Vorderer Vogelsberg

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Lumda-Plateau
Blick von der Amöneburg auf das südöstliche Amöneburger Becken, den Vorderen (rechts die 405 und 407 m hohe Mardorfer Kuppe) und den „eigentlichen“ Vogelsberg (links im Hintergrund)

Blick von der Amöneburg auf das südöstliche Amöneburger Becken, den Vorderen (rechts die 405 und 407 m hohe Mardorfer Kuppe) und den „eigentlichen“ Vogelsberg (links im Hintergrund)

Höchster Gipfel Mardorfer Kuppe (406,8 m ü. NHN)
Lage Mittelhessen
Teil des Westhessischen Berglandes / Vogelsbergs
Einteilung nach Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands / Geologie
Lumda-Plateau (Hessen)
Koordinaten 50° 39′ N, 8° 53′ OKoordinaten: 50° 39′ N, 8° 53′ O
Gestein Basalt
Fläche 322,65 km²

Der Vordere Vogelsberg ist ein sich nordwestlich an den „eigentlichen“ Vogelsberg anschließender, 570 km² einnehmender Naturraum (Haupteinheit 349) in den mittelhessischen Landkreisen Gießen, Vogelsbergkreis und Marburg-Biedenkopf. Er besteht aus dem zentralen, bis 407 m hohen und mehr als die Hälfte seiner Fläche einnehmenden Höhenzug Lumda-Plateau, dem sich östlich anschließenden (Oberen) Ohmtal, dem Laubacher Hügelland im Süden und dem Gießener Landrücken im Südosten.

Namensgebend für das Lumda-Plateau ist sein zentraler, nach Westen zur Lahn fließender Fluss Lumda. Das Ohmtal ist nach der ebenfalls zur Lahn, jedoch in eher nordwestliche Richtungen fließenden Ohm benannt und umfasst auch diverse Nebentäler. Lediglich der äußerste Süden des Naturraumes, insbesondere der Großteil des Laubacher Hügellandes bei Laubach, entwässert über Wetter und Nidda zum Main.

Der Name Vorderer Vogelsberg ist insofern irreführend, als dieser Naturraum zum Westhessischen Berg- und Senkenland (Haupteinheitengruppe 34) gehört, während der sich in Ausläufern im Südosten anschließende, „eigentliche“ Vogelsberg zum Osthessischen Bergland (35) gezählt wird. Geologisch indes zieht sich die Basaltdecke seines Namensgebers bis weit in den Westen des Vorderen Vogelsberges.

Geographie

Lage

Das Lumda-Plateau liegt etwa 7 km nordöstlich von Gießen und 10 km südöstlich von Marburg. An seinen Rändern liegen unter anderem die Städte Staufenberg (im Westen), Grünberg (im Süden) und Homberg (Ohm) (im Nordosten).

Unmittelbar südlich hiervon schließen sich der Gießener Landrücken (östlich Gießens) und das Laubacher Hügelland (noch weiter östlich, bis Laubach) an.

Blick vom Vorderen Vogelsberg zwischen Wermertshausen und Rüddingshausen zum „eigentlichen“ Vogelsberg (773 m)

Nördliche Begrenzung des Plateaus wie auch des gesamten Vorderen Vogelsberges ist das Amöneburger Becken; nordwestlich schließen sich hinter dem Unterlauf der Zwester Ohm die Lahnberge an. Im Westen wird der Naturraum durch das Marburg-Gießener Lahntal begrenzt, hinter der der Forst Krofdorf und, noch westlicher, der singuläre, 498 m hohe Dünsberg folgen, welche zum Gladenbacher Bergland zählen.

Südgrenze des Plateaus ist in etwa die Wieseck bzw. die sich unmittelbar südlich anschließende Lahn-Main-Wasserscheide, hinter der der Gießener Landrücken (im Südwesten) und das Laubacher Hügelland (im Süden) die Abflachung zur Wetterau einleiten. Das Laubacher Hügelland erstreckt sich nach Süden noch bis etwas jenseits der Wetter.

Im äußersten Südosten ragt ein kleiner Ausläufer des Plateaus bis östlich von Laubach, wo sich bereits der Untere Vogelsberg anschließt.

Im südlichen Osten ist der Ohm-Nebenfluss Seenbach, im Osten die Ohm selber Grenzfluss zum Unteren Vogelsberg. Auch in nördlichere Richtungen bleibt die Ohm Grenzfluss, nämlich bei Homberg (Ohm) zum zur Oberhessischen Schwelle gehörigen Nördlichen Vogelsberg-Vorland (im Nordosten).

Der namensgebende Fluss Lumda durchfließt das Plateau zentral in (Süd-)Ost/(Nord-)West-Richtung, bis er schließlich bei Lollar in die Lahn mündet.

Mittelmeer-Mjösen-Zone

Der Vordere Vogelsberg bildet einen Riegel innerhalb der sogenannten Mittelmeer-Mjösen-Zone, einer Abfolge von Talsenken, die sich vom französischen Rhonetal über den Oberrheingraben, die Wetterau und das Gießener Becken zum Vorderen Vogelsberg zieht und nach Norden schließlich zum Amöneburger Becken, von dort über den Neustädter Sattel in die Westhessische Senke und weiter über den Leinegraben bis zum Oslograben verläuft.[1]

Städte und Gemeinden

Wichtige Orte auf dem Lumda-Plateau sind die Stadtteile von Staufenberg an der westlichen Nahtstelle zum Marburg-Gießener Lahntal, die Stadtteile von Allendorf im Westen, die Ortsteile Reiskirchens im Süden und die meisten Stadtteile von Grünberg im Südosten – alle Landkreis Gießen.

Blick auf Bernsfeld im Osten des Plateaus. Im Hintergrund rechts ist der Vogelsberg zu sehen

Hinzu kommen die westlichsten Ortsteile von Mücke (Atzenhain und Bernsfeld) im Südosten und die Homberger Ortsteile Bleidenrod, Büßfeld, Schadenbach, Deckenbach und Höingen im Nordosten (alle Vogelsbergkreis), denen sich im Norden die Ebsdorfergrund-Ortsteile Roßberg und Wermertshausen (Landkreis Marburg-Biedenkopf) anschließen.

Im Laubacher Hügelland liegen vor allem die Städte Laubach und Lich nebst Ortsteilen, auf dem Gießener Landrücken die östliche Agglomeration der Stadt Gießen mit Fernwald und dem Nordosten der Gemarkung Pohlheims – alle im Landkreis Gießen.

Im Ohmtal wiederum liegen die wichtigsten Ortsteile von Mücke und Gemünden (Felda), beide Vogelsbergkreis.

Naturräumliche Gliederung

Der Vordere Vogelsberg gliedert sich wie folgt:[2][3]

  • 34 Westhessisches Berg- und Senkenland
    • 349 Vorderer Vogelsberg (568,38 km²)
      • 349.0 Lumda-Plateau (322,65 km²)
      • 349.1 Ohmtal (68,14 km²)
      • 349.2 Gießener Landrücken (92,20 km²)
      • 349.3 Laubacher Hügelland (85,39 km²)

Alle Teile des Naturraumes, auch die höher gelegenen, sind nur teilweise bewaldet und werden stark landwirtschaftlich genutzt.

Flüsse

Die überwiegende Mehrheit aller auf dem Lumda-Plateau quellenden Flüsse entwässert über (von Nord nach Süd) Zwester Ohm, Lumda und Wieseck nach Westen in die Lahn. Im Süden jedoch werden ein Teil des Gießener Landrückens, der Großteil des Laubacher Hügellandes und der äußerste Südwest-Zipfel des Plateaus von der Lahn-Main-Wasserscheide passiert, sodass jenseits dieser Linie entspringende Flüsse, allen voran der Äschersbach, über die Wetter in die Nidda und schließlich in den Main entwässern. Dem gegenüber entwässern einige Flüsse im Nordosten über die grenznah fließende Ohm in die Lahn.

Die folgende Tabelle ist, der Fließrichtung von Ohm und Lahn folgend (und daher an der Wetter flussaufwärts), im Uhrzeigersinn geordnet und beginnt im Nordosten:
(Zur besseren Übersicht bzw. zur Sortierung flussabwärts sind in die DGKZ-Ziffern nach der 258 – Lahn, 2582 – Ohm und 2484 – Wetter Bindestriche eingefügt!):

Flusssystem
Fluss
DGKZ
Länge
[km][4]
Einzugsgebiet
[km²][4]
Abfluss
[l/s][4]
Nebenflüsse
(flussabwärts geordnet)
Ohm Pferdsbach 2582-54 6,8 12,175 90,8
Ohm Schadenbach 2582-552 7,0 18,448 127,7
  • (l) Deckenbach (4,2 km, 8,422 km, 58,6 l/s)
Ohm Erfurtshäuser Bach 2582-562 3,7 6,282 45,8
Ohm Rulfbach 2582-58 9,2 26,254 174,1
  • (r) Höinger Bach (5,8 km)
Lahn Zwester Ohm 258-334 20,0 69,481 405,2
  • (r) Wittelsberger Bach (4,0 km, 13,198 km², 62,2 l/s)
Lahn Lumda 258-36 30,0 131,552 950,4
  • (r) Atzenhainer Bach (2,4 km, 5,499 km², 46,6 l/s)
  • (l) Weidwiesengraben (3,8 km, 6,478 km², 55,1 l/s)
  • (r) Appenbörner Bach (6,9 km, 14,035 km², 117,6 l/s)
  • (r) Kesselbach (5,9 km, 6,896 km², 61,6 l/s)
Lahn Wieseck 258-38 24,3 119,719 663,5
  • (l) Mönchswiesengraben (3,0 km, 9,098 km², 40,8 l/s)
  • (r) Krebsbach (10,5 km, 23,770 km², 151,6 l/s)
  • (l) Bach von Annerod (7,2 km, 18,428 km², 87,5 l/s)
Wetter Albach 2484-36 6,8 16,785 61,5
Wetter Äschersbach 2484-2 13,6 42,855 325,3
  • (r) Jossoler (8,0 km, 14,677 km², 92,9 l/s)
Wetter Lauter 2484-14 7,0 13,585 126,2
Wetter Hirtenbach 2484-12 2,7 6,819 70,6

