Arthur Ohler

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Arthur Ohler (* 23. Februar 1883 in Stuttgart; † 17. Januar 1973 ebenda) war ein deutscher Fotograf, der in Stuttgart lebte und arbeitete.

Beruflicher Werdegang

Nach dem Besuch der Volksschule ging Ohler ab 1897 zur Verwirklichung seines Berufswunsches bei verschiedenen Stuttgarter Fotografen in die Lehre. Von 1902 bis 1906 arbeitete er bei Fotografen in Ravensburg, Offenbach, Mannheim und Magdeburg. Ab etwa 1907 – unterbrochen vom Einsatz als Soldat im 1. Weltkrieg – war Ohler wieder in Stuttgart und für siebzehn Jahre Geschäftsführer im Fotostudio Theodor Andersen. Während dieser Zeit engagierte er sich auch als Gewerkschaftsführer der Stuttgarter Gehilfenschaft, wobei er sich erfolgreich gegen unbezahlte Überstunden und für Urlaub der Fotografengehilfen einsetzte.

1926 machte sich Ohler mit eigenem Atelier in Stuttgart selbständig. Zugleich trat er in die 1921 gegründete Photographen-Innung Stuttgart ein, in der er zum Vorstandsmitglied aufstieg. Erst Anfang 1958 setzte sich der 75-jährige Ohler zur Ruhe. Er übergab seine Geschäftsräume an seinen Mitarbeiter Heinz Müller, der 1945 als Lehrling in die Ateliergemeinschaft eingetreten war, die Ohler ab 1944 bis 1950 mit seinem als Sach-Fotograf tätigen Halbbruder Willi Moegle führte.[1]

Arbeiten als freier Fotograf

Arthur Ohler, Tänzerin der Gruppe Herion, um 1928

Mit Beginn seiner Selbständigkeit werden Ohlers fotografische Arbeiten nachweisbar. Für die um 1928 in Stuttgart erschienene Publikation von Max Adolphi und Arno Kettmann „Tanzkunst und Kunsttanz aus der Tanzgruppe Herion Stuttgart“ war Ohler Fotograf aller 64 Illustrationen. Sie zeigen vorwiegend Tänzerinnen, in der Mehrzahl in Fantasie-Kostümen, alle in expressiven Haltungen.[2]

1927/1928 fertigte Ohler die Fotoabzüge zur Illustration der Publikation des Architekten Konrad W. Schulze „Stahl- und Skelettbau“ an, die 1928 veröffentlicht wurde. In Schulzes im folgenden Jahr erschienener Publikation „Glas in der Architektur der Gegenwart“ stammen vier Aufnahmen vom Kaufhaus Schocken in Stuttgart von Ohler selbst.[3]

Arthur Ohler, Kaufhaus Schocken in Stuttgart, 1929

Auch der bis 1928 erbaute Tagblatt-Turm in Stuttgart, ein anderer Bau der Neuen Sachlichkeit, interessierte den Fotografen Ohler. Von ihm sind drei Aufnahmen Ohlers im Stadtarchiv Stuttgart überliefert, die kurz nach Fertigstellung des Hochhauses entstanden sind. Ohler widmete sich als Fotograf häufig der nächtlich beleuchteten Großstadtarchitektur. Dies belegen eine in der Publikation Schulze 1928 veröffentlichte Aufnahme vom Kaufhaus Schocken und eine Nachtaufnahme vom Tagblatt-Turm, die in der zur Vorbereitung auf das Deutsche Turnfest in Stuttgart herausgebrachten Fest-Zeitung Nr. 6 von Januar 1933 mit dem Titel: „Nächtliches Gewitter über dem Tagblatt-Turmhaus“ veröffentlicht wurde.[4]

Auch die in Stuttgart tätigen Architekten und Möbeldesigner Heinz und Bodo Rasch wählten für die meisten Illustrationen ihrer um 1928 erschienenen Publikation mit dem Titel „Der Stuhl“ die Lichtbildwerkstätte A. Ohler, Stuttgart, wie auf der Rückseite des Titelblatts zu lesen ist.[5]

Die Weiterentwicklung der Fotografie war ein Anliegen Ohlers. 1929 fand in Stuttgart die vom Deutschen Werkbund konzipierte internationale Ausstellung FILM UND FOTO statt. Ohler war laut Aussteller-Verzeichnis mit fünf Fotos vertreten, die unter anderem den Titel Luftballons, Schneeverwehungen und Skiläufer trugen, leider aber alle verschollen sind.[6]

Arthur Ohler, Werbeanzeige für seine "Werkstätte" von 1929

In der Begleitbroschüre zur Film- und Foto-Ausstellung findet sich eine halbseitige Anzeige von Ohlers Fotoatelier, hier „Werkstätte Ohler“ bezeichnet, die sich mittels einer Fotomontage für aktuelle und technische Fotos empfiehlt.[7] Von Ohler stammen auch Fotos von dieser Ausstellung in zwei Ausgaben der Sonntagsbeilage des Neuen Tagblatts.[8]

Ohler war als Fotograf Universalist; er arbeitete als Porträt-, Sach-, Werbe- alias Produktfotograf und in den 1920er und 1930er Jahren auch als Architekturfotograf. Wie seine Anzeige von 1929 und seine Hochhausaufnahmen zeigen, fotografierte er mit einer Balgenkamera mit Compound-Verschluss und Objektivstandarte, die eine gleichmäßige Ausleuchtung, dabei verzerrungsfreie Abbildung auch bewegter und hoher Motive ermöglichte. Seine überlieferten Aufnahmen sind sachlich, seine Architektur- und Stadtbildaufnahmen meist effektvolle Inszenierungen.

