Bund Freie Presse und Literatur

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Der Bund Freie Presse und Literatur (BFPL) war ein Verband unabhängiger deutscher Schriftsteller und Journalisten im Exil[1], der am 7. Juli 1937 in Paris gegründet wurde.[2] Die Gründer bezogen von einer liberal-humanistischen Basis aus Stellung gegen den Nationalsozialismus und den Stalinismus. Damit war der BFPL unter den politisch agierenden Emigranten, die sich in ihrer großen Mehrheit der kommunistisch dominierten Volksfront-Politik verpflichtet sahen und im Schutzverband deutscher Schriftsteller (SDS) organisiert waren, von vornherein isoliert. BFPL-Gründer Hans Sahl bezeichnete dies als Exil im Exil.[3] Als sich das Zentrum des Exils nach Beginn des Zweiten Weltkrieges in die USA verlagerte, löste sich der BFPL stillschweigend auf.

Neben Hans Sahl waren Leopold Schwarzschild und Konrad Heiden führende Mitglieder des Bundes. Schwarzschild war nach heftiger Kritik an den Moskauer Prozessen aus dem Schutzverband deutscher Schriftsteller ausgeschlossen worden, woraufhin Sahl und Heiden den BFPL gründeten.[4] Weitere Mitglieder waren unter anderen: Alfred Döblin, Leonhard Frank, Irmgard Keun, Klaus Mann (zeitweilig)[5], Walter Mehring, Joseph Roth und Norbert Mühlen.

Das Gründungsstatut des BFPL beginnt mit den Worten:

„Überzeugt, daß die Freiheit des Geistes und der Meinungsäusserung ein kostbares Gut ist, und daß eine unabhängige, keinem Gewissenszwang und Terror unterworfene, saubere, verantwortungsbewusste Presse und Literatur eine der entscheidenden Voraussetzungen der geistigen Entwicklung und des wirksamen geistigen Kampfes ist [...]“[6]

Laut Dieter Schiller sollte keiner zum Bund gehören, „der, während er gegen eine braune Reichskulturkammer den Mund öffnet, eine rote Reichskulturkammer hinnimmt“.[7]

Am 24. Juli 1937 wurde die Gründung in der Pariser Exil-Zeitschrift Das Neue Tage-Buch von Leopold Schwarzschild angezeigt. Hier werden sämtliche Gründungsmitglieder und der gewählte Vorstand bekannt gemacht.[8]

Literatur

  • Bettina Widner: Die Stunde der Untertanen. Eine Untersuchung zu satirischen Romanen des NS-Exils am Beispiel von Irmgard Keun, Walter Mehring und Klaus Mann. Dissertationsschrift, FU Berlin 1998 (dort: Unerhört gebliebene Propheten. Der Bund Freie Presse und Literatur [BFPL]), S. 48–65.
  • Ralph Grobmann, Bettina Widner: Wie lange muss man schweigen einer Idee zuliebe? Der Bund Freie Presse und Literatur. In: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2000/2001, ISSN 0944-629X, S. 304–331.
  • Dieter Schiller: „In bewusstem Gegensatz zu der kommunistisch-ullsteinschen Bande“. Schwarzschilds Bund Freie Presse und Literatur in Paris. In: Anne Saint Sauveur-Henn (Hrsg.): Fluchtziel Paris. Die deutschsprachige Emigration 1933–1940. Metropol, Berlin 2002, ISBN 3-932482-85-9, S. 215–229.
  • Ralph Grobmann: Gefühlssozialist im 20. Jahrhundert; Leonhard Frank 1882–1961;Dissertationsschrift,Fu Berlin 2004,Peter Lang Verlag; (vgl. Kapitel: Die Gründung eines unabhängigen Schriftstellerbundes, Der Bund Freie Presse und Literatur; S. 192–218, erstmals gesichtetes Material)

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Eine eigenständige wissenschaftliche Monographie über den BFPL existiert nicht. In Lebenserinnerungen und Biographien ehemaliger Mitglieder wird er jedoch vielfach erwähnt und beschrieben. Den ersten Versuch einer systematischen Darstellung des BFPL unternahm Bettina Widner in einem Exkurs ihrer Dissertationsschrift (siehe Literatur). Darauf bezieht sich dieser Artikel grundsätzlich. Weitere Quellen sind gesondert ausgewiesen.
  2. Gründungsdatum nach Helmut Peitsch: „No Politics“? Die Geschichte des deutschen PEN-Zentrums in London 1933–2002. Göttingen 2006, S. 21.
  3. So auch der Titel des zweiten Bandes seiner „Memoiren eines Moralisten“ (1990), in dem er über seine Erfahrungen in Paris berichtet.
  4. Nach anderen Quellen ist Schwarzschild der Gründer des Bundes, siehe: Sven Papcke: Deutsche Soziologie im Exil. Gegenwartsdiagnose und Epochenkritik 1933–1945. Campus, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-593-34862-4 (darin Kapitel I: Zur Soziologie der Illusion. Leopold Schwarzschild, S. 13–37), hier S. 26.
  5. Klaus Mann trat nach Interventionen seines Onkels Heinrich Mann mit einer eher persönlich gehaltenen Erklärung aus dem Bund aus.
  6. Dokumentiert von Martin Gregor-Dellin in einer Anmerkung zum Briefwechsel zwischen Klaus Mann und Hans Walter, in: Deutsche Exilliteratur 1933–1950, Bd. 4: Exilpresse. Stuttgart 1978, S. 749 (hier zitiert nach Widner).
  7. Dieter Schiller: „In bewusstem Gegensatz zu der kommunistisch-ullsteinschen Bande“. Schwarzschilds Bund Freie Presse und Literatur in Paris. In: Anne Saint Sauveur-Henn (Hrsg.): Fluchtziel Paris. Die deutschsprachige Emigration 1933–1940, Berlin 2002, S. 215–229, hier S. 219.
  8. Gründungsanzeige des Bundes Freie Presse und Literatur 1937, mit Gründungsmitgliedern und gewähltem Vorstand, auf der Info-Website Walter Mehring.