Selbstantigen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Januar 2022 um 10:19 Uhr durch imported>Tschimu(3805868) (Link auf Begriffsklärung Fragment hier entlinkt / Kleinigkeiten).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Selbstantigene sind Antigene, die von Zellen eines Organismus dem Immunsystem, wie beispielsweise Makrophagen, Lymphozyten, B-Zellen und NK-Zellen, als körpereigen präsentiert werden. Die Selbstantigene sind für die immunologische Toleranz wichtig, in der das Immunsystem körpereigene Substanzen als solche erkennt und nicht bekämpft (Selbsttoleranz).

Selbstantigene und ihre Funktion

T-Lymphozyten, die während der Thymozyten-Entwicklung im Thymus ein Selbstantigen erkennen – das heißt autoreaktiv sind –, werden durch Apoptose ausselektiert (negative Selektion).[1][2]

Die präsentierten Selbstantigene sind keine vollständigen Proteine, sondern Peptidfragmente. Die Fragmente entstehen durch Proteinabbau im Proteasom (→siehe Hauptartikel Antigenpräsentation). Im Thymus wird den T-Zellen die Toleranz gegenüber

  • Bestandteilen des Serums,
  • allgemeinen Proteinen des Zellstoffwechsels und
  • Zelloberflächenantigenen

„antrainiert“.[3] Auch außerhalb des Thymus, in der Peripherie, findet eine negative Selektion statt, wenn T-Zellen in Kontakt mit dem Selbstantigen kommen.[4] Findet diese Selektion nicht statt, beispielsweise weil nicht genügend Selbstantigene von den Thymusenpithelien exprimiert werden, so kann dies zu Autoimmunkrankheiten führen. Die Selbstantigene sind in diesen Fällen Autoantigene, an die Autoantikörper binden können.

B-Zellen, die lösliche, das heißt nicht zellgebundene, Selbstantigene erkennen, sind für diese „Antigene“ anergisch.

Mit an starke Ajuvantien gekoppelten Selbstantigenen ist es möglich durch Immunisierung autoreaktive T-Zellen, das heißt T-Zellen, die gegen den eigenen Körper gerichtet sind, zu erhalten.[5]

Einzelnachweise

  1. J. W. Kappler u. a.: T cell tolerance by clonal elimination in the thymus. In: Cell 49, 1987, S. 273–280. PMID 3494522
  2. H. P. Blüthmann u. a.: T-cell-specific deletion of T-cell receptor transgenes allows functional rearrangement of endogenous alpha- and beta-genes. In: Nature 334, 1988, S. 156–159. PMID 3260351
  3. U. Steinhoff u. a.: Prevention of autoimmune lysis by T cells with specificity for a heat shock protein by anti-sense oligonucleotide treatment. In: PNAS 91, 1994, S. 5085–5088 . PMID 7910966
  4. U. J. Steinhoff: Von Toleranz zur Autoimmunität. In vivo Analysen über die Funktion und die Bedeutung autoreaktiver CD4+ und CD8+ T-Zellen. Habilitation, Humboldt-Universität zu Berlin, 2000 DNB 965789241/34
  5. W. O. Weigle: Analysis of autoimmunity through experimental models of thyroiditis and allergic encephalomyelitis. In: Adv Immunol 30, 1980, S. 159–273. PMID 6160739 (Review)

Literatur

  • M. Blackman u. a.: The role of the T cell receptor in positive and negative selection of developing T cells. In: Science 248, 1990, S. 1335–1341. PMID 1972592
  • A. C. Allison und A. M. Denman: Self-tolerance and autoimmunity. In: Br Med Bull 32, 1976, S. 124–129. PMID 782632
  • M. Kleinewietfeld: Charakterisierung von CD25+ regulatorischen T Zellen. Dissertation, FU Berlin, 2006

Weblinks