Charles Bonaventure de Longueval

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Charles de Bucquoy, Kupferstich von Matthäus Merian mit dem aus dem Werk Theatrum Europaeum von 1662
Bucquoy in der Schlacht am Weißen Berg, Porträt von Pieter Snayers, Schloss Rohrau, Graf Harrach’sche Familiensammlung

Charles Bonaventure de Longueval, Comte de Bucquoy, auch Boucquoi oder Buquoy (* 9. Januar 1571 in Arras; † 10. Juli 1621 in Neuhäusel, Budweiser Kreis) war ein bedeutender kaiserlicher Feldherr im 17. Jahrhundert und ein Feldmarschall im Dreißigjährigen Krieg, der die Militärstrategie der Kaiserlichen Armee maßgeblich beeinflusste.

Leben

Jugend und Beginn der Laufbahn

Er wurde um den 9. Januar 1571 in Arras als Sohn von Maximilian von Longueval, Baron von Vaux und – seit 1580 – Graf von Buquoy und seiner Frau Margueritha de Lille geboren. Er war seit 1606 verheiratet mit Maria Magdalena de Biglia aus Mailand († 1654 in Gratzen in Südböhmen). Bei seinen Vorfahren handelt es sich um ein ursprünglich französisches Geschlecht, Uradel der Landschaft Santerre in der Picardie. Sein Vater war als Kriegsoberster unter Alexandro Farneses Führung vor Tournai gefallen, der zuerst unter dem Erzherzog Albrecht von Österreich gedient hatte und später als General der Artillerie an den Feldzügen am Rhein 1596 bis 1598 und 1599 teilgenommen hatte.

Karl Bonaventura von Buquoy verdiente sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts zunächst in der spanischen Armee in Flandern erste militärische Meriten im Kampf gegen Franzosen und Niederländer. Vor Emmerich gefangen und ausgelöst, bewies er, bei der Schlacht von Nieuwpoort 1600 von Moritz von Nassau geschlagen, seine kriegerische Tüchtigkeit aufs Neue bei der Belagerung Ostendes und bei der Einnahme von ’s-Hertogenbosch. 1602 zum kaiserlichen Generalfeldzeugmeister ernannt, wurde er 1606 Statthalter des Hennegau und kam 1610 als Gesandter an den französischen Hof.

In der Folgezeit stieg er rasch in der militärischen Hierarchie auf. Im Jahre 1618 bestimmte ihn Kaiser Matthias zum Oberbefehlshaber seiner Truppen und ernannte ihn zum Feldmarschall.

Dreißigjähriger Krieg

Im Kampf gegen die aufständischen Standesherren und die Protestantische Union in Südböhmen errichtete er in Dráchov sein Heerlager. Am 10. Juni 1619 legte Bucquoy einen Hinterhalt, in den ein nach Budweis vorrückendes Söldnerheer unter Mansfeld geriet. In der daraufhin entbrennenden Schlacht bei Sablat im Juni 1619 bei Wodnian (Vodňany) in Südböhmen musste Mansfeld eine schwere Niederlage hinnehmen und Bucquoy konnte mit Hilfe des ihm untergebenen Wallenstein die Stadt Budweis in Südböhmen behaupten. In der Fortsetzung der Kämpfe bei Netolitz (Netolice) eroberten die Söldner Buquoys mehrere böhmische Städte und Schlösser. Auch die den protestantischen von Neidegg gehörende Burg Albrechtsberg an der Großen Krems wurde verwüstet.

Auf die Kunde von Gábor Bethlens Einfall in Ungarn im September 1619 drang Bucquoy mit 16.000 Mann bis an die Donau vor und machte dem Feind den Übergang über den Fluss mit Erfolg streitig. Anschließend entsetzten Bucquoys Truppen das von Bethlen Gábor belagerte Wien. Bei Eggenburg schlug Bucquoy ein böhmisches Heer unter Thurn.

Nach dem Rückzug der evangelisch-lutherischen Böhmen und der Ungarn warb er eine Armee von 20.000 Mann, verteidigte Österreich gegen die erneut eingedrungenen Böhmen und konnte diese vertreiben. Im September 1620 stieß er bei Krems zum Heer der Liga und wurde im Gefecht bei Rakonitz verwundet.

Am 8. September 1620 vereinigten sich seine Korps bei Krems mit dem Ligaheer unter Tilly. Diese überlegene Streitmacht schlug das protestantische Heer am 8. November 1620 in der Schlacht am Weißen Berg. Buquoy konnte in dieser Schlacht das Kommando des rechten Flügels allerdings nicht persönlich führen, sondern musste aufgrund seiner Verletzung vom Wagen aus die Schlacht mitmachen.

Danach eroberte Buquoy für Ferdinand II. die Burg Karlstein und zwang die mährischen Stände zum Huldigungseid auf den habsburgischen Kaiser. Anfang 1621 bat er um seine Entlassung, blieb jedoch im Dienst, als ihm der Kaiser die konfiszierten ehemals Schwanbergschen Herrschaften Gratzen, Rosenberg, Sonnberg und weitere verlieh.

