Eusebius von Nantes

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Eusebius von Nantes (lat. Eusebius Nanneticus) war ein spätantiker Geschichtsschreiber, der im 4. Jahrhundert lebte.

Eusebius von Nantes verfasste ein uns nicht erhaltenes Geschichtswerk, das der spätrömische Dichter Ausonius für ein von ihm verfasstes, ebenfalls verlorenes Werk benutzte.[1] Über die Person des Eusebius ist ansonsten nichts bekannt. Er stammte vermutlich aus Nantes in Gallien und war vielleicht mit Ausonius verwandt.[2]

Das Werk des Eusebius berücksichtigte wohl recht stark die römischen Usurpatoren, was im Rahmen der römischen Geschichtsschreibung eher ungewöhnlich war; die auf Eusebius beruhende Dichtung des Ausonius wird denn bisweilen auch als Tyranni betitelt, einem damals gängigen Begriff für die unrechtmäßigen Kaiser. Eusebius verfasste sein Werk vermutlich um die Mitte des 4. Jahrhunderts, jedenfalls vor 380. Es wird kaum allzu umfangreich gewesen sein und war vermutlich in Latein abgefasst.[3] Nach der Ansicht von Richard Burgess reichte es vielleicht bis ins Jahr 357.[4]

Burgess nimmt weiter an, dass das Werk des Eusebius identisch sei mit der sogenannten Enmannschen Kaisergeschichte (EKG), was aber nicht bewiesen werden kann.[5] Nicht ausgeschlossen werden kann freilich, dass Eusebius wie so viele andere Autoren des 4. Jahrhunderts nur auf die EKG zurückgriff,[6] die die Grundlage einer Vielzahl von Breviarien war.[7]

Zu anderen Schlussfolgerungen gelangte vor Burgess Roger Green: Dieser setzte Eusebius von Nantes mit einem Eusebios gleich, der ein heute verlorenes griechisches Geschichtswerk verfasste, das die Zeit von Augustus bis Carus schilderte.[8] Allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass Eusebius von Nantes, der sehr wahrscheinlich in lateinischer Sprache schrieb, mit diesem Eusebios identisch ist.

Jüngst wurde Eusebius von Nantes sogar als möglicher Autor der Historia Augusta vorgeschlagen. Nach dieser Theorie habe Eusebius zunächst die EKG verfasst und diese anschließend zur besagten Biographiesammlung erweitert.[9]

Literatur

Anmerkungen

  1. Dies geht aus einer Auflistung der Werke des Ausonius hervor, die 1320 von Giovanni Mansionario angefertigt wurde, siehe Burgess (1993), S. 495.
  2. Burgess (1993), S. 495, Anm. 21.
  3. Burgess (1993), S. 496f., der sich dabei gegen Roger Greens Interpretation wendet (siehe Ausführungen am Ende des Artikels).
  4. Allgemein Burgess (1993); siehe auch Burgess (1995), zusammenfassend S. 128.
  5. Dies ist auch Burgess, einem der derzeit besten Kenner der EKG, klar: „This identification cannot, of course, be proven – nothing can be proven on such meagre evidence – but unless there is evidence to suggest that Eusebius was someone else, the natural hypothesis is that Eusebius Nanneticus was the author of the KG.“ Burgess (1993), S. 499. Skeptisch bzgl. dieser Identifizierung ist beispielsweise Gerald Kreucher: Der Kaiser Marcus Aurelius Probus und seine Zeit. Stuttgart 2003, S. 18 mit Anm. 40.
  6. Dies erwägend, aber eher ablehnend: Burgess (1993), S. 498f.
  7. So unter anderem Aurelius Victor und Eutropius, siehe die Ausführungen im EKG-Artikel.
  8. Roger Green: Marius Maximus and Ausonius’ Caesares. In: Classical Quarterly. Band 31, 1981, S. 226–236; dagegen argumentierte unter anderem Burgess (1993), S. 496f.
  9. So Peter Lebrecht Schmidt in einem angekündigten, aber nicht mehr publizierten Aufsatz, siehe Markus Sehlmeyer: Geschichtsbilder für Pagane und Christen: Res Romanae in den spätantiken Breviarien. Berlin 2009, S. 289f. und 303f.