Santiago Maldonado

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Santiago Andrés Maldonado (* 25. Juli 1989; † 1. August 2017[1]) war ein argentinischer Menschenrechtsaktivist. Er setzte sich für die Rechte der indigenen Bevölkerungsgruppe der Mapuche in ihrem Kampf gegen den Textil-Konzern Benetton ein. Eine Kommission von 55 Experten stellte am 24. November 2017 fest, dass Santiago Maldonado im Fluss Chubut nach einer Unterkühlung ertrank.[2] Die unklaren Umstände seines Todes lösten in Argentinien eine politische Krise aus. Am 29. November 2018 schloss der zuständige Richter Gustavo Lleral den Fall. Als Todesursache legte er Ertrinken fest; eine Entführung mit Freiheitsberaubung wurde ausgeschlossen.[1]

Leben und Tod

Datei:Benetton Chubut - Territorio Mapuche Recuperado.jpg
Widerstand gegen die Gebietsaneignungen durch die Benetton Gruppe im Gebiet der Mapuche

Santiago Maldonado stammte aus Buenos Aires und setzte sich in dem seit langem herrschenden Konflikte um Landrechte in Südargentinien für die Rechte der Mapuche ein. Die indigene Volksgruppe beschuldigt die Compañía de Tierras del Sud Argentino, die seit 1991 dem Benetton-Konzern gehört,[3] ihr Land illegal gekauft zu haben.[4] In der Provinz Chubut fordern die Indigenen von dem italienischen Textil-Konzern die Rückgabe von Ländereien, die in ihrer Tradition als heilig gelten. Benetton nutzt das etwa eine Million Hektar große Gebiet zur Schafzucht.[5]

Am 1. August 2017 löste die Argentinische Polizei gewaltsam eine Demonstration der Mapuche auf. Santiago Maldonado hatte an einer Demonstration gegen eine Räumung durch die Polizei teilgenommen. Mehrere Augenzeugen berichteten, dass Maldonado von Polizisten in ein Fahrzeug gesperrt und dann abtransportiert wurde.[4] Seitdem war Maldonado verschwunden.

Am 17. Oktober 2017 wurde der Leichnam von Santiago Maldonado in dem Fluss Rio Chubut in Patagonien gefunden. Mit der Leiche wurden auch der Ausweis und die Jacke Maldonados gefunden. "An einer Stelle, wo jetzt zum vierten Mal gesucht wurde",[6] sagte die Anwältin der Familie des Opfers. "Ganz offensichtlich ist irgendetwas geschehen, damit dieser Körper jetzt an diesem Ort auftaucht."[6] Sie stellte damit den Verdacht in den Raum, dass in diesem Fall manipuliert wurde. Der Flusslauf war zuvor mehrfach von Tauchern abgesucht worden. Der Fall von Santiago Maldonado wurde der Staatsanwaltschaft übergeben. Sie forderte auch eine forensische Untersuchung an. Die Behörden teilten mit, Maldonado sei ertrunken und es gebe keine Anzeichen von Gewalteinwirkung.[7]

Am 21. Oktober 2017 gab der Richter Gustavo Lleral nach einer zwölfstündigen Autopsie mit 55 Experten bekannt, dass der Körper von Maldonado keine Verletzungen aufweise. Der Abschlussbericht der Expertenkommission legte am 24. November 2017 als Todesursache "Ertrinkung und Unterkühlung" ohne externe Gewalteinwirkung fest.[8][9] Nach endgültiger Evaluation der Beweise schloss Richter Lleral den Fall am 29. November 2018. Er legte Ertrinken als Todesursache fest.[1]

Politischer Hintergrund

Datei:Desde Colonia preguntamos Dónde está Santiago Maldonado?.jpg
Wo ist Santiago Maldonado? Solidaritäts-Demonstration in Uruguay

Nachdem Maldonado Anfang August 2017 verschwunden war, entstand in Argentinien eine landesweite Debatte über Polizeigewalt. Die Möglichkeit, dass staatliche Behörden den Aktivisten Maldonado willkürlich verschleppt haben könnten oder den Mördern Hilfe geleistet haben, weckte bei vielen Argentiniern die Erinnerung an die grausigen Verbrechen während der argentinischen Diktatur von 1976 bis 1983.[10] In dieser Zeit verschwanden zwischen 9000 und 30.000 Menschen in Argentinien.[11][12][13]

