Jan Wellem (Schiff)

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Jan Wellem
Die Jan Wellem
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Deutsches Reich Deutsches Reich
andere Schiffsnamen

Württemberg (1921–1935)

Schiffstyp Passagierschiff (Kombischiff)
Walfang-Fabrikschiff
Rufzeichen DIAE
Heimathafen Hamburg
Wesermünde ab 1936
Eigner Hapag
1. Deutsche WalfangGmbH
Bauwerft Bremer Vulkan, Bremen
Umbau bei
Blohm & Voss, Hamburg
Baunummer 597
Stapellauf 8. August 1921
Indienststellung 10. November 1921
6. September 1936
als Walfabrikschiff
Verbleib 1947 verschrottet
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
142,8 m
ab 1935: 147 m (Lpp)
Breite 17,76 m
ab 1935: 21,76 m
Tiefgang max. 9,98 m
ab 1935: 9,42 m
Vermessung 8.895 BRT
ab 1935: 11.776 BRT
 
Besatzung 130 / ab 1936: 250
Maschinenanlage
Maschine 3-Zylinder-Kolbendampfmaschine mit Abdampfturbine (1929)
Maschinen-
leistung
5.000 PS (3.677 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
13 kn (24 km/h)
Maschinenanlage ab 1935
Maschinen-
leistung
45.002 PS (33.099 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
11,5 kn (21 km/h)
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit bis 1934: 11.660, ab 1935: 15.000 tdw
Zugelassene Passagierzahl 1924–34: 588 III. Klasse

Die Jan Wellem war das erste Walfang-Fabrikschiff unter deutscher Flagge. Sie entstand 1935 bei Blohm & Voß in Hamburg durch Umbau des Kombischiffs Württemberg der Hapag. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 führte die Jan Wellem drei Fangreisen in der Antarktis durch.

Das im Zweiten Weltkrieg von der Kriegsmarine genutzte Schiff wurde 1940 in Narvik schwer beschädigt. Zuletzt von den Alliierten in Kiel als Wellenbrecher bei Sprengungen genutzt, wurde es 1947 in einer Werft abgewrackt.

Vorgeschichte

Die spätere Jan Wellem lief am 8. August 1921 als Fracht- und Passagierschiff Württemberg auf der Werft Bremer Vulkan in Bremen-Vegesack vom Stapel und wurde am 30. Oktober 1921 von der Hapag in Dienst gestellt. Sie konnte 746 Passagiere aufnehmen und fuhr anfangs hauptsächlich die Route Hamburg – New York. Ab dem 31. Januar 1923 wurde das Schiff im La Plata-Dienst der Reederei zusammen mit den Schwesterschiffen Bayern, Baden, Sachsen und Hessen eingesetzt.[1] Ab 1924 wurden nur noch bis zu 588 Kabinengäste der III. Klasse transportiert.

Walfangmutterschiff

Von 1935 bis 1936 wurde die Württemberg auf der Werft Blohm & Voß in Hamburg im Auftrag der im März 1935 in Bremerhaven gegründeten Ersten Deutschen Walfang-Gesellschaft mbH zu einem Walfang-Fabrikschiff umgebaut. Die auftraggebende Gesellschaft war eine Tochter der Firma Henkel. Der Name Jan Wellem bezieht sich auf den Kurfürsten Johann Wilhelm II. von Pfalz-Neuburg (1679–1716), dessen Reiterstandbild in Düsseldorf, dem Firmensitz des Kapitalgebers, liebevoll „Jan Wellem“ genannt wird.

Das Schiff war nach dem Umbau 147 m lang (vorher 142,8 m), 21,76 m breit (17,8 m), der Tiefgang betrug 9,42 m (9,6 m), und es verdrängte etwa 17.500 Tonnen. Vermessen wurde die Jan Wellem mit 11.776 BRT, gegenüber den 8895 BRT der Württemberg. Die Kolbendampfmaschine, seit 1929 mit Abdampfturbine versehen, lieferte 4500 PSw (vorher 4250 PSw) und ermöglichte dem wesentlich vergrößertem Schiff eine Geschwindigkeit von immer noch 11,5 Knoten gegenüber den zuvor möglichen 13 kn.

Eingebaut wurden Fleisch-, Speck- und Knochenkocher, eine Fleischmehlanlage, Kühlräume und Tanks für Walöl. Gleichzeitig wurde das Schiff durch Einbau eines über dem Hauptdeck liegenden Schlachtdecks erhöht. Das Heck erhielt die für Walfangschiffe typische viereckige Öffnung, das sogenannte Slip, über dessen schiefe Ebene die erbeuteten Wale an Deck gezogen wurden.