Ohler als Lehrer und Innungsmeister

Seit seiner Selbständigkeit ab 1926 bildete Arthur Ohler Lehrlinge aus, darunter mehrere, die als Fotografen bekannt werden sollten.[9] Zu ihnen zählt auch der Sohn seines Freundes Hugo Schmölz: Karl Hugo Schmölz.

In den Kriegsjahren 1943 und 1944 stieg Ohler zum stellvertretenden Landesmeister in der Photographen-Innung auf, wurde aber als Nicht-Parteimitglied auf Veranlassung der NSDAP von dieser Funktion entbunden. Nach dem Krieg, 1946, setzte die Handwerkskammer Ohler im Einvernehmen mit der amerikanischen Militärregierung wieder als Obermeister der Fotografen-Innung ein. Bis 1963 wurde er in freien Wahlen als solcher viermal wiedergewählt. 1955 und 1957 organisierte Ohler gemeinsam mit dem Landesgewerbeamt in Stuttgart die Ausstellungen „photo 55“ und „photo 57“ als Leistungsschauen der Berufsfotografen in der Bundesrepublik. Für seine Leistung bei der Verbesserung der Fotografen-Ausbildung erhielt Ohler 1960 das Bundesverdienstkreuz.[10]

Literatur, teilweise mit Quellencharakter

  • Judith Breuer: Der Fotograf Arthur Ohler als Chronist des Vorkriegs-Stuttgart. In: Schwäbische Heimat, 71. Jg. 2020, S. 142–149 (online).
  • Heike van der Horst: Vorwort zu Bestand 2278 = Schenkung Hilda und Werner Nowak/ Nachlass Arthur Ohler, Stand 2018. stadtarchiv-stuttgart.findbuch.
  • Erhalt und Verlust – Die Nachlässe der Fotografen Ohler, Windstoßer, Seufert. Leporello zur Ausstellung im Stadtarchiv Stuttgart vom 8. Oktober 2015 bis 23. Januar 2016.

Kurzbiografien

  • Art. Arthur Ohler. In: Deutsche Biographie, pnd127539433, 7. Januar 2020.
  • Heike van der Horst, Arthur Ohler. In: Stadtarchiv Stuttgart, Digitales Stadtlexikon, publiziert am 17. November 2020.
  • Film und Foto der zwanziger Jahre. Eine Betrachtung der Internationalen Werkbundausstellung „Film und Foto“ 1929. Hrsg. von Ute Eskildsen und Jan–Christopher Horak, Stuttgart 1979, S. 235.
  • Internationale Ausstellung des Deutschen Werkbund FILM UND FOTO. Stuttgart 1929. [Nachdruck] hrsg. u. eingeleitet von Karl Steinorth, Fellbach 1979, S. 72 [mit falschem Todesdatum].

Einzelnachweise

  1. Breuer: Der Fotograf Arthur Ohler… 2020, S. 142f, 148.
  2. Max Adolphi und Arno Kettmann: Tanzkunst und Kunsttanz aus der Tanzgruppe Herion Stuttgart, Stuttgart o. J. (ca. 1928)
  3. Konrad W. Schulze: Glas in der Architektur der Gegenwart, Stuttgart 1929, S. 30 – 33, Abbn. 22, 24 – 26.
  4. Breuer: Der Fotograf Arthur Ohler… 2020, S. 145.
  5. Heinz und Bodo Rasch: Der Stuhl. Stuttgart o. J. (ca. 1928)
  6. Breuer: Der Fotograf Arthur Ohler… 2020, S. 146; Internationale Ausstellung des Deutschen Werkbundes FILM UND FOTO, Stuttgart 1929, S. 70f; Film und Foto der zwanziger Jahre. Eine Betrachtung der Internationalen Werkbundausstellung Film und Foto 1929. Hrsg. von Ute Eskildsen und Jan-Christopher Horak. Stuttgart 1979; Ulrich Hägele: <<Film und Foto>> - die Ausstellung des Deutschen Werkbundes 1929 in Stuttgart. In: Schwäbische Heimat, Jahrgang 70, 2019, S. 437–442.
  7. Breuer: Der Fotograf Arthur Ohler… 2020, S. 145f; Internationale Ausstellung des Deutschen Werkbundes Film und Foto. 1929, S. 48d.
  8. Schwäbisches Bilderblatt = Sonntagsbeilage zum Stuttgarter Neuen Tagblatt Nr. 22 vom 31. Mai 1929 u. Nr. 23 vom 7. Juni 1929; Ulrich Hägele: <<Film und Foto>> - die Ausstellung des Deutschen Werkbundes 1929 in Stuttgart. In: Schwäbische Heimat, Jg. 70, 2019, S. 437 & 438.
  9. Ein Leben für die Fotografie. In: Stuttgarter Zeitung. 22. Februar 1958.
  10. Breuer 2020, S. 148; Horst Benz: Manuskript der Ansprache zur 75jahrfeier der Fotografen-Innung am 3. Mai 1996, in: Stadtarchiv Stuttgart, Bestand 2278, Einheit 9.