Sascha Kolowrat-Krakowsky

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Alexander Graf Kolowrat-Krakowski (links) bei der Arbeit um 1916.

Alexander Joseph Graf Kolowrat-Krakowsky (* 29. Januar 1886 in Glen Ridge (New Jersey),[Anmerkung 1] USA; † 4. Dezember 1927 in Wien; besser bekannt unter dem Namen Sascha Kolowrat-Krakowsky) war ein österreichischer Filmproduzent. Er begründete die österreichische Filmindustrie.

Leben

Sein Vater war Leopold Philipp Graf Kolowrat-Krakowsky und seine Mutter Nadine geb. Freiin von Huppmann-Valbella, Tochter des Zigarettenfabrikanten Joseph von Huppmann-Valbella aus Sankt Petersburg. Seine drei Geschwister hießen Bertha, Friedrich und Heinrich.

Er studierte an der Katholischen Universität Löwen (Belgien) und wurde dort Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.A.V. Lovania Leuven. Er diente beim Militär und sprach mehrere europäische Sprachen. Nachdem er 1909 in Paris Charles Pathé begegnete, begeisterte er sich neben der Motorrad- und Autorennfahrt, dem Fliegen und Ballonfahren fortan auch für die Kinematografie. 1909 filmte er privat unter anderem ein Autorennen am Semmering.

1910, nachdem sein Vater gestorben war und er dessen Güter in Böhmen erbte, gründete Alexander Kolowrat die Sascha-Film-Fabrik und ein Filmlaboratorium im Schloss Groß Meierhöfen in Pfraumberg. 1912 übersiedelte er nach Wien und gründete im Jahr 1913 die „Sascha-Filmfabrik“ in Wien-Brigittenau. Eine seiner ersten Produktionen mit der Sascha-Film war „Die Gewinnung des Erzes am steirischen Erzberg in Eisenerz“. 1915 übernahm er die Filmexpositur der k.u.k. Kriegspressequartiers in Wien und betätigte sich in den Jahren des Ersten Weltkriegs auch mit der Produktion von Propagandafilmen.

Kolowrat-Krakowsky entdeckte zahlreiche Schauspieler für den Film, unter anderen Willi Forst und Marlene Dietrich. Kolowrat leistete wichtige Pionierarbeit in allen damaligen Filmgenres. Höhepunkte seiner künstlerischen Arbeit waren die Produktionen von Monumentalstreifen der Stummfilmzeit auf dem Wiener Laaer Berg. 1916 ließ er in Sievering das erste Großatelier Österreichs erbauen. Seiner Sascha-Film gehörten auch einige Kinos. Er besuchte gern den Münstedt Kino Palast, das Burg- und das Opernkino.

Im Wiener Prater, westlich der Rotunde, ließ er zum Zwecke von Filmaufnahmen im Jahr 1920 „Alt-London“ errichten, ähnlich der Kulissenstadt Venedig in Wien, jedoch kleiner. Am Prager Wenzelsplatz besaß der Graf ein großes Stadtpalais. In den frühen 1920er-Jahren machte er nochmals als Entrepreneur und Rennfahrer von sich reden, als er bei Austro-Daimler unter Leitung von Ferdinand Porsche einen leichten „Volkswagen“ konstruieren ließ, der zwar in den ärmlichen Nachkriegszeiten kein Geschäft war, aber in seiner erfolgreichen Version als Sportwagen und Rennauto unter anderem bei der sizilianischen Targa Florio als „Austro-Daimler Sascha“ für großes Aufsehen sorgte.

Am 30. April 1923 heiratete er die Prinzessin Sonja Trubezkoi (auch Troubetzkoi transliteriert) im Stephansdom.[1] Er starb am 4. Dezember 1927 in Wien im Sanatorium Loew in der Mariannengasse 20 im Alter von 41 Jahren an Krebs.

1936 rief Friedrich Porges zu einer Sammlung auf, um eine Gedenktafel bzw. ein Denkmal für Sascha Kolowrat in Sievering zu finanzieren.[2]

1975 wurde die Kolowratgasse in Wien-Favoriten nach ihm benannt.[3]

Filmografie (kleine Auswahl)

Datei:Denkmal GrafKolowrat.JPG
1948 enthülltes Denkmal für Graf Sascha Kolowrat-Krakowsky am ehemaligen Wien-Film-Gelände in Wien Sievering.
Todesanzeige

Siehe auch

Literatur

  • Walter Fritz, Margit Zahradnik (Hrsg.): Erinnerungen an Graf Sascha Kolowrat. Schriftenreihe des Österreichischen Filmarchivs 31. 1992.
  • Gregor Gatscher-Riedl: „Graf Kilowatt“. Ein Lebensbild des böhmisch-österreichischen Filmpioniers und Bonvivants Alexander Graf Kolowrat-Krakowský (1886–1927). In: Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik. 23. Band, Heft 8, Wien 2006, S. 280–295.
  • Gregor Gatscher-Riedl: Hollywood an der Donau. Zum 120. Geburtstag des böhmisch-österreichischen Filmpioniers und Bonvivants Alexander Kolowrat-Krakowský (1886–1927). Wiener Geschichtsblätter, 61. Jg. Heft 2 (2006), S. 46–60.
  • Ingrid Maria Hübl: Sascha Kolowrat-Krakowsky. Ein Beitrag zur Geschichte der österreichischen Kinematographie. Dissertation. Universität Wien 1950.
  • Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß: Kolowrat, Alexander Graf von Kolowrat-Krakowský. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 474 (Digitalisat).
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 4: H – L. Botho Höfer – Richard Lester. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 440 f. als Alexander Graf Kolowrat.

Weblinks

Commons: Sascha Kolowrat-Krakowsky – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Weshalb Kolowrat-Krakowsky in den USA zur Welt kam, erklärt ein Brief des Grafen Colloredo-Mannsfeld vom 30. März 1984 an den österreichischen Filmwissenschaftler Walter Fritz: „Wegen einer vermeintlichen oder tatsächlichen ‚Beleidigung‘ seiner Braut erschoß mein Großvater [Leopold] im Duell seinen Widersacher; einen Prinzen Auersperg, was nach damaligen Gepflogenheiten durch ein mehrjähriges Exil gebüßt werden mußte. Dieses altösterreichische, sehr schnitzlersche Drama hätte dem Sohn [Sascha] ein schönes Filmsujet liefern können!“
    Zitiert nach Walter Fritz: Im Kino erlebe ich die Welt. 100 Jahre Kino und Film in Österreich. Brandstätter, Wien/München 1997, ISBN 3-85447-661-2, S. 38.

Einzelnachweise