Lainzer Tunnel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. März 2022 um 18:01 Uhr durch imported>Mö1997(1688590) (Tote Links durch ORF Archivlinks ersetzt).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Lainzer Tunnel
Lainzer Tunnel
Einfahrt vom Bahnhof Wien Meidling in den Lainzer Tunnel (2015)
Nutzung Eisenbahntunnel
Verkehrsverbindung Westbahn, Südbahn, Donauländebahn
Ort Wien
Länge 9,434 km, mit Anschlüssen 11,073 kmdep1
Anzahl der Röhren 1, Streckenweise 2 Röhren jeweils eingleisig
Querschnitt zweigleisig
Bau
Bauherr ÖBB Infrastruktur AG
Baukosten 1,3 Milliarden Euro
Baubeginn 1999
Fertigstellung 9. Dezember 2012 (fahrplanmäßige Inbetriebnahme)
Lage
Lainzer Tunnel (Wien)
Koordinaten
Westportal 48° 12′ 23″ N, 16° 14′ 5″ O
Ostportal (Meidling) 48° 10′ 13″ N, 16° 19′ 16″ O
Ostportal (Inzersdorf) 48° 9′ 48″ N, 16° 19′ 56″ O

Der Lainzer Tunnel, benannt nach dem Bezirksteil Lainz, ist ein 9,434 km langer Bahntunnel in Wien, der seit 9. Dezember 2012 die Westbahnstrecke mit der Südbahnstrecke, der Ostbahnstrecke und der Donauländebahn (Richtung Zentralverschiebebahnhof Wien-Kledering) verbindet.

Zweck des Vorhabens war die Erhöhung der Kapazität im Ost-West-Transit. Die bestehende, teilweise eingleisige Verbindungsbahn zwischen Wien Hütteldorf und Wien Meidling wird durch den Lainzer Tunnel entlastet. Dort frei werdende Kapazitäten können auch zur Erweiterung des Nahverkehrsangebotes genutzt werden, das bis 2025 mit dem durchgehend zweigleisigen Ausbau, der Errichtung von zwei neuen Stationen und dem Umbau bestehender Stationen attraktiviert werden soll.

In der PR-Arbeit wurde der Lainzer Tunnel auch als Wildschweintunnel bezeichnet, da der unterfahrene Lainzer Tiergarten häufig mit den dort vorkommenden Wildschweinen assoziiert wird.

Strecke

Die Tunnelstrecke beginnt im Westen bei der S-Bahn-Station Wien Wolf in der Au der Westbahn, etwa 2 km westlich der U- und S-Bahn-Station Wien Hütteldorf (siehe Streckendiagramm der Westbahn). Dort entstand auch der unterirdische Knoten Hadersdorf, eine Verknüpfung mit der neuen Hochleistungsstrecke von St. Pölten nach Wien (Wienerwaldtunnel), die am gleichen Tag in Betrieb genommen wurde.

Die Strecke verläuft dann im Westen Wiens (13. Gemeindebezirk, Hietzing) unterhalb des Lainzer Tiergartens, des Höhenzuges TrazerbergGirzenbergRoter Berg, von Speising ostwärts nahe an der bestehenden Verbindungsbahn und mündet vor dem Bahnhof Wien Meidling in die Südbahnstrecke bzw. vor der Station Wien Inzersdorf in die Donauländebahn (siehe Streckendiagramm dieser Bahn).

Der Lainzer Tunnel ist Teil der Westbahn und der Europäischen Hochgeschwindigkeitsstrecke Paris–Bratislava bzw. –Budapest.

