Ernst Weinmann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Februar 2022 um 15:35 Uhr durch imported>Anonym~dewiki(31560) (https://schwaebischer-heimatbund.de/festschrift-zur-feier-des-175jaehrigen-bestehens-der-landsmannschaft-ghibellinia-im-cc-zu-tuebingen-1845-2020/).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Ernst Weinmann (* 16. April 1907 in Frommenhausen; † 20. Januar 1947 in Belgrad) war ein deutscher Zahnarzt, SS-Obersturmbannführer und Oberbürgermeister von Tübingen zur Zeit des Nationalsozialismus.

Leben

Ernst Weinmann, älterer Bruder von Erwin Weinmann, absolvierte nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn ein Studium der Zahnmedizin an der Universität Tübingen, das er mit der Promotion abschloss. Er war Mitglied der Landsmannschaft Ghibellinia Tübingen. Der Titel seiner 1931 erschienenen Dissertation lautete Klinische Untersuchungen über die zahnärztliche Diathermie.

Ernst Weinmann (Zweiter von rechts) als Bürgermeister bei der Grundsteinlegung des „Hauses der Jugend“ in Tübingen, 20. Oktober 1935.

Weinmann war bereits 1927 der NSDAP (Mitgliedsnummer 70.136) und SA beigetreten.[1] Nach Studienende wurde Weinmann stellvertretender Kreisleiter und Ortsgruppenleiter der NSDAP in Tübingen und führte die NSDAP-Fraktion im Gemeinderat. Zudem gehörte er dem Führerrat der Universität Tübingen an und war dort vorsitzender Ehrenrichter im Ehrenrat.[2] 1936 trat er der Altherrenschaft der Kameradschaft Langemarck des Tübinger NSDStB bei.[3]

Weinmann wurde 1939 als Nachfolger von Adolf Scheef Oberbürgermeister von Tübingen und bekleidete dieses Amt bis zum April 1945. Während seiner häufigen Abwesenheiten 1940–1941 und seit seinem Einzug 1941 bis Ende November 1942 wurde Weinmann „kommissarisch“ von seinem Beigeordneten und früheren Stadtrat Max Stockburger und anschließend bis 1944 durch den Kornwestheimer Bürgermeister Alfred Kercher vertreten.[4]

Ab 1936 gehörte Weinmann dem Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (SD) an.[1] Er leitete in Tübingen die Außenstelle des SD.[5] Weinmann wechselte 1938 von der SA zur SS (Mitgliedsnr. 308.173) und erreichte in dieser NS-Organisation 1944 den Rang eines SS-Obersturmbannführers.[1]

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war er – wahrscheinlich ab 1940 – im Reichssicherheitshauptamt in der Abteilung IV D tätig.[1] Nach dem Balkanfeldzug wurde Weinmann „Beauftragter für das Umsiedlungswesen beim Militärbefehlshaber in Serbien“ in Belgrad. In dieser Funktion war er in Jugoslawien an Judendeportationen sowie Zwangsumsiedlungen von Slowenen beteiligt. Weinmann wurde der „Henker von Belgrad“ genannt.[6] Im September 1942 wurde Weinmann das Kriegsverdienstkreuz I. Klasse mit Schwertern verliehen.[1]

In den letzten Kriegsmonaten hielt sich Weinmann wieder in Tübingen auf. Kurz vor dem Einmarsch französischer Truppen in die Stadt setzte er Mitte April 1945 Fritz Haussmann (1873–1951) als Leiter einer Notverwaltung ein und tauchte danach unter. Weinmann begab sich Ende 1945 freiwillig in französische Internierung und wurde anschließend nach Jugoslawien ausgeliefert, wo er wegen Beteiligung an der NS-Umsiedlungspolitik angeklagt wurde.[7] Am 22. Dezember 1946 wurde Weinmann in Belgrad zum Tode verurteilt.[1] Das Urteil wurde am 20. Januar 1947 in Belgrad vollstreckt.[8]

Werke

  • Klinische Untersuchungen über die zahnärztliche Diathermie, Diss. 1931.

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Uwe Dietrich Adam: Hochschule und Nationalsozialismus. Die Universität Tübingen im Dritten Reich. Mohr Siebeck, Tübingen 1977, ISBN 3-16-939602-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2007, S. 663.
  2. Uwe Dietrich Adam: Hochschule und Nationalsozialismus. Die Universität Tübingen im Dritten Reich. Mohr Siebeck, Tübingen 1977, S. 52, 77.
  3. http://www.historische-kommission-muenchen-editionen.de/rektoratsreden/pdf/Tübingen_1940_Hoffmann_Stickl_Bericht_u._Reden.pdf
  4. Tübinger Oberbürgermeister seit 1805 (Memento vom 16. September 2008 im Internet Archive) auf www.tuebingen.de
  5. Horst Junginger: Tübinger Exekutoren der Endlösung – Effiziente Massenmörder an vorderster Front der SS-Einsatzgruppen und des Sicherheitsdienstes, S. 3 (pdf; 61 kB).
  6. Rundgang zur Geschichte der Juden in Tübingen (Memento vom 15. August 2004 im Internet Archive) auf www.tuebingen.de
  7. Karl Moersch, Reinhold Weber: Die Zeit nach dem Krieg: Städte im Wiederaufbau, Band 37, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 3-17-019724-X, S. 370.
  8. Karl Moersch, Reinhold Weber: Die Zeit nach dem Krieg: Städte im Wiederaufbau, Band 37, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 3-17-019724-X, S. 394.