Im Februar 1621 marschierte Buquoy erneut gegen den in Ungarn eingefallenen Gábor Bethlen. Er zog zunächst nach kurzer Belagerung in Preßburg ein und begann im Juni 1621 die Belagerung von Neuhäusel (heute Nove Zamky in der Slowakei). Dort kam er am 10. Juli 1621 bei der Abwehr eines Ausfalls der Belagerten ums Leben und wurde am 28. August in der Rosenberger Kirche beerdigt. Der Oberbefehl über seine Truppen ging an Rudolf von Tiefenbach über.

Karl von Buquoy hatte nie eine Schlacht gewagt, wenn der Ausgang ungewiss erschien und gilt als Meister der defensiven Kriegsführung (Ermattungsstrategie).

Familie

Er war mit Magdalene von Biglia aus Mailand verheiratet. Sie war die Tochter des Balthasar Biglia (Bia) Graf von Sarona und der Justine Visconti Gräfin von Carbonaro. Das Paar hatte einen Sohn:

  • Karl Albert de Longueval, Graf von Bu(c)quoy, Baron de Vau(l)x, Grande von Spanien, Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, königlich spanischer Statthalter der Grafschaft Hennegau, * 1607, † Mons 23. März 1663; er war verheiratet mit Marie-Guillemette de Croy, Comtesse de Solre, und hinterließ acht Kinder, von denen
  1. Landelin als kaiserlicher Oberst 1691 in der Schlacht bei Szlankamen gegen die Türken fiel,
  2. Karl Philipp Prince de Longueval (vom König von Spanien 1688 in den Fürstenstand erhoben) Baron de Vaux et de Rosenberg, auf Gratzen und Rosenberg in Südböhmen, * 1636, † 1. Dezember 1690 in Wien, in erster Ehe 1670 verehelicht war mit Maria Margarethe de Hornes, Stiftdame zu Mons, in zweiter Ehe mit Marie de Beausignies. Er hatte aus erster Ehe zwei Töchter und zwei Söhne, die ohne Nachkommen verstarben. Er schloss mit seinen Neffen, den Söhnen des Albert Karl Graf von Buquoy, einen Erbvertrag mit Einsetzung der Majorats-Erbfolge im Fideikommiss Gratzen und Rosenberg.
  3. Albert Karl, kaiserlicher Hof- und Kriegsrat, der den Mannesstamm des Geschlechts fortpflanzte.

Rezeption

Durch die kaiserliche Entschließung von Franz Joseph I. vom 28. Februar 1863 wurde Buquoy in die Liste der „berühmtesten, zur immerwährenden Nacheiferung würdiger Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs“ aufgenommen, zu deren Ehren und Andenken auch eine lebensgroße Statue in der Feldherrenhalle des damals neu errichteten k.k. Hofwaffenmuseums (heute: Heeresgeschichtliches Museum Wien) errichtet wurde. Die Statue wurde 1873 vom Bildhauer Carl Kundmann aus Carrara-Marmor geschaffen, gewidmet wurde sie von Graf Georg von Bucquoy.[1]

Literatur

  • Jörg-Peter Findeisen: Der Dreißigjährige Krieg. Graz 1998, S. 168–172.
  • Carl von LandmannBucquoi, Karl Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 497–500.
  • Golo Mann: Wallenstein – Sein Leben, 2. Auflage 1971 S.Fischer Verlag Frankfurt am Main. Graf Buquoy, ISBN 3-10-047903-3, S. 163 ff., 167, 176, 186, 201, 204, 235, 423 f.
  • Roman von Procházka: Genealogisches Taschenbuch erloschener böhmischer Herrenstandsfamilien. Ergänzungsband, herausgegeben vom Vorstand des Collegium Carolinum (Institut), Forschungsstelle für die böhmischen Länder in München, 1990 R. Oldenbourg Verlag München, ISBN 3-486-54051-3, S. 85 bis 87.
  • Friedrich Hermann Schubert: Bucquoi, Karl Bonaventura Graf von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 712 f. (Digitalisat).
  • Hans Sturmberger: Aufstand in Böhmen. Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges. München 1959.
  • Arnold Baron von Weyhe-Eimke: Karl Bonaventura Graf von Buquoy. Wien 1876 (mit ausführlicher Schilderung der Schlacht).
  • Buquoi (de Longueval) Barone de Vaux. In: Der Wappen des böhmischen Adels. Siebmacher´s Wappenbuch, IV. Band, 9. Abteilung. Nürnberg 1886, S: 109 f. und Wappentafel 59; Reprint: Neustadt an der Aisch 1979 (= J. Siebmacher´s großes Wappenbuch; Band 30)

Weblinks

Commons: Karel Bonaventura Buquoy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Johann Christoph Allmayer-Beck: Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Das Museum und seine Repräsentationsräume. Kiesel Verlag, Salzburg 1981, ISBN 3-7023-0113-5, S. 31.