Berge

Das Lumda-Plateau hat seine höchsten Erhebungen im äußersten Norden, unmittelbar an der Nahtstelle zum Amöneburger Becken. Auch insgesamt ist der nördlich der Lumda gelegene Teil des Plateaus im Durchschnitt höher.

Die wichtigsten und bekanntesten Berge sind:

Hangelstein (Bildmitte) und Lollarkopf (links) vom Gießener Hochhaus aus
  • Mardorfer Kuppe (406,8 m) – äußerster (östlicher) Norden des Nordteils, an der Nahtstelle zum Amöneburger Becken; südwestlich Erfurtshausens, Landkreis Marburg-Biedenkopf
  • Leidenhöfer Kopf (393,4 m)[5] – Nordwesten des Nordteils, an der Nahtstelle zum Amöneburger Becken; südlich Leidenhofens, Landkreis Marburg-Biedenkopf
  • Sennberg (383,1 m)[6] – äußerster (westlicher) Norden des Nordteils, an der nördlichen Nahtstelle zum Amöneburger Becken; nordwestlich Dreihausens, Landkreis Marburg-Biedenkopf
  • Kehrenberg / Neue Heege (383 m)[7] – Gipfel um 383 m sowohl an der Gemarkungsgrenze Dreihausen/Roßberg (Ebsdorfergrund, MR) als auch auf Nordecker Gemarkung (Allendorf, GI)
  • Noll (371 m) – Südosten des Nordteils; nördlich Lumdas, Landkreis Gießen
  • Totenberg (357 m) – Westen; nördlich von Treis, Landkreis Gießen
  • Süßekopf (350 m) – äußerster (Süd-)Südost-Ausläufer des Südteils an der Nahtstelle zum Vogelsberg; Lahn-Main-Wasserscheide; nordöstlich Laubachs, Landkreis Gießen
  • Streitkopf (345,3 m) – höchster Berg des Südteils; Waldname „Aspenstrauch“, am Nordfuß liegt die Siedlung „Am Streitkopf“; Spdosten der Gemarkung Treis
  • Herrmannsberg (331 m) – Nordosten des Nordteils; südlich Hombergs, Vogelsbergkreis
  • Hangelstein (305 m) – äußerster Westen des Südteils, nah dem Gießener Nordkreuz; botanisch interessant; nordwestlich Alten-Busecks, Landkreis Gießen
  • Lollarkopf (281 m) – äußerster Nordwesten des Südteils, nordwestlich des Hangelstein; südöstlich Lollars, Landkreis Gießen
  • Staufenberg (268 m) – äußerster Südwesten des Nordteils, Buntsandstein; Burg Staufenberg, AT; Stadt Staufenberg, Landkreis Gießen

Einzelnachweise

  1. „Geologische Übersichtskarte von Hessen“. Geschichtlicher Atlas von Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Gerhard Sandner: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 125 Marburg – Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1960 → Online-Karte
  3. Karte und Legende zu den Naturräumen Hessens (Internet Archive der Online-Kopie von Die Naturräume Hessens, Otto Klausing 1988) im Umweltatlas Hessen des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie
  4. a b c Gewässerkartendienst des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hinweise)
  5. Scharten auf ca. 352 m an der Kreisgrenze auf der Straße LeidenhofenWinnen (ca. 100 m Abstand der 350 m-Höhenlinien; Lage) und ca. 351 m westlich von Wermertshausen (ca. 50 m Abstand der 350 m-Höhenlinien; Lage).
  6. Scharte auf etwa 338 m unmittelbar südöstlich des Bergs (Lage).
  7. Von Roßberger Seite aus ist der Berg als Kehrenberg eingezeichnet, dort höchste Stelle auf älteren Karten 382,8 m, durch Übertragungsfehler auch zuweilen 392,8 m; auf Nordecker Seite, ebenfalls ältere Karten, 383,1 m; aus aktuellen Karten wird nur deutlich, dass beide Gipfel die 380 m deutlich übersteigen. Die Scharte zum Leidenhöfer Kopf liegt auf 352 m genau dort, wo die der Landesstraße Leidenhofen–Winnen die Kreisgrenze trifft.

Weblinks