängern umjubelt in die Hauptstadt zurück und übergab dem Staatspräsidenten Xanana Gusmão eine Petition, in der Veteranen und Soldaten eine Restrukturierung der Staatsorgane forderten. Die anwesenden Alkatiri und einige seiner Minister wurden vom Publikum ausgebuht.[8]

Cornélio da Conceição Gama (2007)

2005 gründete L7 schließlich die Partei União Nacional Democrática de Resistência Timorense UNDERTIM (Demokratische Nationalunion des timoresischen Widerstands) und wurde ihr erster Vorsitzender. Die Partei richtete sich vor allem an die Unzufriedenen im Lande und gegen die ehemalige führende Widerstandspartei FRETILIN. Daher unterstützten L7 und UNDERTIM den damaligen Staatspräsidenten José Ramos-Horta bei seinem Wahlkampf und strebten nach den Parlamentswahlen vom 30. Juni 2007 eine Regierung der Nationalen Einheit an. Gama wurde einer von zwei Abgeordneten der UNDERTIM im Nationalparlament Osttimors und Mitglied der Kommission für konstitutionelle Angelegenheiten, Justiz, Öffentliche Verwaltung, lokale Rechtsprechung und Gesetzgebung der Regierung (Kommission A) und der Kommission für Außenangelegenheiten, Verteidigung und Nationale Sicherheit (Kommission B).[9] Bei den Neuwahlen 2012 scheiterte die UNDERTIM an der Drei-Prozent-Hürde und flog aus dem Parlament.

L7 wurde in der Führungsebene des KRM seines Bruders aktiv. Am 3. März 2014 beschloss das Nationalparlament eine Resolution, die die Polizei anordnete, gegen Aktivitäten des KRM vorzugehen. Nach Beratungen der Führungsspitze erklärte L7, der KRM sei dazu bereit, mit den Behörden zu kooperieren, auch wenn „ganz Dili brennen würde“, wenn er das wünscht. Mauk Moruk wurde daraufhin festgenommen, L7 kam unter Hausarrest.[10] Später wurden beide wieder freigelassen.

L7 auf dem ersten Nationalkongress der PLP (2017)

2015 offenbarte sich eine Spaltung innerhalb der UNDERTIM. L7 und weitere führende Mitglieder verließen die UNDERTIM und schlossen sich der neugegründeten Partidu Libertasaun Popular (PLP) an. 2017 wurde L7 von Staatspräsident Francisco Guterres in den Sicherheitsrat Osttimors berufen, dem er bis 2018 angehörte.[11]

Bei den vorgezogenen Neuwahlen 2018 zog Gama auf Listenplatz 13 der Aliança para Mudança e Progresso (AMP), zu der auch die PLP gehört, in das Nationalparlament ein.[12] Hier ist er Fraktionschef der PLP und Vizepräsident der Kommission für Außenangelegenheiten, Verteidigung und nationale Sicherheit (Kommission B).[1][13]

Auszeichnungen

Gama beim Veteranentag 2020

Sonstiges

Gama fehlen an der linken Hand mehrere Finger.[2]

Weblinks

Commons: Cornélio da Conceição Gama – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise