Joint Direct Attack Munition

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. März 2022 um 01:37 Uhr durch imported>Atc(95389) (→‎Varianten: Tabelle ergänzt.).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Freifallbomben mit JDAM-Nachrüstsatz
Zwei F-15E „Strike Eagle“ werfen JDAM ab, Afghanistan 2009
Joint Direct Attack Munition

(deutsch etwa gemeinsame Munition für direkten Angriff), kurz JDAM, ist ein Nachrüstsatz für diverse ungelenkte Bomben der Streitkräfte der Vereinigten Staaten und anderer Nationen. Die so aufgerüsteten nun präzisionsgelenkten Bomben werden ebenfalls als JDAM bezeichnet. Die Lenkung erfolgt für gewöhnlich durch ein kombiniertes INS/GPS-System, wobei auch Rüstsätze mit Laserzielsystem verfügbar sind. JDAMs wurden seit dem Kosovokrieg im Jahre 1999 in sehr großer Zahl (weit über 10.000-mal) eingesetzt und sind eines der wichtigsten Luft-Boden-Waffensysteme der westlichen Welt. Der Preis eines Nachrüstsatzes für die mit Abstand am häufigsten verwendeten Bombenkörper der Mk-80-Serie beträgt aktuell (Stand: 2011) etwa 30.000 US-Dollar.[1]

Varianten

GBU-31-Bomben werden zum Flugdeck der USS Harry S. Truman transportiert
Bezeichnung Gewichtsklasse Verfügbare
Gefechtsköpfe
Länge Durchmesser
GBU-31 ~1000 kg Mk 84, BLU-109, BLU-117 3,88 m 46 cm
BLU-119 3,77 m 37 cm
GBU-32 ~500 kg Mk 83, BLU-110 3,04 m 36 cm
GBU-38 ~227 kg Mk 82, BLU-111

Sonstige Versionen und Bezeichnungen

  • GBU-29: 2000 Pfund / 907 kg, von Martin Marietta, nicht produziert
  • GBU-30: 1000 Pfund / 454 kg, Martin-Marietta, nicht produziert
  • GBU-34: Gefechtskopf BLU-116 (2000 Pfund / 907 kg), Lockheed Martin, nicht produziert
  • GBU-35: Gefechtskopf BLU-110 (1000 Pfund / 454 kg), alte Bezeichnung der GBU-32 der US Navy
  • GBU-36: 1000 Pfund / 454 kg, „GAM – GPS-Aided Munition“ von Northrop Grumman, Vorläufer der JDAM
  • GBU-37: Gefechtskopf BLU-113 (4500 Pfund / 2041 kg), „GAM – GPS-Aided Munition“ von Northrop Grumman, Vorläufer der JDAM
  • GBU-52: GBU-31 (2000 Pfund / 907 kg) mit Lasersensor (LJDAM)
  • GBU-54: GBU-38 (500 Pfund / 227 kg) mit Lasersensor (LJDAM)
  • GBU-72: 5000 Pfund / 2268 kg, erstmals im Oktober 2021 getestet

Lasergelenkte Varianten (LJDAM)

Eine konventionelle JDAM (links) und eine LJDAM (rechts, mit Schutzkappe für die Laseroptik)

Boeing entwickelte mit der Laser Joint Direct Attack Munition (LJDAM, GBU-5x) eine Variante mit Lasersensor. Sie kann zusätzlich gegen bewegliche Ziele eingesetzt werden, allerdings nur bei ausreichend guter Sicht. Bei Bedarf wird das Sensormodul noch kurz vor dem Einsatz an der Spitze der Bombe montiert. Am 30. Juni 2006 testete eine F-16 der US-Luftwaffe erfolgreich eine 500 Pfund (227 Kilogramm gesamt, 87 Kilogramm Gefechtskopf) schwere LJDAM vom Typ GBU-38 gegen einen fahrenden gepanzerten Transporter. Boeing erhielt am 18. Mai 2007 einen ersten Vertrag zur Lieferung von 600 Lasersensormodulen für 28,8 Millionen Dollar.

