Neumann CMV3
Das Neumann CMV3 oder Telefunken Kondensator Mikrofon ELA M 301/1, umgangssprachlich auch als Neumann-Flasche oder Hitler bottle bezeichnet, war das erste serienmäßig hergestellte Kondensatormikrofon. Das von Georg Neumann entwickelte Mikrofon wurde ab 1928 gebaut und von der Georg Neumann & Co. in Berlin ab 1930 weltweit vertrieben.
Entwicklung und Technik
Die Abkürzung CMV steht für Condensator-Mikrofon-Verstärker.[1] Georg Neumann stellte zunächst zwei Prototypen des Mikrofones her, bis die dritte Version tauglich war und in Serie ging – daher CMV3. Verwendet wurde eine Elektronenröhre von Telefunken mit der Bezeichnung RE 084k. Diese benötigte eine Heizspannung von 4 V und 100 V Anodenspannung. Für das CMV3 gab es Kapseln (Membrane) mit unterschiedlicher Richtcharakteristik. Sie wurden je nach Einsatz aufgeschraubt. Der Apparat wog 1,6 kg, war 32,5 cm hoch und hatte einen Durchmesser von 9 cm.[2]
Typen
Das über 15 Jahre hergestellte Mikrofon wird teilweise als Ur-Neumann bezeichnet und es gab es in verschiedenen Abwandlungen. Die Mikrofone bekamen mindestens je eine Bezeichnung von Neumann als auch von Telefunken. Neumann schloss mit Telefunken einen Vertrag für den weltweiten Vertrieb. Alle Neumann-Mikrofone für den Export trugen das Telefunken-Logo und eine Telefunken-Seriennummer. Dies änderte sich erst in den späten 1950ern, als Neumann einen eigenen US-Vertrieb aufbaute.
Die Firma B.L.U.E. Microphones aus den USA baut ein Retro-Mikrofon mit der Typenbezeichnung CMV3A, das dem CMV3 nachempfunden ist.[3]
Einsatz
Das CMV3 wurde bei fast allen großen Ansprachen von Nationalsozialistischen Ministern und Politikern eingesetzt. Bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 bestand das Mikrofon seinen Test vor großem Publikum. Neumanns Mikrofone und damit seine Firma wurden nach dem Kriegsbeginn von den Nazis als kriegswichtig eingestuft. Die Georg Neumann & Co. KG bekam einen Bombenschein und konnte so nach Gefell in Thüringen umziehen. In den USA wurde das Mikrofon auch Hitler bottle („Hitler-Flasche“) genannt.[4] Das Neumann CMV3 war seit seiner Einführung in den 1930er-Jahren bis in die 1950er-Jahre im Einsatz. Das Mikrofon ist im Film Lili Marleen (1981) von Rainer Werner Fassbinder zu sehen, als Hanna Schygulla das titelgebende Stück singt.[5]
Einzelnachweise
- ↑ Studer und Revox, gesichtete 20. Januar 2016 [1]
- ↑ Infos von Jogis Röhrenbude, gesichtete 20. Januar 2016 [2]
- ↑ http://www.coutant.org/12mics/
- ↑ NPR: Couple's Custom Microphones Carry Colorful Past, gesichtet 21. Januar 2016 [3]
- ↑ Barbara Möller: Genie und Guru: Die nächste „Fassbinder“-Doku fürs Kino. In: DIE WELT. 30. April 2015 (welt.de [abgerufen am 16. März 2022]).