Peter Gumpel

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Kurt Peter Gumpel SJ (* 15. November 1923 in Hannover) ist ein deutscher Jesuit und Kirchenhistoriker.

Leben

Unter der nationalsozialistischen Herrschaft wurden Mitglieder seiner Familie wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Der väterliche Betrieb, das Bankhaus Ephraim Meyer & Sohn, hatte nach der Weltwirtschaftskrise erhebliche Verluste erlitten. Ein Teilhaber, Peter Gumpels Vater Kurt Gumpel, hielt sich im Sommer 1933 in Wien auf, da er auch österreichischer Honorarkonsul in Hannover war. Aufgrund von Warnungen kehrte er nicht nach Deutschland zurück; die Eigentümer beantragten die Liquidation des Bankhauses.[1] Kurt Gumpel emigrierte mit seiner Familie nach Frankreich und weiter ins sichere Portugal.[2] Der damals fünfzehnjährige Peter Gumpel soll 1938 nicht mit seiner Familie nach Portugal gezogen, sondern unter falschem Namen im Jesuiteninternat von Nijmwegen Aufnahme gefunden haben und bis Kriegsende geblieben sein. Nach dem Krieg zog sein Vater zurück nach Deutschland und er nach Rom, wo er im September 1952 zum Priester geweiht wurde.

Ab 1947[3] war er Repetitor am Germanicum in Rom.[4] Er wurde 1964 an der Päpstlichen Universität Gregoriana promoviert. Gumpel war Professor für „Geschichte und Theologie der katholischen Spiritualität“ an der Gregoriana. Ab 1960 war er stellvertretender Generalpostulator des Jesuitenordens. Von 1972 bis 1983 war er theologischer Richter an der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse. Von 1983 bis 2013 war er der Relator im Seligsprechungsprozess von Pius XII.

Positionen

Gumpel äußerte sein Bedauern darüber, dass bekannte katholische Persönlichkeiten und Gruppen die Seligsprechung Pius XII. in Frage stellten und jüdische Gruppen dem Seligsprechungsprozess Widerstand entgegensetzten.[5][6] In diesem Zusammenhang äußerte Gumpel gegenüber einer österreichischen Zeitung, es sei eine unbestreitbare historische Tatsache, dass viele der Bolschewisten, die die katholische und orthodoxe Kirche in Russland verfolgt hätten, Juden gewesen seien.[7]

Familie

Die familiäre Herkunft von Peter Gumpel ist ungeklärt, Gerüchten zufolge soll er aus dem Haus Hohenzollern stammen, was er jedoch bestreitet. In einem Interview mit Paul Badde sagte er: „[...] Es ist auch völlig unwesentlich, denn wenn das wahr wäre, ich sage wenn, ist die Sache ja sowieso nie zu einer irgendeiner konkreten Lösung gekommen. [...] Ich kenne diese Gerüchte und werde sie weder bestätigen noch verneinen.“ Er gibt an, aus einer „sehr reichen und sehr einflussreichen Familie“ zu stammen und seinen Namen geändert zu haben. Er habe der Gesellschaft Jesu versprechen müssen, über seine Herkunft nicht zu sprechen.[8] Recherchen der HAZ dagegen ergaben: „Gumpel wuchs in einer Villa in Hannover-Kleefeld auf. Sein Vater war zum Katholizismus konvertiert, doch wegen seiner jüdischen Wurzeln musste die Familie in der NS-Zeit aus Deutschland fliehen. Sein Großvater, ein Bankier, starb in Theresienstadt.“[9] Danach wäre er der Enkel des Bankiers und Hindenburg-Beraters Julius Gumpel und Sohn des Bankiers Kurt Gumpel und seiner Frau Olga Gumpel geb. Dahl (1889–1947).

Schriften (Auswahl)

  • Kurt Peter Gumpel: Actus moraliter boni. Ein Beitrag zu der Erkenntnis der Gnadenlehre des Gregor von Rimini († 1358). 1973 (Dissertation, Gregoriana, 1964), OCLC 62578479.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peter Schulze: Bankhaus Ephraim Meyer & Sohn. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein u. a. (Hrsg.): Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, S. 47.
  2. Ingo Köhler: Die "Arisierung" der Privatbanken im Dritten Reich: Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung. C.H.Beck, 2005, ISBN 978-3-406-53200-9 (google.de [abgerufen am 23. Oktober 2020]).
  3. FOCUS Online: Heiliger Pius XII. In: FOCUS Online. (focus.de [abgerufen am 21. November 2016]).
  4. https://books.google.de/books?id=AT48-nPbbagC&pg=PA110&dq=Peter+Gumpel&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwisha2suaDrAhUE2KQKHd25BHgQ6AEwAnoECAgQAg#v=onepage&q=Peter%20Gumpel&f=false
  5. Who does not want the beatification of Pius XII?, Niedziela/Sunday, 21/2007, abgerufen am 18. Juli 2015.
  6. Hilary White: Papal Postulator Relates Vicious Media Bias against Catholic Church. LifeSiteNews.com, 13. Februar 2009, abgerufen am 29. Oktober 2017 (englisch).
  7. Vatican official criticizes Jews, National Catholic Reporter, 11. Dezember 1998, abgerufen am 18. Juli 2015.
  8. Paul Badde: Interview mit Pater Gumpel zu Pius XII., Rom direkt, EWTN, veröffentlicht auf YouTube am 14. Dezember 2013, insbes. ab 23:40, abgerufen am 18. Juli 2015.
  9. Hannoversche Allgemeine Zeitung, Hannover, Niedersachsen, Germany: Kirche spricht ehemalige Päpste Johannes Paul II und Johannes XXIII heilig – HAZ – Hannoversche Allgemeine. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. Abgerufen am 21. November 2016.