Der einröhrige, zweigleisige Tunnel kann von Personenzügen mit 160 km/h befahren werden, von Güterzügen mit 120 km/h. Die Güterschleife des Tunnels ist mit 100 km/h befahrbar.[1]

Geschichte

Planung

Die Planung wurde 1992 aufgenommen. Die Fertigstellung wurde ursprünglich bis 2006 erwartet.[1]

Bau

Die staatliche Eisenbahn-Hochleistungsstrecken-Aktiengesellschaft (HL-AG) wurde 1990 mit der Planung und 1996 mit der Bauausführung betraut. Ab 1999 wurde an der Verknüpfung mit Westbahn und Wienerwaldtunnel gebaut. Im Zuge der ÖBB-Reform 2005 wurden die Agenden der HL-AG von der ÖBB Infrastruktur Bau AG übernommen.

Nach der Abweisung von Anrainereinsprüchen gegen das Projekt durch den Verwaltungsgerichtshof im Juli 2006[2] wurde im Oktober 2006 mit dem eigentlichen Tunnelvortrieb begonnen. Wie der ORF am 31. Mai 2007 berichtete, wurde der Bau des Tunnels vom Verwaltungsgerichtshof aufgrund einer Beschwerde von Anrainern jedoch wieder gestoppt.[3]

Nachdem von der ÖBB-Infrastruktur Bau AG zugesichert wurde, den Bedenken der Anrainer entsprechend besseren Beton mit höherem Brandwiderstand zu verwenden, wurde vom Infrastrukturministerium am 4. Juni 2007 ein neuer Baubescheid erlassen.[4]

Am 22. Mai 2009 wurde der Durchschlag gefeiert,[5] im April 2011 der erste Gleisstrang fertiggestellt.[6]

Inbetriebnahme

Die Fahrleitung im Tunnel wurde am 20. Juni 2012 dauerhaft unter Spannung gesetzt.[1]

Der reguläre Bahnbetrieb wurde mit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2012 aufgenommen, gleichzeitig mit der Fertigstellung des Wienerwaldtunnels und den ersten fertiggestellten Bahnsteigen des neuen Wiener Hauptbahnhofs.

Seit 14. Dezember 2014 werden neben Güterzügen auch ICE-Züge von Deutschland kommend durch den Tunnel zum Flughafen Wien-Schwechat geführt.[7] Seit der mit Dezember 2015 erfolgten Vollinbetriebnahme des Wiener Hauptbahnhofs werden alle Fernverkehrszüge der ÖBB von und nach Wien durch den Tunnel zum Hauptbahnhof und nicht mehr wie zuvor teils auch zum Westbahnhof geführt. Täglich verkehren stündlich pro Richtung drei Railjets und alle zwei Stunden ein ICE. Vom Fahrplanwechsel im Dezember 2017 bis Fahrplanwechsel im Dezember 2019 bediente auch die WESTbahn stündlich den Wiener Hauptbahnhof und fuhr diesen auf direkter Strecke durch den Tunnel an. Von März bis Oktober 2020[8] und von November 2020 bis Anfang Juli 2021 bediente die WESTbahn aufgrund der COVID-19-Pandemie den Bahnhof Meidling und nutzte daher wieder den Lainzer Tunnel.[9]

Daten und Fakten

  • Streckenlänge: 9,434 km; mit Anschlüssen: 11,073 km
  • Tunnellänge: 12,3 km; mit Anschlüssen (und Rettungsstollen): 15,4 km
  • Gesamtlänge der Gleisum- und -neubauten: 25,3 km
  • Oberleitung: Stromschiene
  • Kunstbauten: 7 Anfahrschächte und -bereiche, 4 Portale, 28 Sicherheitsausstiege, 4 Betriebsgebäude, 4 Neu- bzw. Umbauten von S-Bahn-Haltestellen, 6 Straßenquerungen, 10 Bahnquerungen, 5 Fuß- und Radwegquerungen, 2 Bachquerungen, 3 Einbautenkollektoren[10]

Das Bauwerk ist mit Punktförmiger Zugbeeinflussung und ETCS Level 2 ausgerüstet.[1]

Einzelnachweise

Weblinks

Commons: Lainzer Tunnel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien