Amaq

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. Februar 2022 um 23:33 Uhr durch imported>Anonym~dewiki(31560) (die Verschlüsselung von Telegram ist eine höchstens in Einzel-Chats aktivierte Nebenfunktion und in dem Anwendungsfall hier sowieso nicht aktiv – Telegram ist einfach nur ein Messenger, kein "verschlüsselter" Messenger... ansonsten wäre Wikipedia die "verschlüsselte" Enzyklopädie).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Amaq News Agency (arabisch وكالة أعماق للأنباء, DMG

Wikālat Aʿmāq li-l-Anbāʾ

) ist ein Nachrichtenkanal der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) und neben dem Al-Hayat Media Center bedeutendes Medium der Verbreitung ihrer Propaganda in der breiten Weltöffentlichkeit. Er bezeichnet sich selbst als Nachrichtenagentur.

Amaq setzt kurze Nachrichten auf seiner Website sowie mittels Telegram, Twitter und anderer Internetdienste ab. Es werden Benachrichtigungen, Artikel und Videos verbreitet, die wie im etablierten Journalismus mit den Überschriften „Breaking News“ und „Exclusive“ versehen werden. Monatlich veröffentlicht Amaq Infografiken mit den „Märtyrern des Kalifats“, dort sind die Selbstmordanschläge von IS-Kämpfern gelistet.[1]

Geschichte

Der Nachrichtenkanal tauchte erstmals im August 2014 während der Kämpfe um die syrisch-kurdische Stadt Kobane an der Grenze zur Türkei als Stimme der Terrormiliz „Islamischer Staat“ in Syrien auf. Experten zufolge teilten damals IS-Kämpfer auf ihren privaten Internetprofilen und über verschlüsselte Kurznachrichten aktuelle Informationen versehen mit dem Stichwort „Amaq“. Das arabische Wort „Amaq“ bedeutet so viel wie „Die Tiefen“ und bezieht sich laut der Journalistin Sabine Rossi auf die Tiefe, mit der das Medium aus dem IS-Netzwerk berichtet.[2] Diese Interpretation lässt jedoch die apokalyptische Ideologie der IS-Organisation außer Acht. So soll laut einem Hadīth das Jüngste Gericht erst kommen, wenn die Armeen der Byzantiner bei al-Aʿmāq oder Dābiq (siehe auch Dabiq (Magazin)) in Nordsyrien bezwungen werden.[3]

Verbreitungswege

Die Amaq-Internetseite muss häufig ihre Adresse ändern, da die zugehörigen Domains immer wieder durch Sicherheitsbehörden blockiert werden. Die Nachrichten von Amaq werden parallel über den Nachrichtenübermittlungs-Dienst Telegram oder über Twitter weiterverbreitet.[4]

Amaq entwickelte zudem eine eigene Android-App. Die Hacker-Gruppe „Ghost Security Group“ entdeckte die App und machte „Amaq News“ in westlichen Ländern bekannt. Während Twitter und Facebook von westlichen Sicherheitsbehörden überwacht werden, könne über die eigene App anonym kommuniziert werden.[5]

Rezeption

Rukmini Callimachi schrieb Anfang 2016 in The New York Times Online über die Bedeutung von Amaq: „Die Agentur hat die exklusiven Meldungen (Scoops), weil sie ihre Tipps direkt von ISIS bekommt; für diejenigen von uns, die vom Terrorismus betroffen sind, wurde Amaq ein ‚must-read‘-Medium, jedes Mal, wenn wieder eine Bombe hochgeht.“[6] Medienberichte stellten zudem fest, dass in mutmaßlichen Bekennerschreiben bzw. Selbstbezichtigungen nur in seltenen Fällen Täterwissen preisgegeben wird und diese meist mit monotonen Satzfragmenten wie „Soldat“, „Märtyrer“ oder „Kämpfer des Kalifats“ versehen sind.[7]

Verfassungsschutzbehörden wie das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg Ende 2016 beurteilen Amaq unter anderem als festen Propaganda-Baustein der IS: „Ihre Positionierung als vermeintlich unabhängige Instanz im Nachrichtenbereich, die Anschläge mittelbar für den IS reklamiert, hat sich seit Mitte 2015 über mehrere Monate herausgebildet; inzwischen ist sie für die Organisation ein fester Faktor der Selbstdarstellung nach einem vermeintlichen oder tatsächlichen Anschlag. In offiziellen Verlautbarungen und Videos bestätigt der IS dementsprechend nie die Existenz von AMAQ als eigene ‚Nachrichtenagentur‘.“ Aktuelle Bezüge – nach den militärischen Niederlagen in Syrien und dem Irak – lassen „offenkundig den Verlust des Unbesiegbarkeitsmythos in der Selbstdarstellung des IS kompensieren.“[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thomas Joscelyn: Islamic State-linked ‘news’ agency claims 90 suicide attacks launched in February. In: The Long War Journal. 5. März 2016, abgerufen am 23. März 2016 (englisch).
  2. Sabine Rossi: IS-nahe „Nachrichtenagentur“: „Amaq“ – das Sprachrohr der Terroristen. In: tagesschau.de. 15. Juli 2016, abgerufen am 19. Juli 2016.
  3. McCants, William: ISIS fantasies of an apocalyptic showdown in northern Syria. In: Brookings, 3. Oktober 2014. Abgerufen am 9. November 2019.
  4. Deniz Aykanat, Felicitas Kock: Anschlag am Breitscheidplatz: IS reklamiert Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Berlin für sich. In: sueddeutsche.de. Abgerufen am 20. Dezember 2016.
  5. Was kann die neue App des IS? In: 20min.ch. 11. Dezember 2015, abgerufen am 23. März 2016.
  6. Rukmini Callimachi: A News Agency With Scoops Directly From ISIS, and a Veneer of Objectivity. In: The New York Times Online. 14. Januar 2016, abgerufen am 23. März 2016 (englisch): „The agency has been getting the scoops because it gets tips straight from ISIS, and for those of us on the terrorism beat, that has made Amaq a must-read every time a bomb goes off.“
  7. Was sagt das IS-Bekennerschreiben zum Anschlag aus?, Welt.de vom 21. Dezember 2016, abgerufen am 3. Oktober 2017
  8. Tatbekennungen der IS-Medienstelle AMAQ nach Terroranschlägen, verfassungsschutz-bw.de 11/2016, abgerufen am 3. Oktober 2017