Reisigkrankheit

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Die Reisigkrankheit (früher auch Kurzknotigkeit genannt) ist die bedeutendste Viruskrankheit der Weinrebe weltweit.[1] Die Symptome der Krankheit können von verschiedenen Nepoviren verursacht werden. Daher spricht man auch häufig vom Komplex der Reisigkrankheit. Der Krankheitsverlauf ist schleichend. Erst nach einigen Jahren nach der Infektion zeigen sich erste Symptome. Im europäischen Weinbau ist sie seit mindestens 1882 belegt, existiert jedoch wahrscheinlich seit Anbeginn des Weinbaus. Als Krankheitsübertrager dienen Fadenwürmer.[2]

Symptome

Der Komplex der Reisigkrankheit wird durch eine Vielzahl von Viren verursacht. Alle beteiligten Viren sind polyederförmige und isometrische Partikel von ca. 30 nm Durchmesser. Zu den Symptomen zählen eine teilweise oder vollständige Gelbverfärbung der Blattspreite, verschiedene Blattverformungen, einen verkürzten Abstand zwischen den Knospen (daher der ehemals gültige Name Kurzknotigkeit), verzögerter Austrieb im Frühjahr, Schwachwüchsigkeit der Rebe, Verbänderungen und abnormale Verzweigungen des Rebholzes, Kleinbeerigkeit und verstärkte Verrieselung.

  • das Reisig-Virus (englisch: grapevine fanleaf virus; GFLV):[3]
  • das Arabismosaik-Virus (englisch arabis mosaic virus; AMV oder ArMV):[4]
  • das Himbeerringflecken-Virus (englisch: raspberry ringspot virus; RRSV oder RpRSV):
  • das Erdbeerringflecken-Virus (englisch: strawberry latent ringspot virus; SLRV oder SLRSV):
  • das Tomaten-Schwarzringflecken-Virus (englisch: tomato black ring virus; TBRV):

Übertragung der Reisigkrankheit

Die Übertragung erfolgt entweder über Nematoden im Boden oder durch Veredlung auf bereits infizierten Unterlagsreben.

Bekämpfung der Reisigkrankheit

Ist eine Rebfläche verseucht, müssen die befallenen Rebstöcke gerodet werden. Die Nematoden können sich noch 4 bis 5 Jahre nach der Entfernung der Rebstöcke im Boden befinden.

Geschichte der Forschung zur Reisigkrankheit

Emerich Ráthay, Instituts-Vorstand der Weinbauschule Klosterneuburg, veröffentlichte im Jahr 1883 seinen Bericht Über die in Niederösterreich als Gabler oder Zweiwipfler bekannten Reben, in dem erstmals ein Infektionsweg über das Erdreich beschrieben wurde. Aber erst 1907 äußert Luigi Savastano den Verdacht einer Virose, konnte jedoch weder ein Virus noch den Infektionsweg bestimmen. Lange Zeit wurde die Reisigkrankheit als Nebenerscheinung eines Befalls durch die Reblaus erachtet. Tatsächlich erreichte die Verbreitung der Krankheit in den 1880er Jahren einen ersten Höhepunkt, als im Kampf gegen die Reblaus unbewusst infiziertes Pflanzengut bei der Neuanlage vieler Weinberge verbreitet wurde. Im Jahr 1956 berichtete Professor Albert J. Winkler von der University of California in Davis von den erfolglosen Versuchen von W.B. Hewitt, die Reisigkrankheit mittels Reblaus zu verbreiten. Stattdessen fand er im Boden verseuchter Reben immer wieder bestimmte Fadenwürmer.

Literatur

  • Jancis Robinson: Das Oxford Weinlexikon. Hallwag, Gräfe und Unzer, München 2006, ISBN 978-3-8338-0691-9.
  • Horst Diedrich Mohr (Hrsg.): Farbatlas Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge an der Weinrebe. Eugen Ulmer, Stuttgart 2005, ISBN 3-8001-4148-5.
  • Pierre Galet: Les maladies et les parasites de la vigne. Band 1. Imprimerie du Paysan du Midi, Montpellier 1977, ISBN 978-2-87777-038-5.

Einzelnachweise

  1. Nina Feil, M. Breuer, Volker Jörger: Nematodentoleranz von Reben. (PDF; 177 kB) Staatliches Weinbauinstitut Freiburg
  2. Nina Feil: Untersuchungen zur Interaktion zwischen dem virusübertragenden Nematoden Xiphinema index und verschiedenen Vitis-Spezies - Etablierung eines Indikatorsystems. (PDF; 1,4 MB) Doktorthese, S. 7
  3. Descriptions of Plant viruses. Datensammlung zum Grapevine fanleaf virus
  4. Descriptions of Plant viruses. Datensammlung zum Arabis mosaic virus