Die Fangboote Treff I bis Treff VI wurden bei H. C. Stülcken Sohn (vier Boote) und Deschimag Seebeck AG (zwei Boote) gebaut. Sie hatten eine Größe von 330 BRT, waren 36,6 m lang, erreichten mit ihren 1260 PSi leistenden Maschinen eine Geschwindigkeit von 12 kn und hatten eine Besatzung von jeweils 15 Mann. Nach den Erfahrungen mit diesen Booten kamen später die weiterentwickelten Boote Treff VII und Treff VIII mit jeweils 350 BRT hinzu, ebenfalls auf der Stülckenwerft gebaut.

Die Jan Wellem wurde am 6. September 1936 in Dienst gestellt und lief mit ihren sechs Fangbooten in das Südpolarmeer aus. Bei Kriegsausbruch hatte sie insgesamt drei Reisen unter Kapitän und Fangleiter Otto Kraul in den Südlichen Ozean absolviert. Der Ertrag der ersten Saison 1936–37 bestand aus 920 Walen; das ergab 61.992 Fässer Walöl. Der Schriftsteller Wolfgang Frank erlebte eine der Antarktis-Walfangreisen auf der Jan Wellem mit. Seine Erlebnisse verarbeitete er in drei Büchern.[2] Auch schrieb er das Drehbuch für den ebenfalls 1939 entstandenen Dokumentarfilm Walfänger in der Antarktis von Gerhard A. Donner.

Kriegseinsatz

Die Jan Wellem (links) im Hafen von Narvik

Im Herbst und Winter 1939 wurde die Jan Wellem von der Kriegsmarine zu einem sogenannten Stützpunktschiff umgerüstet und dann am 20. Januar 1940 von Kiel nach Murmansk geschickt, wo sie am 4. Februar ankam. Von dort verlegte sie schließlich in die sogenannte Basis Nord im Fjord Sapadnaja Liza westlich von Murmansk. Bei der deutschen Invasion von Norwegen im April 1940 (Unternehmen Weserübung) diente sie als Versorgungstanker und lief dazu von der Basis Nord zur Versorgung der deutschen Zerstörer nach Narvik. Am 28. April 1940 wurde die Jan Wellem in Narvik von britischen Truppen während des Rückzugs nach der Schlacht um Narvik gesprengt, dabei brannten die vorderen zwei Drittel des Schiffes aus.

Nach der Hebung im Juli 1940 konnte das Schiff erst 1943 als Heizöldepot in Libau wiederverwendet werden. Es wurde 1945 bei der Evakuierung des Memellandes beschädigt und lag nach dem Kriegsende in Kiel.

Endschicksal

In Kiel wurde das beschädigte Schiff als Wellenbrecher bei der Sprengung des dortigen U-Bootbunkers „Kilian“ eingesetzt, um das gegenüberliegende Ufer vor möglichen Schäden einer durch die Sprengung ausgelösten Flutwelle zu schützen.

Die Jan Wellem wurde am 6. Juni 1946 in der Heikendorfer Bucht von den britischen Besatzungstruppen versenkt, später gehoben und 1947 nach England überführt und dort abgewrackt.

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Frank: Der wiedererstandene deutsche Walfang. Dargestellt an der Entwicklungsgeschichte der ersten deutschen Walfang-Gesellschaft in Verbindung mit einem Reisebericht über die 2. „Jan-Wellem“-Expedition. Henkel & Cie., Düsseldorf 1939
  • Wolfgang Frank: Waljäger. Auf Walfang im südlichen Eis. H. Köhler, Hamburg 1938, 180 S.
  • Kurt Eisermann: Sie jagten den Wal in der Antarktis. Deutschlands Beteiligung am Walfang im 20. Jahrhundert. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 799. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven Juli 2016, S. 2–3 (Digitalisat [PDF; 2,4 MB; abgerufen am 27. Juli 2019]).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die beiden letzteren wurden allerdings nur als Frachter genutzt.
  2. Waljäger. Auf Walfang im südlichen Eis (1938), „Wal in Sicht!“ (1939) und Der wiedererstandene deutsche Walfang. Dargestellt an der Entwicklungsgeschichte der ersten deutschen Walfang-Gesellschaft in Verbindung mit einem Reisebericht über die 2. „Jan-Wellem“-Expedition (1939).