Entwicklung

Im Zweiten Golfkrieg (1991) erwiesen sich die verfügbaren Luft-Boden-Waffen als zu wenig treffsicher bei schlechter Sicht und aus mittleren und großen Höhen. Darauf begann die USA 1992 auf gemeinsame Initiative der Teilstreitkräfte Air Force und Navy -- daher die Bezeichnung joint im Namen -- mit der Entwicklung von präzisionsgelenkten Bomben.[2] Über einen ab 1995 von McDonnell Douglas (seit 1997 Boeing) entworfenen Nachrüstsatz können konventionelle ungelenkte („dumme“) Freifallbomben in gelenkte („smarte“) Bomben verwandelt werden. Ursprünglich war die Anschaffung von 87.000 Einheiten geplant, die von allen Kampfflugzeugen und Bombern der US-Luftwaffe sowie der US-Marine aus eingesetzt werden sollten. Während der Testphase von 1998 bis 1999 wurden mehr als 450 JDAMs verwendet. Erstmals zum Kampfeinsatz kam JDAM am 24. März 1999 im Kosovokrieg, als zwei B-2-Bomber je 16 derartige Bomben auf serbische Ziele abwarfen.

Technik

Die JDAM-Erweiterung besteht aus einem mit Steuerflächen ausgestatteten Navigationsmodul, das am Heck einer ungelenkten Bombe montiert wird. Nach dem Ausklinken wird die Bombe mittels Inertialnavigation und GPS-Unterstützung in das programmierte Ziel gesteuert. Aus großer Höhe abgeworfen beträgt die Reichweite etwa 28 Kilometer. Für die Genauigkeit gibt die Luftwaffe eine Kreisfehlerwahrscheinlichkeit von 13 Metern an, wenn GPS genutzt wird. Ein Nachrüstsatz kostete 2005 durchschnittlich rund 22.000 US-Dollar.

Plattformen

Sie können von folgenden Plattformen verwendet werden:

Geplant ist ihr Einsatz mit F-35 Lightning II.

Einsatz

Ein Gebäude im Irak wird mit sechs GBU-38 bombardiert, eine der Bomben ist noch im Endanflug zu sehen

Von 1999 bis Anfang 2006 sind über 15.000 JDAMs abgeworfen worden. Das geplante Produktionsziel liegt bei 217.746 JDAM-Bomben bis 2011, davon 149.237 für die Luftwaffe und 68.509 für die Marine der USA. Darüber hinaus hat Boeing 18 weitere internationale Kunden für diesen Bombentyp; den Anfang machte im Jahr 2000 Israel, gefolgt unter anderem von Australien, Deutschland, Großbritannien und Norwegen.

Die deutsche Luftwaffe bestellte am 24. Juli 2008 LJDAM-Rüstsätze, welche neben der GPS-Navigation auch per Laser ins Ziel gesteuert werden können. Die Erprobung durch die WTD 61 am Tornado wurde Ende 2009 erfolgreich abgeschlossen.[3]

Literatur

  • Andreas Parsch: Boeing JDAM. In: Directory of U.S. Military Rockets and Missiles. 21. August 2008, abgerufen am 11. Januar 2013 (englisch).

Weblinks

Commons: Joint Direct Attack Munition – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. DEPARTMENT OF THE NAVY FISCAL YEAR (FY) 2006/FY 2007 BUDGET ESTIMATES (Memento des Originals vom 31. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.finance.hq.navy.mil
  2. Air Force: Joint Direct Attack Munition GBU- 31/32/38
  3. a b GAF Tornado Integrates Laser JDAM Weapon. In: Airforce Technology. 7. Dezember 2009, abgerufen am 11. Januar 2013 (englisch).