Pugliese-Torpedoverteidigungssystem

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Das Pugliese-Unterwasserschutzsystem am Beispiel der Littorio-Klasse. Der große Zylinder, die kleinen Röhren und das konkav geformte Schott sind gut zu erkennen.

Das Pugliese-Unterwasserschutzsystem war ein passives System zur Verminderung des Schadens durch Torpedos und Seeminen bei Schiffen. Es wurde Anfang der 1930er Jahre vom italienischen Chefkonstrukteur Umberto Pugliese entwickelt und galt als innovativer Ansatz.

Verbaut wurde in den neuen italienischen Schlachtschiffen der Littorio-Klasse, auf den älteren Schiffen der Conte di Cavour- und der Caio Duilio-Klassen wurde es bei deren Modernisierungen nachgerüstet.

Im praktischen Einsatz erwies sich das System als kontraproduktive Fehlkonstruktion.

Wirkungsweise

Das System bestand aus einem großen Zylinder, der mit kleinen wasserdichten Röhren gefüllt war und in der jeweils äußersten Kammer des Schiffsrumpfes angebracht wurde. Der Theorie zufolge würde die von der Explosion eines Torpedos erzeugte Druckwelle den großen Zylinder zerstören und dabei ihre Energie verbrauchen. Der Großteil der im Zylinder enthaltenen Röhren sollte intakt bleiben und die Überflutung der getroffenen Abteilung begrenzen, da das Wasser nicht in die Röhren eindringen konnte. In der Praxis jedoch blieb der Zylinder intakt, denn die Druckwelle einer Explosion nahm den Weg des geringsten Widerstands um den Zylinder herum und wurde so mit voller Wucht auf das Schott an der Innenseite der Kammer geleitet. Dieses Schott war jedoch konkav geformt, da es an die Form des Zylinders angepasst sein musste, um diesen in seiner Position zu halten. Dies ist die ungünstigste Form, um einer Druckwelle standzuhalten, ähnlich einem falsch herum gebauten Staudamm wird die gesamte Energie auf einen Punkt fokussiert, was zum Bruch des Schotts und Wassereinbruch in die dahinter liegenden Abteilungen führt. Diese „Weiterleitung“ der Wucht einer Torpedoexplosion machte das gesamte System schlimmer als nur nutzlos. Während selbst die älteren Schlachtschiffe aller Nationen meist zwei bis drei Torpedotreffer verkraften konnten, gerieten die italienischen schon durch einen einzigen Treffer in tödliche Gefahr. Da das System nicht ohne einen massiven Umbau zu ersetzen war, mussten die italienischen Schlachtschiffe im gesamten Krieg mit diesem Nachteil ins Gefecht gehen.

Zusätzlich verbrauchte das System ein relativ großes Volumen, das nicht anderweitig verwendet werden konnte. Dies war ein Nachteil gegenüber konventionellen Torpedoverteidigungssystemen, die aus einer Mischung leerer und mit Flüssigkeit gefüllter hintereinander liegender Abteilungen bestanden und bei denen die mit Flüssigkeit gefüllten Abteilungen als Treibstoffbunker verwendet werden konnten (die Kammern wurden bei Verbrauch des Treibstoffs mit Wasser aufgefüllt).

Weblinks