Benutzer:Lantus/Grabungen auf dem Monte Iato

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
< Benutzer:Lantus
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. Januar 2022 um 23:10 Uhr durch imported>Lantus(32049) (AZ: Die Seite wurde neu angelegt: mini|Pollina liegt ähnlich wie Iato auf einem Bergsporn. Die '''Grabungen auf dem Monte Iato''' sind archäologische Ausgrabungen des ''Archäologisches Institut der Universität Zürich'' auf dem Monte Iato in der Provinz Palermo, die jährlich seit 1971 fortgesetzt werden und wegen ihrer langen Siedlungszeit zu den interessantesten Grabungsplätzen auf…).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Pollina liegt ähnlich wie Iato auf einem Bergsporn.

Die Grabungen auf dem Monte Iato sind archäologische Ausgrabungen des Archäologisches Institut der Universität Zürich auf dem Monte Iato in der Provinz Palermo, die jährlich seit 1971 fortgesetzt werden und wegen ihrer langen Siedlungszeit zu den interessantesten Grabungsplätzen auf Sizilien gehört. Seit 2010 ist auch das Institut für Archäologien der Universität Innsbruck an der Forschung beteiligt.[1] Der nach vier Jahrzehnten erreichte Stand der Ausgrabungen und Sanierungen führte 2011 zu dem Status eines Archäologischen Parks, dem Archeologia Viva unter seinem Direktor Enrico Caruso (* 1955).[2] Zur Zeit der griechischen Besetzung Siziliens war der Name der Stadt IAITAS, später in lateinischer Form IETAS und im Mittelalter Giato.

Lage

Dieses Grabungsfeld liegt etwa 30 Autokilometer südwestlich von Palermo oberhalb der Ortschaften San Cipirello und San Giuseppe Jato. Dabei ist ein in den Berghang gebaute Theater mit einem Fassungsvermögen von etwa 4500 Zuschauern ausgegraben worden, deren Bühnenbereich mit vier Statuen geschmückt war. Im südlichen Teil der antiken Stadt befand sich die von Säulengängen umgebene Agora mit dem Ratssaal (Bouleuterion) im Westen.[3] Im Wohnteil ist neben dem Tempel der Aphrodite, der im 1. nachchristlichen Jahrhundert zerstört worden ist, ein Herrenhaus aus griechischer Zeit mit einem Peristyl[4] wieder ans Tageslicht gekommen.

Das etwa 40 Hektar große Stadtgebiet ist durch steile Klippen im Norden und Nordwesten natürlich, sowie durch Mauern an den östlichen und südlichen Hängen durch ihre Bewohner geschützt worden. War man im 10. Jahr der Grabungen 1981 erst bis ins 2. vorchristliche Jahrhundert zurückgekommen[3], reichen die Erkenntnisse über die Kulturen der Besiedlung inzwischen bis mindestens dem 7. Jahrhundert v. Chr. zurück. Ungewöhnlich lange war dies ein menschlicher Siedlungsplatz, denn erst mit dem Sieg Kaiser Friedrich II. gegen die Muslime 1246 und der Zerstörung Giatos wurde er endgültig aufgegeben und geriet in Vergessenheit.[5]

Geschichte

Die Anfänge der Siedlungsgeschichte lassen sich nach Thukydides auf die Elymer zurückführen, auf die sich auch die Gründung der Städte Egesta und Eryx zurückführen lässt.[6] Ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. lassen sich Sesshaftigkeit durch Bodenfunde keramischer Importware aus Griechenland nachweisen. Im 3. Jahrhundert scheint die Stadt nach griechischem Muster mit Stadtbefestigung, definiertem Straßensystem und öffentlichen und privaten, hochherrschaftlichen Bauten neu angelegt worden zu sein, in römischer Zeit waren die Bewohner offenbar weniger wohlhabend.

In dieser Zeit dürfte das Goldene Zeitalter für die Stadt bestanden haben. Sie besaß eine eigenständige, städtische Identität und war einer konsequenten Stadtentwicklung unterworfen. Verschiedene Studien, beispielsweise Greg Woolfs Becoming Roman und Andrew Wallace-Hadrills Vivere alla greca per essere Romani legen bered Zeugnis über diese Umbruchphase ab. Sara Santoro Bianchi (1950–2016) untersuchte das Götter- bzw. Götzenbild der Bevölkerung im Kontext ihrer sozialen Stellung und ihrem Kulturverständnis in diesem Zeitalter.[7]

Nach der arabischen Invasion im späten 10. Jahrhundert n. Chr. lebte die Siedlung, die mehrheitlich von Muslimen bewohnt gewesen sein dürfte, wieder auf. Auch unter christlich-normannischer Herrschaft in der Grafschaft Sizilien und der Zugehörigkeit zum Kloster Santa Maria La Nuova in Monreale hielt dieses kulturelle Niveau. Mit der Zerstörung der Stadt und Vertreibung ihrer muslimischen Bewohner als letzter Stützpunkt auf der Insel 1246 war Giato kein Siedlungsplatz mehr.[5]

Galt Iaitas für die Wissenschaft für lange Zeit als Blaupause griechischer Siedlungsstruktur im sizilianischen Hinterland in der Zeit um 300 v. Chr., so haben die Ausgrabungen der Züricher Archäologen dazu beigetragen, diese Sicht zu relativieren: „Es steht heute fest, dass in der Architektur von Iaitas zahlreiche, ausgesprochen römische Elemente vorhanden sind, die wesentliche Beiträge zu einem neuen Gesamtbild der Stadt in hellenistisch-römischer Zeit liefern“.[1] Diese Ansicht beruht auf der Beobachtung, dass im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. monumentale Bauwerke das vorhandene Stadtbild ergänzt haben, die römische Macht- und Kulturpräsenz manifestierte und damit die städtische Identität für mindestens ein Jahrhundert prägte. An Projekten, die diese These untermauern sollen, wird in den Jahren 2019 bis 2023 weiter geforscht.[1] Mit der 49. Grabungskampagne im Jahr 2019 konnte dieses Projekt begonnen werden.[8]

Bemerkenswerte Einzelbauwerke

Aphroditetempel

Der Tempel wurde 1972 entdeckt und 1975 fertig ausgegraben. 1976 befestigte man das Mauerwerk und ergänzte die fehlende Grundfläche mit einem Kiesbelag. Die Grundfläche des Gebäudes ist 17,80 Meter lang und 7,25 breit. Es steht auf einer umfangreichen lehmigen und aschehaltigen Schicht, die zahlreiche einheimische Keramiken enthält, wie eine Tiefenbohrung 1976 ergab. Während sich im Mittelalter Bauherren des Steinmaterials der Südwestecke bemächtigten, ist die Nord- und Westmauer bis zu einer Höhe von 2,10 Meter erhalten geblieben. Der Tempel konnte von Osten betreten werden. Hinter der Cella, die etwa vier Fünftel des Gebäudes ausmachte, befand sich der Adyton. Der Erbauungszeitpunkt dürfte im letzten Drittel des 6. Jahrhunderts zu verorten sein.

Der Tempel befindet sich in einem Gebiet engster Bebauung. Diese Nachbargebäude sind aber allesamt späteren Datums.[9]

Theater

Die Paraskenien wurde offenbar in zwei Bauphasen errichtet: Zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt wurde dieses verkleinert und offenbar mit Holzstelzen zu einer Hochbühne erhöht.[10]

Grabungsgeschichte

1972

Die 2. Grabungskampagne fand im März/ April 1972 wieder unter der Leitung von Hans Peter Isler und der Hilfsbereitschaft von Vincenzo Tusa und seinem Mitarbeiterstab statt. Die Finanzierung wurde sichergestellt durch den Kanton Zürich, die Stiftung für wissenschaftliche Forschung ander Universität Zürich, die Jubiläumsstiftung der Schweizerischen Bankgesellschaft und Zuwendungen der Firma Lindt & Sprüngli, sowie zahlreiche weitere private Gönner.

War im ersten Jahr bereits das Peristylhaus und das Theater lokalisiert worden, wurde 1972 auch die Agora gefunden, die in größeren griechischen Siedlungsstrukturen immer vorhanden war. „Sie kam nahe beim Theater und an einer Stelle zum Vorschein, wo das Bergplateau die Ausdehnung einer Fläche von etwa 40 × 50 m ohne grössere Erdbewegungen erlaubte. Westlich dieses Platzes musste eine Stützmauer errichtet werden, um sie vollständig ausgraben zu können. Das im Schutt gefundene Scherbenmaterial entsprach dem des Vorjahrs, das den Schluss nahelegte, das antike Stadtzentrum wäre aufgrund großer Umgestaltung zeitgleich seinem früheren Gebrauch entzogen worden. Weiterhin wurde am Theater, dem Tempel, dem Peristylhaus und an der Straße gegraben. Darüber hinaus freuen sich die Verfasser über eine große Anzahl von Ziegelstempeln.[11]