Seit dem Ende der Diktatur fehlt von 210 Menschen in Argentinien jede Spur, teilte die NGO "Coordinator Against Police and Institutional Repression" mit. Im ganzen Land in Krankenhäusern, an Bus-Stationen, in Fußballstadien und anderen Plätzen tauchten Schilder mit der Aufschrift: "Wo ist Santiago Maldonado? Der Staat ist verantwortlich." auf.[14]

Am 22. Oktober 2017 fanden in Argentinien Parlamentswahlen statt. So fiel der Mordfall in den laufenden Präsidentschaftswahlkampf in Argentinien 2017. Nach dem Fund der Leiche sagten alle Parteien die letzten Wahlkampfauftritte ab.[11]

Proteste

Der ungeklärte Tod Santiago Maldonados setzte die Regierung von Präsident Mauricio Macri unter Druck. Die Familie und Menschenrechtsorganisationen machten die Grenzpolizei für das Verschwinden des Aktivisten verantwortlich. Im September und Oktober 2017 wurden landesweit zahlreiche Solidaritätskundgebungen für Maldonado und gegen die Gewalt der Sicherheitsbehörden organisiert.[15] Mitte August 2017 demonstrierten zehntausende Menschen auf der Plaza de Mayo in Buenos Aires gegen Maldonados Verschwinden und machten die Regierung von Mauricio Macri dafür mitverantwortlich[4]. Die etwa 10.000 Demonstranten verlangten auch den Rücktritt Ministerin Patricia Bullrich. Sie ist für die Polizei Argentiniens zuständig. Die Demonstranten riefen "Santiago wurde von der Polizei getötet."[12]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c La Justicia determinó que Santiago Maldonado murió ahogado en el río y no fue víctima de una desaparición forzada | Por Loreley Gaffoglio, 29 de Noviembre de 2018. In: infobae.com .
  2. Maia Jastreblansky: Caso Maldonado: los peritos coinciden en que murió por “asfixia por sumersión” y que el cuerpo no estuvo en tierra. In: La Nación (Argentina) . 25. November 2017.
  3. Ramiro Barreiro (13. Januar 2017). La histórica disputa de Benetton y los mapuches en Patagonia se agrava con 14 heridos. El País (abgerufen am 22. Oktober 2017)
  4. a b c Jürgen Vogt: Opposition in Argentinien: Von Santiago Maldonado keine Spur. In: Die Tageszeitung: taz. 29. August 2017, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 22. Oktober 2017]).
  5. Deutsche Welle (www.dw.com): Offenbar Leiche des argentinischen Aktivisten Santiago Maldonado gefunden | Aktuell Amerika | DW | 19.10.2017. Abgerufen am 21. Oktober 2017.
  6. a b tagesschau.de: Leichenfund erschüttert Argentiniens Wahlkampf. Abgerufen am 21. Oktober 2017.
  7. Argentine activist's body identified. In: BBC News. 21. Oktober 2017 (bbc.com [abgerufen am 22. Oktober 2017]).
  8. La autopsia confirmó que Santiago Maldonado murió ahogado. In: www.diariopopular.com.ar .
  9. Clarin.com: Caso Maldonado: "No hubo lesiones en el cuerpo", dijo el juez tras la autopsia. Abgerufen am 22. Oktober 2017 (spanisch).
  10. Daniel Politi, Ernesto Londoño: Police and Protesters Clash Over Disappearance of Argentine Activist. In: The New York Times. 2. September 2017, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 21. Oktober 2017]).
  11. a b tagesschau.de: Leichenfund erschüttert Argentiniens Wahlkampf. Abgerufen am 21. Oktober 2017.
  12. a b Argentinien: "Santiago wurde von der Polizei getötet". In: Die Zeit. 22. Oktober 2017, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 22. Oktober 2017]).
  13. INFORME "NUNCA MÁS" - Comisión Nacional sobre la Desaparición de Personas (CONADEP) - Informe Sábato - Investigación de violaciones de derechos humanos cometidos en Argentina durante la dictadura militar - Fundación ACCIÓN PRO DERECHOS HUMANOS (www.fundacionpdh.org). In: www.derechoshumanos.net .
  14. Argentine protester's disappearance reminiscent of the country's years of dictatorship. In: Public Radio International. (pri.org [abgerufen am 22. Oktober 2017]).
  15. Argentinien: Offenbar Leiche von Menschenrechtsaktivist gefunden. In: Spiegel Online. 20. Oktober 2017 (spiegel.de [abgerufen am 21. Oktober 2017]).