Göttinger Nobelpreiswunder

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Göttinger Nobelpreiswunder war der Titel einer Ausstellung, die vom 28. Juni bis 15. September 2002 im Historischen Bibliothekssaal in der Paulinerkirche in Göttingen stattfand. Veranstalter waren die Georg-August-Universität Göttingen und die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen; begleitend zur Ausstellung wurde ein Buch veröffentlicht.[1][2]

Konzept und Inhalt

Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf die Tatsache, dass eine große Anzahl von Nobelpreisträgern mit der Stadt und der Universität Göttingen in Verbindung standen oder stehen. Die Ausstellung stellte dazu das Leben und die Arbeit von 44 Nobelpreisträgern vor.[3]

Die Mehrzahl der mit Göttingen in Verbindung stehenden Nobelpreisträger erhielt den Preis in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Weltweit wurde in diesem Zeitraum keine andere Universität so häufig in Verbindung mit einem Nobelpreis genannt wie Göttingen. Erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wurde Göttingen von amerikanischen Universitäten wie dem Massachusetts Institute of Technology überholt. Die Nobelpreise wurden überwiegend in den Bereichen Physik und Chemie verliehen, seltener in den Bereichen Medizin, Literatur sowie der Friedensnobelpreis.

Der Bezug der 44 in der Ausstellung behandelten Nobelpreisträger zur Stadt und Universität Göttingen ist sehr unterschiedlich. So wurden im Rahmen der Ausstellung neben Wissenschaftlern, die ihre gesamte akademische Laufbahn in Göttingen verbrachten, auch Forscher zum „Nobelpreiswunder“ gezählt, die nur einen relativ kurzen Aufenthalt in Göttingen hatten.