1973

Zwischen dem 20. März und dem 4. Mai 1973 fand die dritte Grabung am Monte Iato statt wieder unter Isler und Tusa. Entgegen der ursprünglichen Planung konzentrierte man sich in diesem Jahr auf Ausstattungsgegenstände des Theaters, weil schon nach wenigen Tagen ein Skulpturenfund alle Aufmerksamkeit auf die vier, etwa zwei Meter hohen Stützfiguren von je zwei mit Efeu gegürtete Mänaden und mit Fellschurz bekleidete Satyrn notwendig wurde. Sie wurden anschließend zur sicheren Aufbewahrung in das örtliche Museo Civico Ietino in San Cipirello verbracht. Außerdem wurde auch an der Freilegung des Peristylhauses gearbeitet, die nach Westen hin ausgedehnt wurde.[12]

1974

Auch die vierte Grabung fand unter den gleichen Voraussetzungen statt wie die drei vorangegangenen. Zwischen dem 18. März und 26. April konnten die im voraus erhofften Planungen weitestgehend erfüllt werden. Neben genaueren stratigraphischen Untersuchungen zur besseren Microchronologie gehörten die Grabungen am Tempel und der Agora, dem Peristylhaus und im Theater zum Aufgabenprogramm. Besonders das Bühnenhaus stand dabei im Mittelpunkt, weil „günstige topographische Verhältnisse eine hohe Verschüttung und damit eine gute Erhaltung der antiken Reste versprachen“.[10]

1975 und 1976

Für diese beiden Jahre liegt ein gemeinsamer Bericht vor. Am Mone Iato wurde vom 17. März bis 24. April 1975 und vom 16. März bis 23. April 1976 gearbeitet. Grabungen beim Tempelareal und dem Theater standen im Mittelpunkt des Interesses. Zusätzlich wurden „zwei Sondierungen zur besseren Kenntnis der Stadtplanung und der Stadtbefestigung“ durchgeführt.[9]

1977

Im Jahr 1977 wurde zwischen dem 15. März und dem 22. April auf dem Monte Iato gegraben. Das Areal beschränkte sich auf das Theater, den Westteil der Agora, die Fläche südlich des Tempels und im Anschluss zum Stadtzentrum hin. Gelöst wurde die bis dahin offene Frage nach der Architektur der untersten beiden Sitzreihen. Eine kleine Grabungsfläche, die im Vorjahr nicht mehr freigelegt werden konnte, brachte die Klärung, die die Verbindung zu den sich oberhalb befundenen Sitzreihen gestaltet war, den zwischen der zweiten und dritten Reihe befindet sich ein Gang. Berechnungen ergaben, dass bei einer Platzbreite von 50 cm ein Fassungsvolumen von zweieinhalb- bis dreitausend Zuschauern gegeben war.

1977 wurde begonnen, die Strasse, die unmittelbar südlich des Tempels entlangführt, freizulegen und ihre Lage zu kartieren. Sie wird als eine der wichtigsten Magistralen innerhalb der Stadt benannt. Zwei Häuser, die sich gegenseitig stützen, weil sie beide zueinander keine tragende Außenmauer besitzen, müssen gleichzeitig gebaut worden sein und haben ihre Eingänge direkt zu dieser Straße hin, deren Niveau allerdings 2,20 m höher liegt.[13]

1981

Vom 16. März bis 17. April 1981 fand die 11. Ausgrabungskampagne auf dem Monte Iato statt. Wieder standen das Theater, die Agora und das Peristylhaus im Mittelpunkt der Aktivitäten. Über den Winter hatten sich Grabräuber an der Nekropole auf der Ostseite von Iato zu schaffen gemacht, die bereits vor 1971 Ziel illegaler Grabungsversuche gewesen war. Nachträgliche Untersuchungen förderten ein Vorratsgefäss aus der Castelluccio-Kultur zutage, dass erneut als Hinweis gewertet wird, dass dieser Platz bereits in der Bronzezeit besiedelt war.

Das im Vorjahr an der Agora ausgegrabene Bouleuterion wurde im Laufe des Grabungsmonats zu zwei Drittel freigelegt. Es war von einem mittelalterlichen Haus überbaut worden und bildete die Fundamente dafür. Ein Sitzkreis von wahrscheinlich neun, jeweils um 0,38 cm höher liegenden Reihen mit einem Innendurchmesser von 2,48 m ist vor einer kleinen Bühne angeordnet. Fünf dieser Reihen laufen vollständig halbkreisförmig um. Die mittelalterliche Bautätigkeit hat nur wenige Teile in situ erhalten, davon auch einige Sitzplatten als Auflage der Sitzreihen.[14]

Bis 2009 hatte Hans Peter Isler die Leitung des Projekts inne, die er an seinen Nachfolger Christoph Reusser übergab.

Rechtlicher Rahmen

Die Konzession für dieses Grabungsschutzgebiet wird von der zuständigen regionalen Behörde, die dem Kultusministerium unterstellt ist, erteilt. Die Finanzierung wird vom Schweizerischen Nationalfonds zugewiesen.[15]

Ab 2010 auch Institut für Archäologien der Universität Innsbruck unter Erich Kistler und Birgit Öhlinger (* 1983),

Weblinks

Literatur

  • Hans Peter Isler, Francesca Spatafora: Monte Iato: guida breve. Palermo, Assessorato regionale dei beni culturali ambientali e della pubblica istruzione, 2004

Einzelnachweise

  1. a b c Grabung Monte Iato, Universität Zürich: Institut für Archäologie Fachbereich Klassische Archäologie, 2019
  2. Francesca Spatafora: Un parco archeologico per la città di Monte Iato Futuro del passato. In: Archeologia Viva, Nr. 146, März/ April 2011, Seite 62–67.
  3. a b Hans Peter Isler: Grabungen auf dem Monte Iato 1981. In: Antike Kunst, Band 25, Nr. 1. Vereinigung der Freunde Antiker Kunst, 1982, Seite 48–56
  4. Katharina Dalcher: Das Peristylhaus 1 von Iaitas: Architektur und Baugeschichte. Archäologisches Institut der Universität Zürich, Band 6, 1994, ISBN 978-3-9050-9908-9
  5. a b Monte Iato (IT). Vereinigung der Freunde Antiker Kunst Basel
  6. Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges. Sammlung Tusculum, Hrsg. Georg Peter Landmann, Walter de Gruyter 2014, ISBN 978-3-1103-6150-6, Seite 814
  7. Sara Santoro Bianchi: Gli dei in Casa. In: Immagini divine. Devozioni e divinità nella vita quotidiana dei Romani, testimonianze archeologiche dall'Emilia Romagna. All’Insegna del Giglio 2007, ISBN 978-8-8781-4310-4, Seite 113–126
  8. Martin Mohr: Forschungen auf dem Monte Iato 2019 und 2020. Separatum aus Antike Kunst, 64. Jahrgang, 2021, ISBN 978-3-9090-6464-9, Seite 121–126
  9. a b Hansjörg Bloesch, Hans Peter Isler: Grabungen auf dem Monte Iato 1975 und 1976. In: Antike Kunst, 20. Jahrg., Heft 1. 1977, Seite 4–7
  10. a b Hansjörg Bloesch, Hans Peter Isler: Zürcher Ietas-Grabung. Vierte Kampagne 1974. In: Antike Kunst, 18. Jahrg., Heft 2. 1975, Seite 72–75
  11. Hansjörg Bloesch, Hans Peter Isler: Zürcher Ietas-Grabung. Zweite Kampagne 1972. In: Antike Kunst, 16. Jahrg., Heft 2. 1973, Seite 148–150
  12. Hansjörg Bloesch, Hans Peter Isler: Zürcher Ietas-Grabung. Dritte Kampagne 1973. In: Antike Kunst, 17. Jahrg., Heft 2. 1974, Seite 119–120
  13. Hansjörg Bloesch, Hans Peter Isler: Grabungen auf dem Monte Iato 1977. In: Antike Kunst, 21. Jahrg., Heft 1. 1977, Seite 8–11
  14. Hansjörg Bloesch, Hans Peter Isler: Grabungen auf dem Monte Iato 1981. In: Antike Kunst, 25. Jahrg., Heft 1. 1982, Seite 48–56
  15. Christoph Reusser et.al.: Forschungen auf dem Monte Iato 2014 In: Antike Kunst, Vereinigung der Freunde Antiker Kunst, 58. Jahrg. 2015, Seite 111–128.