Wörtlicher und übertragener Sinn

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Wörtlicher und übertragener Sinn bezeichnet in der Semantik und in der linguistischen Pragmatik zwei grundlegende Möglichkeiten der Bedeutung eines Wortes oder einer Wortverbindung. Während mit dem wörtlichen, buchstäblichen oder Literalsinn bzw. lateinisch sensus litteralis die enge, eigentliche Bedeutung des Ausdrucks gemeint ist, spricht man von einem bildlichen, figürlichen, figurativen oder übertragenen Sinn bzw. sensus metaphoricus, wenn der Ausdruck metaphorisch gebraucht, also aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen wird.[1]

Während bei Einzelwörtern neben der wörtlichen Bedeutung nur in einem Teil der Fälle auch ein Gebrauch im übertragenen Sinne möglich ist, liegt bei Redewendungen fast regelmäßig ein Gebrauch im übertragenen Sinne vor.

Beispiele:

  • Das Wort „Platzhirsch“ bezeichnet, wenn es im wörtlichen Sinne gebraucht wird, einen männlichen Hirsch, der den Standort seines Rudels gegen Artgenossen verteidigt. Beim Gebrauch im übertragenen Sinne bezeichnet es eine meist männliche Person, der man vorwirft, dass sie ihre als angestammt empfundenen Rechte offensiv verteidigt.[2]
  • Das Wort „Holzweg“ bezeichnet wörtlich einen Waldweg, der für den Holztransport angelegt wurde; übertragen bezeichnet es – insbesondere in der Wendung „auf dem Holzweg sein“ – einen Irrweg, der zu keinem Ziel führt.
  • Die Wendung „auf den Busch klopfen“ wird heute fast ausschließlich im übertragenen Sinne verwendet und bezeichnet dann ein behutsames Nachfragen und Sondieren. Hintergrund dieser Metapher ist die Erfahrung, dass etwa Jagdwild, das sich in einem Busch versteckt, durch Beklopfen desselben aufgescheucht und ans Licht befördert werden kann.[3]

Die Fähigkeit von sprachlichen Zeichen, mehrere Bedeutungen zu haben – darunter etwa auch wörtlichen und übertragenen Sinn – bezeichnet man in der Linguistik als Polysemie.

Begriffsabgrenzung

Abzugrenzen ist die Unterscheidung von wörtlichem und übertragenem Sinn von der Unterscheidung Konkretum und Abstraktum.

Literatur

In deutscher Sprache

In englischer Sprache

  • David Ian Sturdee: On the Distinction Between Literal und Non-literal Language. University of Toronto, Toronto 1999 (Doktorarbeit).

Einzelnachweise

  1. Birgit Jackel: Wörtlich oder im übertragenen Sinn? Abgerufen am 19. Januar 2022.
  2. Woher kommt die Redewendung „Auf den Busch klopfen“? Abgerufen am 21. Januar 2022.