Behandelte Personen

Jahr Name Bereich Bezug zu Göttingen
1905 Robert Koch Medizin Student (1862–1866)
1908 Rudolf Eucken Literatur Student (1863–1866)
1908 Paul Ehrlich Medizin Honorarprofessor (1904–1914)
Ilja Iljitsch Metschnikow Student (1865/1866)
1910 Otto Wallach Chemie Student (1867–1869), Professor (1889–1915), 1931 stirbt er in Göttingen
1911 Wilhelm Wien Physik Student (1882), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1907)
1914 Max von Laue Physik Student (1899–1902 und 1903–1905), Akademie der Wissenschaften (1921), Honorarprofessor (1947–1960), 1960 wird er in Göttingen begraben
1914 Theodore William Richards Chemie Auslandsjahr u. a. in Göttingen (1888/1889)
1918 Max Planck Physik Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1901), Wiedereinrichtung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (1945), Ehrenpräsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (1946), gestorben und begraben in Göttingen (1947)
1919 Johannes Stark Physik Habilitation (1900), Privatdozent (1900–1906), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1923)
1920 Walther Hermann Nernst Chemie Privatdozent (1890–1891), Professor (1891–1905), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1898–1905), wird 1952 in Göttingen beigesetzt
1923 Robert Andrews Millikan Physik Studienaufenthalt in Göttingen (1895–1896), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1926)
1924 Karl Manne Siegbahn Physik Student (1908), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1922)
1925 James Franck Physik Student (1902), Professor (1921–1934), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1921), verstirbt 1964 in Göttingen
Gustav Hertz Student (1906–1907), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1931), Unterzeichner der Göttinger Erklärung (1957)
1925 Richard Zsigmondy Chemie Professor (1908–1929), Direktor des Instituts für anorganische Chemie (1908–1929), verstirbt 1929 in Göttingen und wird dort begraben
1927 Ludwig Quidde Frieden Student (1878–1881), Promotion (1881)
1928 Adolf Windaus Chemie Professor (1915–1944), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1918), verstirbt 1959 in Göttingen und wird dort begraben (1959)
1930 Nathan Söderblom Frieden Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1921)
1932 Werner Heisenberg Physik Student (1922/1923), Habilitation (1924), Privatdozent (1924–1926), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1937), Honorarprofessor (1946–1958), Direktor des Max-Planck-Instituts für Physik (1948–1958), Präsident des Deutschen Forschungsrates und der Akademie der Wissenschaften (1949–1951), Unterzeichner der Göttinger Erklärung (1957)
1932 Irving Langmuir Chemie Student (1903–1906), Promotion (1906)
1933 Paul Dirac Physik Studienaufenthalt (1926/1927), Aufenthalt (1928)
1936 Petrus Josephus Wilhelmus Debye Chemie Professor (1914–1920), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1916), Gastprofessor (1961)
1937 Walter Norman Haworth Chemie Student (1909), Promotion (1910)
1938 Enrico Fermi Physik Student (1923)
1939 Adolf Butenandt Chemie Student (1924–1927), Promotion (1927), Habilitation (1931), Privatdozent (1931–1933), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1938), Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (1960–1972)
1943 Otto Stern Physik Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1931)
1944 Otto Hahn Chemie Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1924), Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (1946–1960), Unterzeichner der Göttinger Erklärung (1957), verstorben und begraben in Göttingen (1968)
1945 Wolfgang Pauli Physik Assistent (1920–1921)
1948 Patrick Maynard Stuart Blackett Physik Assistent (1924–1925)
1953 Sir Hans Adolf Krebs Medizin Student (1918–1919), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1971), Ehrendoktorwürde (1980)
1954 Max Born Physik Student (1904–1907), Promotion (1906), Habilitation (1909), Privatdozent (1909–1915), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1920), Professor (1921–1933), Unterzeichner der Göttinger Erklärung (1957), verstirbt 1970 in Göttingen und wird dort begraben
Walther Bothe Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1933)
1963 Eugene Paul Wigner Physik Assistent (1927), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1951)
Maria Goeppert-Mayer Studentin (1924–1930), Promotion (1930)
1967 Manfred Eigen Chemie Student (1945–1950), Promotion (1951), Wissenschaftlicher Mitarbeiter (1951–1953), Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft (1958), Direktor am Max-Planck-Institut für physikalische Chemie (1964), Honorarprofessor (1971), Ehrensenator (1987)
1969 Max Delbrück Medizin Student (1926–1929), Promotion (1930/1931), Gastprofessor (1954)
1971 Gerhard Herzberg Chemie Postdoc (1928/1929)
1989 Wolfgang Paul Physik Oberassistent (1942), Habilitation (1944), Privatdozent (1944–1950), Außerplanmäßiger Professor (1950–1952), Unterzeichner der Göttinger Erklärung (1957), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1982)
Hans Georg Dehmelt Student (1946–1950), Promotion (1950)
1991 Erwin Neher Medizin Wissenschaftlicher Assistent (1973–1977), Habilitation (1983), Professor (1983), Honorarprofessor (1986), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1991)
Bert Sakmann Dissertation (1974), Wissenschaftlicher Assistent (1974–1979), Habilitation (1982),

Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft (1983), Direktor der Abt. Zellphysiologie (1985–1988), Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1992)

1999 Günter Grass Literatur Schulbesuch in Göttingen[4]
2000 Herbert Kroemer Physik Student (1949–1952), Promotion (1952)

Literatur

  • Elmar Mittler und Fritz Paul: Das Göttinger Nobelpreiswunder – 100 Jahre Nobelpreis : Vortragsband, Göttingen: Niedersächsische Staats- und Univ.-Bibliothek 2004 (zweite Auflage, erste Auflage 2002), Reihe: Göttinger Bibliotheksschriften; 23, ISBN 3-930457-36-9. (online, PDF, Download)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. siehe Normdaten der Ausstellung unter GND 6117374-5
  2. siehe Meldung über die Ausstellung im IDW online unter http://idw-online.de/pages/de/event6060
  3. Die Welt: Göttingen – Hauptstadt der Nobelpreisträger Die Welt, vom 25. Juni 2002
  4. Text der Ausstellung: "Grass will in Göttingen erneut die Schule besuchen, bricht dieses Vorhaben jedoch nach zwei Unterrichtstunden in Latein und Geschichte ab."

Weblinks